Landkreise Rotenburg/Osterholz. Die Nachricht aus Hannover hat im Rotenburger Kreishaus für Aufsehen gesorgt. Auch einen Tag, nachdem Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) die Windenergie-Ausbaupläne des Landes bekannt gegeben hat, ist für den Rotenburger Landrat Marco Prietz noch nicht absehbar, wie der Landkreis die ihm auferlegte Aufgabe bewältigen soll. Die nun anstehenden Entscheidungen, so Prietz in einer Stellungnahme, "werden der Politik sicherlich nicht leicht fallen".
Wie berichtet, muss der Landkreis Rotenburg seine Vorrangflächen für Windparks deutlich erweitern. Das geht aus einer Potenzialstudie hervor, die das Niedersächsische Umweltministerium am Montag vorgestellt hat. In einem eigenen Windenergie-Beschleunigungsgesetz sollen die Flächenanteile, die jede Region bis 2026 als Windenergiefläche mindestens ausweisen muss, rechtsverbindlich festgelegt werden. Ziel ist es, mindestens 2,2 Prozent der Landesfläche für die Windkraftnutzung bereitzustellen. In einigen Regionen liegt der Wert darüber, in anderen darunter: Während also der Landkreis Osterholz eine Zielvorgabe von 0,95 Prozent erhalten hat, soll Rotenburg 4,89 Prozent der Landkreisfläche für die Windkraftnutzung bereitstellen.

Landrat Marco Prietz
Erwartungen übertroffen
Rotenburgs Landrat Prietz beeilte sich am Dienstag, ein Bekenntnis zur Windkraft abzugeben: „Der Landkreis unterstützt seit Jahren die Umsetzung der Energiewende", teilte er mit und stellte heraus, dass Rotenburg als einer der wenigen Kreise im Land über ein Regionales Raumordnungsprogramm (RROP) mit rechtskräftigen Regeln zur Windenergie verfüge. Derzeit seien 0,9 Prozent der Kreisfläche als Vorranggebiete Windenergie ausgewiesen. Im Landkreis seien 196 Windräder in Betrieb, 25 Windenergieanlagen seien genehmigt und teilweise in Bau, 29 weitere befänden sich im Genehmigungsverfahren.
Durchaus, so Prietz, habe man im Kreishaus einen Wert von bis zu drei Prozent für möglich gehalten: "Mit den nun vorgelegten fast fünf Prozent hat der Umweltminister alle Erwartungen weit übertroffen." Damit werde sich die für Windenergie im Kreis bereitzustellende Fläche gegenüber heute mehr als verfünffachen. In der Folge werde sich das Erscheinungsbild der Landschaft nachhaltig verändern. "Ein Ausbau der Windenergie in diesem enormen Umfang wird nur dann möglich werden, wenn hinter dieses Ziel andere Belange deutlich zurückgestellt werden. Dies betrifft Abstände zur Wohnbebauung ebenso wie das Landschaftsbild oder den Artenschutz", so Prietz.
"Gewaltige Ausbauziele"
Der Landrat kündigt an, das Zustandekommen des Flächenziels analysieren und auf Plausibilität prüfen zu wollen. Bis zur Sitzung des Umweltausschusses des Kreistages am 1. März werde er der Politik einen Entwurf über die Kriterien zur Ausweisung von Windkraftflächen vorlegen, teilt er mit. Und er bemerkt, dass es auffällig sei, "dass einige ebenfalls sehr ländlich strukturierte Landkreise lediglich knapp ein Prozent der Fläche erreichen müssen, während beispielsweise Rotenburg, Uelzen oder Lüneburg auf fast fünf Prozent ihrer Fläche Windenergie ermöglichen sollen". Aus seiner Sicht sei es "offen, ob das Ausbauziel in dieser Größenordnung erreichbar und verträglich ist".
Die Umsetzung der Pläne werde inklusive der gesetzlich vorgeschriebenen Beteiligungsverfahren mehrere Jahre dauern. "Insofern", so Prietz, "wird die Realisierung der gewaltigen Ausbauziele von Land und Bund trotz aller Anstrengungen erst zum Ende des Jahrzehntes gelingen können.“