Sandbostel. 78 Jahre ist es her, dass die Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge im Stalag XB Sandbostel von englischen Soldaten befreit wurden. Aus diesem Anlass lädt die Stiftung Lager Sandbostel für Sonnabend, 29. April, zu einer Gedenkveranstaltung ein.
Bis zum Kriegsende durchliefen mehr als 313.000 Gefangene aus der ganzen Welt den Lagerkomplex, heißt es in einer Mitteilung der Stiftung. Den sowjetischen Soldaten habe die Wehrmacht jeglichen Schutz durch das Kriegsvölkerrecht verweigert. Tausende von ihnen starben an Hunger und Krankheiten, die genaue Zahl ist bis heute nicht bekannt. Im April 1945 kamen etwa 9500 Häftlinge aus dem kurz zuvor geräumten KZ Neuengamme und einigen Außenlagern im Bremer Raum nach Sandbostel. Trotz der verzweifelten Bemühungen des internationalen Widerstandskomitees der Kriegsgefangenen, den KZ-Häftlingen in den Tagen vor der Befreiung zu helfen, starben Tausende an Krankheiten, Erschöpfung und unmittelbarer Gewalt durch die Wachmannschaften.
Die britische Armee befreite am 29. April 1945 insgesamt 14.000 Kriegsgefangene und 7000 KZ-Häftlinge. Die Soldaten fanden insbesondere in dem Bereich, in dem die KZ-Häftlinge untergebracht waren, katastrophale Bedingungen vor. Nach der Befreiung versuchte das britische Royal Army Medical Corps den befreiten KZ-Häftlingen zu helfen, aber es starben auch nach der Befreiung noch über 500 KZ-Häftlinge an Erschöpfung, Auszehrung und an Infektionskrankheiten.
Die Gedenkveranstaltung beginnt um 16 Uhr auf der Kriegsgräberstätte Sandbostel (ehemaliger Lagerfriedhof, Bevener Straße) mit einem Grußwort von Landrat Marco Prietz und einer Ansprache von Franciska Henning vom Young Committee der Amicale Internationale KZ Neuengamme (AIN).
Um 17.30 Uhr wird die Veranstaltung in der ehemaligen Lagerküche in der Gedenkstätte Lager Sandbostel fortgesetzt mit einem Grußwort der stellvertretenden niedersächsischen Ministerpräsidentin und Kultusministern Julia Willie Hamburg. Es folgen Reden von Dominique Lorenc, der Tochter des ehemaligen französischen Kriegsgefangenen Stefan Lorenc, und von Anna Maria Sambuco, der Präsidentin der italienischen Associazione Nazionale ex Internati (ANEI). Musikalisch wird die Veranstaltung von Stasya Zubova (Geige) begleitet.