Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Skulptur für den Brink Kunstwerk in Wilstedt verbindet Glauben und Wissen

Ein neues Kunstwerk entsteht in Wilstedt, es verbindet Glauben und Wissen. Was sich der Künstler Bertram Tauerschmidt für den Brink ausgedacht hat.
10.07.2025, 20:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Johannes Heeg

Wer sich in diesen Tagen auf dem Brink in Wilstedt umschaut, der entdeckt in dem Baustellengewühl immer wieder was Neues. Da wurde eine Hecke gepflanzt, an den Rankbögen sitzen nun Klematis, auf der Fläche neben der Apotheke wird bald Gras wachsen. Und nähert man sich dem kirchlichen Gemeindehaus, erblickt man eine Infotafel, die offensichtlich zu einem Kunstwerk gehört. Die Begriffe Oloid und Holoid fallen dem Betrachter ins Auge, es gibt einen QR-Code, den man mit dem Handy einscannen kann, und ein Name steht auch drauf. Auch Löcher im neuen Pflaster deuten darauf hin, dass hier was geplant ist. Aber wo ist das Kunstwerk?

"Es ist in Arbeit", sagt der Mann, der das zweiteilige Objekt ersonnen hat. Bertram Tauerschmidt heißt der Künstler, mit ihm muss man sprechen, um mehr zu erfahren. Bei ihm zu Hause stehen mehrere Modelle, nach denen ein Kunstschmied in Sottrum das fünf Meter hohe Oloid-Objekt gerade baut. Dieses besteht aus zwei gleich großen Ringen, die im Winkel von 90 Grad ineinander verschränkt und an einem Kreuz befestigt sind. "Die beiden Kreise stehen für Glauben und Wissen", erklärt der 78-Jährige. Sie stehen auch für die Kirchengemeinde und die politische Gemeinde Wilstedt, die im Zusammenwirken den Bau des kirchlichen Gemeindehauses in Wilstedt ermöglicht hätten. Die Spitze auf dem Kreuz weise in die Unendlichkeit, sagt Tauerschmidt, und das Material der Skulptur, die bald rosten werde, zeige die Vergänglichkeit.

Videos per QR-Code abrufbar

Neben dem fünf Meter hohen Eisenmast wird der Holoid im Erdreich verankert. Das ist ein mit Blech ummanteltes Gebilde, in dessen Inneren sich ebenfalls zwei um 90 Grad verschränkte Ringe befinden. Würde der Holoid nicht fest montiert, könnte man ihn dank seiner eigenwilligen Form leicht ins Rollen bringen. Eines der Videos, die sich über den QR-Code der Infotafel aufrufen lassen, zeigt das etwa 1,50 mal ein Meter große Objekt in Bewegung. Der Film ist in Buchholz entstanden, wo Tauerschmidts Sohn Olaf lebt, mit dessen Hilfe der gelernte Schiffsmaschinenbauer den Holoid gebaut hat.

Die Geschichte der Oloid-Holoid-Skulptur, die wohl Mitte August aufgestellt wird – derzeit härten die Fundamente aus -, begann vor etwa einem Jahr. "Wir brauchen ein Kunstwerk für den Brink, hat mir unser Bürgermeister bei einem unserer gemeinsamen Geburtstagsbesuche im Dorf gesagt", erzählt Tauerschmidt. Also habe er sich in seine Werkstatt begeben und "langsam an die Sache rangetastet". Das Ergebnis werde nun bald zu sehen sein. Ein Honorar nehme er für seinen Entwurf nicht, und auch den Holoid schenke er der Gemeinde, in der er sich sehr wohl fühle. "Ich bin vor 30 Jahren nach Wilstedt gezogen und bin von den Menschen in den Vereinen und in der Kirche gut aufgenommen worden", sagt der einstige Bremer, der lange in Sottrum gelebt hat. Dafür wolle er sich bedanken.

Stets im Gleichgewicht

Das Oloid-Holoid-Objekt ist das erste Kunstwerk Tauerschmidts, das im öffentlichen Raum stehen wird. Besucht man ihn zu Hause, stellt man schnell fest, wie kreativ der Mann ist. Überall Bildhauerarbeiten aus Speckstein, Gemälde an den Wänden, Objekte aus Holz, viele Möbel selbst gebaut. Im Garten steht ein Kunstwerk, das schon vor 40 Jahren entstanden ist. Drei gleich große Stahlscheiben hat Tauerschmidt so aufgehängt, das sie sich stets im Gleichgewicht befinden. "Sie stehen für Körper, Geist und Seele", erklärt er. Sie müssten im Gleichgewicht sein, "dann geht es uns gut". Eins hänge vom anderen ab, das eine ergänze das andere – auch die beiden Ringe des Oloid-Holoid-Projekts seien dafür ein Symbol. "Glauben und Wissen, Kirche und Gemeinde sind zunächst einmal jeweils geschlossene Dinge. Wenn sie aber ineinander greifen und sich vermischen, dann werden wir schlauer", sagt Tauerschmidt.

Und vielleicht, nein, ganz bestimmt, tragen solche Denkanstöße dazu bei, dass zur großen Sammlung von schönen Tagen im Leben von Bertram Tauerschmidt immer weitere dazukommen. "Ein schöner Tag ist für mich, wenn viele gute Sachen passieren, wenn ich mit anderen Menschen lachen kann, wenn ich sie verstehen kann und das Gefühl habe, dass auch ich verstanden werde. Das macht mich glücklich." Gleichwohl sei ihm klar, "dass wir zwar in einer super guten Zeit leben, aber leider auf Kosten der Zukunft. Wir gehen nicht achtsam mit den Ressourcen unserer Welt um".

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)