Da die Zahl der täglichen Corona-Neuinfektionen kontinuierlich gesunken ist, hatte sich das Bundeskabinett für eine Anpassung der Corona-Arbeitsschutzverordnung ausgesprochen: Seit dem 1. Juli gibt es die Homeoffice-Pflicht als Bestandteil des betrieblichen Infektionsschutzes nicht mehr, während andere Vorschriften weiterhin bestehen bleiben. Auf freiwilliger Basis können Arbeitgeber ihren Angestellten weiterhin das Arbeiten im Homeoffice ermöglichen, was in vielen Fällen in Betrieben und Verwaltungen im Landkreis Verden auch der Fall ist.
Bereits ein Jahr vor Beginn der Corona-Pandemie habe die Verdener Stadtverwaltung die Voraussetzungen für das Arbeiten von zu Hause geschaffen, erklärt Verdens Bürgermeister Lutz Brockmann. „Damals gab es mit 35 Mitarbeitern eine entsprechende Vereinbarung, diese Zahl ist dann im vergangenen Jahr auf ungefähr 140 angestiegen.“ Der größte Teil von ihnen arbeite im Rathaus, wo man eine strikte Teamtrennung praktiziert habe. Insgesamt hat die Verwaltung mit diesem Modell positive Erfahrungen gesammelt, da unter anderem wegfallende Wege die Abläufe beschleunigt haben. „Was jedoch allen gefehlt hat, ist das Miteinander am Arbeitsplatz, und dabei insbesondere die kurzen Gespräche zwischendurch, mit denen sonst viel auf schnellem und unkompliziertem Wege geklärt werden kann“, sagt Brockmann.
Für die 25 Mitarbeiter von Schuhplus, dem Dörverden Spezialisten für Übergrößen, die im Teil-Homeoffice waren und in zwei begegnungsfreien Zeitschichten gearbeitet haben, hat das Ende der Homeoffice-Pflicht auch zugleich das Ende des Arbeitens von daheim aus bedeutet, erläutert Marketingleiter Georg Mahn. Und weiter: „Wir sind froh, dass nun alle wieder in der Firma präsent sind, denn das Arbeiten von zu Hause aus hat in vielen Fällen für Frustration und Isolation gesorgt.“ Rückblickend habe es einige Bereiche gegeben, in denen das Arbeiten im Homeoffice relativ problemlos möglich gewesen sei, beispielsweise für die Programmierer und Grafiker. „Da ist dann nur noch viel Eigendisziplin und Eigenmotivation notwendig.“
Insbesondere in technischer Hinsicht sei man aber oftmals an seine Grenzen gestoßen. Zu langsame Internetverbindungen hätten beispielsweise zu sehr langen Übertragungszeiten beim Versenden von Anhängen geführt, auch seien Videokonferenzen wiederholt aufgrund von Störungen nicht möglich gewesen. "Da gibt es für die ländlichen Gebiete in Deutschland Nachholbedarf", betont Mahn. Und weiter: „Der menschliche Austausch mit Kollegen, das Gespräch im Büro, energiegeladene Diskussionen oder einfach nur der gemeinsam getrunkene Kaffee im Pausenraum – das hat uns gefehlt. Videokonferenzen und E-Mail-Verkehr sind kein Ersatz.“ Auch wenn nun alle wieder zurück im Büro seien – Einzelbüros und Testmöglichkeiten böten die größtmögliche Sicherheit.
25 von 320 Mitarbeitern bei der Verdener Keks- und Waffelfabrik Hans Freitag befanden sich wechselweise im Homeoffice, wie Chefin Anita Freitag-Meyer erzählt. Man habe sich dabei nach dem persönlichen Bedarf der Mitarbeiter in Bezug auf zu betreuende Kinder sowie nach der notwendigen räumlichen Trennung innerhalb der Büros gerichtet. „Wir haben zu Beginn der Pandemie sehr schnell die technischen Voraussetzungen für digital abzuhaltende Meetings geschaffen.“ Inzwischen seien die meisten Mitarbeiter zurück im Büro, doch gebe es bei ihnen über die Pandemie hinaus den Wunsch nach einer fortdauernden Homeoffice-Regelung. Diese müsse nun erarbeitet werden.
Im b-at Ingenieurbüro in Achim hat die Einführung der Homeoffice-Pflicht ebenso wenig Veränderungen gebracht wie deren Abschaffung: „Als Programmierer haben wir auch schon vorher zum großen Teil von zu Hause aus gearbeitet“, sagt Daniel Rudolph, Anlageninbetriebnehmer und Programmierer. Die Arbeit in Corona-Zeiten habe daher weitgehend genauso ausgesehen wie in den Jahren vor der Pandemie.
Ganz ähnlich sieht es auch im Betrieb von Martin Umbach, Informations-Technik, aus: "Unsere Mitarbeiter arbeiten bereits seit etlichen Jahren viel von zuhause aus", sagt der Ottersberger. Große Veränderungen habe es daher während der Pandemie nicht gegeben. In der IT-Branche gehöre das Arbeiten im Homeoffice inzwischen zum Alltag. „Während ich früher bei der Betreuung von Kunden 50.000 Kilometer pro Jahr zurückgelegt habe, sind es aktuell nur noch 10.000", denn die meisten technischen Probleme der Kunden ließen sich inzwischen bequem per Fernwartung lösen. „Man muss also nicht vor Ort sein, was gerade auch in ökologischer Hinsicht viel wert ist.“
40 Mitarbeiter zählt die Gemeindeverwaltung in Oyten, von denen alle jeden zweiten Tag von zu Hause aus gearbeitet haben, sodass immer nur maximal die Hälfte der Mitarbeiter vor Ort war. „Einige wenige praktizieren auch jetzt noch das mobile Arbeiten“, wie Cordula Schröder von der Gemeindeverwaltung berichtet, „die meisten sind mittlerweile zurück an ihrem Arbeitsplatz“. Es müssten nun jedoch zwischen noch nicht vollständig geimpften Mitarbeitern Absprachen darüber getroffen werden, wer wann das Büro nutzen wolle. Außerdem sei eine Dienstanweisung in Arbeit, um den Mitarbeitern auch in Zukunft vermehrt das mobile Arbeiten zu ermöglichen.