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Jugendtreff vertagt Tarmstedter Gemeinderat gar nicht entscheidungsfreudig

Zukunft des Jugendtreffs und Bau eines Fahrradunterstands in Tarmstedt: Der Gemeinderat zeigt sich unentschlossen. Warum beide Themen in den jeweiligen Fachausschuss überwiesen wurden.
05.09.2025, 12:00 Uhr
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Von Johannes Heeg

Nicht gerade von seiner entscheidungsfreudigen Seite hat sich jetzt der Tarmstedter Gemeinderat gezeigt. Mit der Zukunft des Jugendtreffs und dem Bau eines kleinen Fahrradunterstands standen nur zwei Themen auf der Tagesordnung des öffentlichen Teils der jüngsten Sitzung, und beides wurde in den jeweiligen Fachausschuss überwiesen. Nach gut einer halben Stunde waren die Sachen abgehandelt.

Worum geht's beim Jugendtreff?

Stand jetzt will die Gemeinde die Öffnungszeit von derzeit zwei Nachmittagen pro Woche ab 2026 auf einen halbieren. Begründet wurde das im März mit der schlechten Finanzsituation der Gemeinde: Mit der Kürzung könnten 15.000 Euro im Jahr gespart werden. Beschlossen wurde im Frühjahr auch: Falls die wegfallenden Gemeindegelder bis Ende August 2025 durch Spenden kompensiert werden, solle über den zweiten Betreuungstag des Jugendtreffs neu beraten werden.

Wie sieht es mit den Spenden aus?

Es sind Spenden eingegangen, allerdings nur einige Hundert Euro. Was auch daran gelegen haben könnte, dass die Spendenaktion überhaupt nicht beworben wurde, wie die SPD-Ratsfrau Sylvia Best auf eine Anfrage aus dem Publikum einräumte. Es habe "Signale gegeben, dass Personalkosten nicht mit Spendengeldern bezahlt werden" dürften. Daher sei der vorbereitete Spendenbrief gar nicht erst in Tarmstedt verteilt worden.

Wie steht es derzeit um die Finanzen der Gemeinde Tarmstedt?

Dazu gab es in der Sitzung keine klare Aussage. Vor einigen Tagen hatte der Vorsitzende des Finanzausschusses, Bernd Sievert (SPD), auf Anfrage der Redaktion gesagt, dass die finanzielle Lage Tarmstedts im Moment gar nicht so schlecht sei: „Wir haben keine Schulden und wir brauchen keine Kredite.“ Und weil in diesem Jahr die Tarmstedter Ausstellung so gut gelaufen sei, brauche die Ausstellungs-GmbH kein frisches Geld von der Gemeinde. Er gehe davon aus, dass es gelingen werde, den zweiten Öffnungstag des Jugendtreffs zu retten. In der Sitzung gab Gemeindedirektor Oliver Moje allerdings zu bedenken, dass die Ausstellungs-GmbH immer noch 800.000 Euro Schulden bei der Gemeinde habe und dass auf dem Gelände weitere Investitionen nötig und geplant seien.

Was wurde nun entschieden?

Nichts, was die derzeitige Unsicherheit über den zweiten Öffnungstag des Jugendtreffs beendet hätte. Stattdessen verwies der Gemeinderat das Thema ohne inhaltliche Diskussion an den Ausschuss für Familie, Jugend und Senioren, der am kommenden Mittwoch, 10. September, 19.30 Uhr, im Rathaus tagt. Dazu sollen auch Vertreter des Sozialpädagogischen Vereins Sofa eingeladen werden, der das Personal stellt. Gegen die Vertagung gestimmt hat Sylvia Best. Es sei bereits alles dazu gesagt, argumentierte sie, allen müsse klar sein, dass der Jugendtreff ohne den zweiten Öffnungstag nicht funktionieren werde. "Wir haben das Geld in diesem Jahr und in den nächsten Jahren", sagte sie, "erst recht, wenn die geplanten Windräder stehen."

Warum wurde auch der geplante Unterstand für Fahrräder vertagt?

Offenbar gibt es Bedenken, ob der vorgeschlagene Standort für den überdachten Unterstand an der Einmündung Poststraße/Hauptstraße der richtige ist. Dort könne es Probleme mit den Lkw geben, die den dortigen Supermarkt beliefern, sagte Bernd Sievert, der die Sitzung leitete. Daher solle sich der Bau- und Wegeausschuss die Sache ansehen, möglicherweise müsse das Häuschen woanders errichtet werden. Der bestehende Fahrradunterstand am Busbahnhof bleibt bestehen.

Was sagt die Fahrradinitiative?

Die hätte sich zwar eine großzügige und moderne Fahrradabstellanlage nach Grasberger Vorbild gewünscht, als sie das Projekt vor zwei Jahren angeschoben hat. Was nun geplant sei, setze aber auch "ein deutliches Zeichen", wie Peter Vollhardt von der Fahrradinitiative Tarmstedt betonte. Auch mit der kleinen Abstellanlage werde Fahrradfahren in Tarmstedt sichtbarer. Auf einer Visualisierung der Verwaltung ist eine Art Buswartehäuschen mit Platz für acht bis zehn Fahrräder zu sehen.

Steht die Finanzierung?

Das ist offenbar noch unklar. Bisher ging die Verwaltung wohl davon aus, dass 60 bis 65 Prozent der auf 12.000 Euro geschätzten Baukosten aus öffentlichen Fördertöpfen kommen und dass der kommunale Eigenanteil komplett von der Stiftung Windpark Wilstedt Süd übernommen wird. Auf einen Hinweis einer Bürgerin, wonach Eigenmittel der Gemeinde bei solchen Vorhaben zwingend erforderlich seien, äußerte sich Gemeindedirektor Moje in der Sitzung vorsichtiger: Es gebe da Spielräume, und es sei nicht völlig ausgeschlossen, dass die Stiftungsgelder den Eigenanteil der Gemeinde ersetzen könnten. Das müsse aber noch abschließend geklärt werden.

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