Es ist Sommer 1966, die Sonne knallt. Der 16-jährige Heiner Buschmann steht an der Ueser Brücke und wartet auf sein Signal. Immer wenn ein ganz bestimmter Satz fällt, muss er rennen – rüber über die Ueser Brücke. Immer und immer wieder. Und nicht nur er, sondern auch 15 bis 20 seiner damaligen Mitschüler. Gekleidet sind sie dabei alle wie Soldaten der deutschen Wehrmacht. Denn Buschmann ist an diesem Tag als Statist für den britischen Anti-Kriegsfilm "How I won the war" (Wie ich den Krieg gewann) im Einsatz. Der Film, bei dem auch John Lennon mitspielte. An der Brücke in Uesen wurde der Rückzug der Wehrmacht über den Rhein zum Ende des Zweiten Weltkrieges gedreht. Es war in der Umgebung die einzige Brücke, die damals die notwendige Traglast hatte, um einen Panzer zu tragen.
Heute, gut 55 Jahre später, steht Heiner Buschmann bei herbstlichen Temperaturen und Nieselregen wieder an der Ueser Brücke. Der gebürtige Achimer ist mittlerweile nach Hannover gezogen. Das allerdings hält ihn nicht davon ab, seine Wirkungsstätte als Statist noch einmal zu besuchen und gemeinsam mit Reinhard Meyer, Ulrike Zeim und Andreas Zeim vom Beatles-Stammtisch aus Hannover in Erinnerungen an seinen Einsatz zu schwelgen.
"Ich kann gar nicht zählen, wie oft wir damals über die Brücke geschickt wurden", sagt Buschmann. "Die Filmcrew brauchte Aufnahmen von müden und abgekämpften Soldaten und anfangs sahen wir wohl noch zu fit aus." Also wurden sie immer wieder über die Brücke gehetzt. Eine Aufgabe, die alle aber offenbar gerne in Kauf genommen haben, schließlich rechneten sie zu der Zeit noch damit, dass sie im Laufe des Tages auch auf John Lennon treffen würden. Der spielte in dem Film nämlich einen Gefreiten. Allerdings einen, der bei den Szenen in Achim noch nicht zum Einsatz kam.
Der Star fehlt
"Wir haben den ganzen Tag über die Filmcrew immer wieder gefragt, wann denn nun endlich John Lennon kommt", erinnert sich Buschmann. "Schließlich war das für die meisten der Grund, warum sie überhaupt mitgemacht haben." Eine Antwort bekamen sie nie. Im Laufe des Tages kam dann die Gewissheit: Die Beatles-Legende kommt gar nicht. Lennon hatte erst einige Tage später bei den Dreharbeiten in Verden seinen Einsatz. "Ich war natürlich enttäuscht, dass ich ihn nicht treffen würde, aber trotz allem waren die Dreharbeiten eine tolle Erfahrung", resümiert Buschmann. Schließlich führte damals der nicht minder bekannte Richard Lester Regie. "Und ich erinnere mich heute noch, wie wir in der Pause alle zusammen mit Lester Gulaschsuppe gegessen haben." Das könne immerhin auch nicht jeder von sich behaupten und es habe etwas über die Tatsache hinweggetröstet, dass John Lennon nicht vor Ort war.
Neben der Gulaschsuppe gehörte dazu aber wahrscheinlich auch das Geld, das die Statisten damals für ihren Einsatz bekamen "Es waren 60 Mark für einen Tag", sagt Buschmann. Während seiner Ausbildung habe er damals 120 Mark im Monat verdient. "Wir haben also für einen Tag ein halbes Monatsgehalt bekommen." Dafür habe man schon einmal in Kauf genommen, das ein oder andere Mal in voller Soldatenmontur über die Brücke gejagt zu werden.

Im Verdener Pferdemuseum gab es 2016 eine Sonderausstellung, die an die Dreharbeiten von "How I won the war" in Verden und Achim erinnerte.
"Ich selbst wusste damals ehrlich gesagt gar nicht, um was für einen Film es sich überhaupt handelt", gibt Buschmann heute zu. Er und seine Klassenkameraden hätten lediglich gewusst, dass es ein Anti-Kriegsfilm werden soll. Und auch nach seiner Veröffentlichung habe Buschmann selbst den Film nur ein einziges Mal gesehen. "Ich habe versucht, mich auf den Aufnahmen zu erkennen, aber das war nicht möglich. Die Soldaten sahen schließlich alle gleich aus."
Die Szenen, die in Achim gedreht wurden, seien im Film immer mal wieder zwischengeschnitten worden, berichtet Reinhard Meyer. "Immer dann, wenn Action gefragt war." Als waschechter Beatles- und dementsprechend auch John-Lennon-Fan hat er selbst den Film schon einige Male öfter gesehen. "Es fällt aber auch mir schwer, zu erkennen, wo welche Szene gedreht wurde", sagt Meyer. Heiner Buschmann will seine Fahrt nach Achim aber auf jeden Fall zum Anlass nehmen, sich "How I won the War" noch einmal anzuschauen – und dabei sicherlich auch ein bisschen in Erinnerungen zu schwelgen an den Tag, an dem er fast zusammen mit John Lennon einen Film gedreht hätte.