Wilstedt. Wenn die sechs Windräder im neuen Windpark Wilstedt-Süd wie geplant arbeiten, erzeugen sie rund 100 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr. Einen Teil des Gewinns speisen Betreibergesellschaft WPD und Grundstückseigentümer in eine neue Stiftung ein, die "Stiftung Windpark Wilstedt Süd". Diese soll in den kommenden 20 Jahren insgesamt rund 800.000 Euro für gemeinnützige Zwecke ausschütten, gab der Vorsitzende Traugott Riedesel jetzt bekannt.
Sind schon Projekte gefördert worden?
Ja, bislang seien rund 20.000 Euro ausgeschüttet worden. Beispielsweise hat die KGS Tarmstedt Geld für eine neue Außentischtennisplatte für den 5. und 6. Jahrgang bekommen. Den Wunsch hatten Schülerinnen und Schüler im Vorfeld der Projekttage im letzten Schuljahr formuliert. Zudem hat die Stiftung das Junge Blasorchester Wilstedt (JBO) unterstützt, die Werkelei in Wilstedt, den Seniorenbeirat der Samtgemeinde Tarmstedt, die Feuerwehr Schmalenbeck und den Heimatverein Wilstedt, der einen kleinen Trecker zur Pflege des Wilstedter Apfelpfads bekommen hat.
Wer kann Geld bekommen?
Laut Satzung soll insbesondere das gemeindliche und kulturelle Leben der Menschen unterstützt werden, die in einem Umkreis von fünf Kilometern um den Windpark herum leben. Profitieren können daher außer Wilstedt auch die Gemeinde Vorwerk und Teile der Gemeinde Grasberg. Etwas sperrig heißt es in der Satzung: Die Förderung verfolge den Zweck, die subjektiv und objektiv empfundenen Einflüsse des Windparks auf die unmittelbar betroffenen Bürgerinnen und Bürger indirekt materiell und ideell auszugleichen. Pflichtaufgaben der Gemeinden seien davon ausgenommen.

Diese Tischtennisplatte auf dem Außengelände der KGS Tarmstedt wurde von der neuen Wilstedter Windparkstiftung gefördert.
Welche Projekte können gefördert werden?
Zweck der Stiftung ist die Förderung der Jugend- und Altenhilfe, Erziehung, Volks- und Berufsausbildung, von Kunst und Kultur, der Landschaftspflege, des Umweltschutzes, des öffentlichen Gesundheitswesens und des Sports. Unterstützt werden sollen Vorhaben, die das dörfliche Gemeinschaftsleben stärken, dazu zählen auch Mobilitätsprojekte und die Schaffung von Orten der kulturellen Begegnung.
Wer kann Anträge stellen und wer entscheidet darüber?
Förderanträge stellen können Vereine und Institutionen, die ihren Sitz innerhalb des Fünf-Kilometer-Radius' um den Windpark Wilstedt Süd haben. Die Entscheidung, welche Projekte gefördert werden, treffen Vorstand und Stiftungsrat gemeinsam. Dem Vorstand gehören neben dem Vorsitzenden Traugott Riedesel, der auch Bürgermeister von Wilstedt ist, Hermann Cordes (Wilstedt) und Manfred Burfeind (Wilstedt) an. Im Stiftungsrat sitzen Christoph Cordes (Wilstedt), Christoph Meyer (Grasberg), Tarmstedts Bürgermeisterin Hella Rosenbrock, Heiko Bahrenburg (Wilstedt) und André Kück.
Wann kommen die Stiftungsgremien zusammen?
Viermal im Jahr. Die nächste Sitzung beider Gremien ist für den 6. Dezember geplant. Förderanträge können im Gemeindebüro Am Brink 2 eingereicht werden. Künftig sollen Anträge auch über eine Stiftungswebsite gestellt werden können, die 2024 online gehen soll. Homepage und Stiftungs-Logo seien derzeit noch in Arbeit. Auch werde es schon bald eine eigene E-Mail-Adresse geben.
Wie ist das Verhältnis zur bestehenden Wilstedter Bürgerstiftung, die vom ersten Windpark gespeist wird?
Beide Stiftungen wollen eng zusammenarbeiten und sich bei der Förderung von Projekten abstimmen, sagt Riedesel. Vorstellbar sei, dass beide Stiftungen auch gemeinsam Projekte unterstützen. Um den Austausch sicherzustellen, sei André Kück bewusst in den Gremien beider Stiftungen vertreten.
Was unterscheidet die beiden Windpark-Stiftungen?
Die neue Stiftung ist als Verbrauchsstiftung angelegt. Sie ist bereits bei ihrer Gründung mit 180.000 Euro ausgestattet worden und bekommt über 20 Jahre jährlich 24.000 Euro vom Betreiber und von den Grundstückseigentümern dazu. Laut Riedesel stünden insgesamt rund 800.000 Euro zur Verfügung. Nach dem Auslaufen des Windparks soll die Stiftung, wenn ihr Vermögen verbraucht ist, aufgelöst werden.
Wie profitiert die Region noch vom Windpark?
Der Windparkbetreiber zahlt eine "Akzeptanzabgabe" in Höhe von 0,2 Cent je eingespeister Kilowattstunde Strom an die Kommunen in einem Fünf-Kilometer-Radius. Bei prognostizierten 100 Millionen Kilowattstunden im Jahr kämen 200.000 Euro heraus, von denen Wilstedt 60 Prozent bekommt und Vorwerk und Grasberg sich die verbleibenden 40 Prozent teilen. Ab 2024 fließt diese Abgabe auch für den alten Windpark, der etwa 40 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr produziert. Daraus ergeben sich 80.000 Euro, von denen etwas mehr als die Hälfte in Wilstedt bleibt, während der Rest in die Kasse der Gemeinde Tarmstedt fließt.