Moers. Drama, Krimi, Wahnsinn – eigentlich umschreiben diese Wörter das Saisonfinale in der 2. Volleyball-Bundesliga treffend. Aber eben nur eigentlich. Genauer betrachtet können sie jedoch nicht im Ansatz aussagen, was sich am späten Sonnabend in Moers abgespielt hat. Für das Finale muss ein neuer Begriff erfunden werden. In der Stadt in Nordrhein-Westfalen wollte der TV Baden gegen den Moerser SC seine allerletzte Chance nutzen, um doch noch den Klassenerhalt in der 2. Liga zu schaffen. Es sollte ihnen gelingen. Doch der Weg dorthin war geprägt von Drama, Spannung und großen Emotionen. Mit 3:2 (22:25, 25:22, 25:17, 31:33, 20:18). gewann der TVB. Der Aufsteiger holte die zwei Punkte, die ihm zum Ligaverbleib fehlten.
Wenn selbst Peter-Michael Sagajewski – im Normalfall sehr redegewandt – die Worte fehlen, ist klar, dass etwas ganz Besonderes passiert sein muss. Genau dieser Fall trat nach dem Spiel in Moers ein. Dem Manager des TV Baden fiel es schwer, über die Begegnung und den Klassenerhalt zu sprechen. Kein Wunder: Denn Sagajewski, Trainer Fabio Bartolone, die 45 mitgereisten Fans und schließlich auch die Mannschaft machten zwei Sätze in Moers durch, die es so wohl nie wieder geben wird. „Ich bin überwältigt. An Brisanz war die Partie nicht zu toppen. Es war ein reines Nervenspiel, in dem die Mannschaft und der Trainer einen super Job gemacht haben“, sagte ein um Worte ringender Sagajewski.
Doch was war geschehen, das den Manager fast sprachlos machte? Schließlich sollten die Durchgänge eins, zwei und drei noch einen normalen Verlauf nehmen: Baden gewann zwei Sätze, die Gastgeber einen. Zeitgleich verlor Badens Konkurrent im Abstiegskampf, der USC Braunschweig, erwartungsgemäß mit 0:3. Somit stand fest, dass dem TV zwei Punkte reichen würden, um Braunschweig noch in die Abstiegszone zu schubsen und sich selbst zu retten.
Nach den drei weniger spektakulären Sätzen sollte sich zwischen dem MSC und dem TVB eine Partie für die Geschichtsbücher entwickeln: Der Wahnsinn von Moers nahm seinen Lauf. Die Gäste erspielten sich im Lauf des vierten Satzes ein kleines Polster. Vieles deutete darauf hin, dass Baden auch diesen Durchgang gewinnt und den Klassenerhalt perfekt macht. Doch Moers hatte etwas dagegen. Sie kamen wieder heran, sodass der Satz in die Verlängerung ging. In dieser erkämpfte sich der TVB mehrere Matchbälle, doch keiner sollte die Erlösung bringen. Und so kam es, wie es kommen musste: Der Moerser SC entschied Abschnitt Nummer vier doch noch für sich – mit 33:31. Der Tiebreak musste die Entscheidung bringen.
Es war der ultimative Showdown. Für Baden bot sich eine allerletzte Chance auf den Klassenerhalt. Und der Druck machte sich zunächst auch bemerkbar: Zügig legte Moers ein 5:1 vor. Die Badener, die in dieser Saison schon so oft geschlagen zu sein schienen, zogen den Kopf aber aus der Schlinge. Sie kamen zurück und erarbeiteten sich die nächsten Matchbälle. Es waren drei – 14:11. Doch wieder wurde es nichts. Moers glich aus. Danach trieben es beide Teams auf die Spitze: Baden legte einen Punkt vor, Moers glich aus. So ging es bis zum 18:18. Dann sollte der Moment kommen. Der TVB machte zwei Punkte in Folge. Der Klassenerhalt war geschafft. Punktgleich mit Braunschweig schloss der Aufsteiger die Saison ab. Er steht aber vor dem USC, weil er eine Partie mehr gewonnen hat.
Dass Baden für ein weiteres Jahr in der 2. Bundesliga planen darf, ist auch ein Verdienst des Trainer. Während seiner Laufbahn hat Fabio Bartolone schon viel erlebt. Doch die Partie in Moers übertraf dann doch alles bis dahin Gewesene. „So ein Drama habe ich noch nie erlebt“, bestätigte der Erfolgscoach des TVB. „Alle Menschen, die dabei waren, werden dieses Spiel ihr Leben lang nicht vergessen.“ Fabio Bartolone war einmal mehr beeindruckt von dem starken Charakter seines Teams. „Wenn man den vierten Satz mit 31:33 verliert, dann unterliegt man eigentlich auch im Tiebreak. Aber die Jungs sind mental so stark. Das ist unglaublich. Jetzt haben wir unser großes Ziel am Ende einer anstrengenden Saison endlich erreicht.“
TV Baden: Moritz Wanke, Alexander Decker, Jan-Henrik Radeke, Nick Sörensen, Leander Schulz, Jannik Haats, Nils Mallon, Ole Seuberlich, Stefan Baum, Ole Sagajewski, Artem Tscherwinski, Simon Bischoff.