Noch tut sich nichts auf der planierten Sandfläche an der Straße Hinter den Höfen in Wilstedt – außer dass sie langsam zuwächst. Als die WÜMME-ZEITUNG vor einem Jahr über die Pläne für den Umzug der Hausarztpraxis im Haus Löhbergstraße 1 in einen Neubau im Bereich der Bahnhofstraße berichtete, stand an der Stelle noch das "Bargfredehaus", wie es im Dorf genannt wurde. Das leer stehende Wohngebäude wurde unterdessen abgerissen, um Platz für das Ärztehaus zu machen, und eigentlich sollte dort schon was zu sehen sein.
Woran liegt es, dass trotz vorliegender Baugenehmigung weder das Fundament gegossen noch Mauern hochgezogen wurden? Die Antwort gab Bürgermeister Traugott Riedesel in der jüngsten Ratssitzung: Es liegt am Geld. Weil es bei dem Bauvorhaben um die Sicherung einer Einrichtung zur Grundversorgung der ländlichen Bevölkerung geht, hat der Investor beim zuständigen Amt für regionale Entwicklung einen Zuschuss beantragt. Um 200.000 Euro sei es gegangen, so Riedesel, das Amt habe seine Zustimmung zunächst signalisiert, um die Wirtschaftlichkeit sicherzustellen. Später aber habe die Behörde zu verstehen gegeben, dass es wohl doch nichts wird mit der Förderung aus dem Steuertopf. Irgendwie hänge das mit der vorgezogenen Bundestagswahl und dem fehlenden Bundeshaushalt 2025 zusammen.
Um das für das Dorf wichtige Projekt Ärztehaus nicht zu gefährden, springe nun die Gemeinde Wilstedt ein: Der Gemeinderat habe vor vier Wochen in einer nicht öffentlichen Sitzung – bei einer Neinstimme und einer Enthaltung – beschlossen, den Bau des Ärztehauses mit 120.000 Euro zu unterstützen. Per Vertrag werde festgelegt, dass die Summe vollständig zurückgezahlt werden müsse, wenn das Haus nicht mindestens 20 Jahre als Arztpraxis genutzt werde. Aus dem gleichen Grund sei das kirchliche Gemeindehaus mit 80.000 Euro gefördert worden und werde derzeit die ehemalige Sparkasse für rund 400.000 Euro zu einer Apotheke umgebaut. "Es geht um Daseinsfürsorge", so Riedesel.
Der Gemeinde-Zuschuss zum Ärztehaus betrage rund zehn Prozent der auf 1,25 Millionen Euro geschätzten Baukosten. Vier Arztarbeitsplätze seien vorgesehen, die Eröffnung sei zunächst für Anfang 2026 geplant gewesen, werde sich wohl aber bis April 2026 verzögern.