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Der Bewillingsbescheid für den Neubau der Solar-Allerfähre ist da Die Sonne schickt keine Rechnung

Kirchlinteln·Dörverden. Sie gehört zu den touristischen Attraktionen entlang des Aller-Radweges, ist eine Station der Energie-Route Aller-Leine-Tal – kurzum, die Solarfähre zwischen Otersen und Westen ist ein „Leuchtturm-Projekt“, wie Schwarmstedts Samtgemeindebürgermeister Björn Gehrs sagt. In seiner Funktion als Vorsitzender der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Aller-Leine-Tal hat er Montagabend einen warmen Geldregen über dem Oterser Fähranleger niederprasseln lassen.
13.04.2016, 00:00 Uhr
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Von Jörn Dirk Zweibrock

Sie gehört zu den touristischen Attraktionen entlang des Aller-Radweges, ist eine Station der Energie-Route Aller-Leine-Tal – kurzum, die Solarfähre zwischen Otersen und Westen ist ein „Leuchtturm-Projekt“, wie Schwarmstedts Samtgemeindebürgermeister Björn Gehrs sagt. In seiner Funktion als Vorsitzender der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Aller-Leine-Tal hat er Montagabend einen warmen Geldregen über dem Oterser Fähranleger niederprasseln lassen. Mit maximal 65 000 Euro, also rund 60 Prozent der Kosten, wird der Bau der neuen Solar-Allerfähre von der Europäischen Union (EU) bezuschusst. Offiziell eingeweiht wird sie jedoch erst Mitte Juli, in der Zwischenzeit tuckert die alte Allerfähre über den Fluss. Nach dem Eintreffen der neuen wird sie dann eingemottet. Die insgesamt 20. Fährsaison startet am 1. Mai. Jeweils am Wochenende und feiertags herrscht bis zum 3. Oktober Fährbetrieb zwischen Otersen und Westen.

Gehrs hatte den heiß ersehnten Bewilligungsbescheid vom Amt für regionale Landesentwicklung Lüneburg im Gepäck und überreichte ihm dem Vorsitzenden des Heimat- und Fährvereins Otersen Günter Lühning. Dem stand die Freude ins Gesicht geschrieben, hat sich die Allerfähre doch seit der Wiederaufnahme des Fährbetriebs im Jahr 1997 allen Unkenrufen zum Trotz als richtiger Publikumsmagnet erwiesen. „Eine Fähre? Wer soll denn damit fahren?“, hat Lühning noch die Bedenken der Kritiker von damals in den Ohren. Was manch einer als „spinnerte Idee“ abgetan hätte, sei inzwischen zu einer wahren Erfolgsgeschichte geworden. „Anfangs haben wir noch mit 3000 Fährgästen pro Saison gerechnet. Vergangenes Jahr konnten wir nun aber schon den insgesamt 100 000. Fahrgast an Bord begrüßen. Bedeutet, dass wir doppelt so viele Gäste wie ursprünglich kalkuliert über die Aller befördern“, rechnete Lühning sichtlich stolz vor.

Der Neubau der Fähre zwischen Otersen und Westen sei das erste Projekt in der Leader-Region Aller-Leine-Tal, welches zum Beginn der neuen Förderperiode (erstreckt sich bis 2020) bewilligt wurde, erläuterte Regionalmanagerin Jeanett Garthof. „Wir investieren insgesamt gute 100 000 Euro netto. Die Mehrwertsteuer müssen wir erst zwischen finanzieren“, erklärte Lühning. Neben dem größsten Batzen – das Geld, das aus Leader-Mitteln fließt –, beteiligen sich auch die beiden Anrainer-Gemeinden Kirchlinteln und Dörverden an der Ersatzbeschaffung für die inzwischen in die Jahre gekommene Solar-Allerfähre. Beide Gemeinden würden jeweils 6800 Euro für den Neubau der Fähre zusteuern, erklärten die Bürgermeister Wolfgang Rodewald (Kirchlinteln) und Alexander von Seggern (Dörverden). Weitere 15 000 Euro kommen vom Landkreis Verden sowie zusätzliche 12 000 Euro von der Stiftung der Kreissparkasse Verden. „Außerdem sprechen wir wieder Unternehmen aus der Region an, die bereits 1997 zur Finanzierung der Fähre beigetragen haben“, ergänzte Lühning.

Auf rund 328 Kilometern führt der Aller-Radweg von der Flussmündung in die Weser bei Verden bis zu ihrer Quelle nahe Magdeburg. Er passiert natürlich auch die Allerfähre zwischen Otersen und Westen. Sie gehört zu den kleinsten solar betriebenen Fähren Deutschlands. „Wir haben schon 1997 unsere Energiewende eingeleitet“, erinnert sich der Chef des Heimat- und Fährvereins Otersen. Und weiter: „Wir haben immer genug Sonne im Tank, unsere Akkus sind voll. Und das Gute ist, dass uns die Sonne keine Rechnung schickt.“ Nicht umsonst ist die Solar-Allerfähre auch eine Station innerhalb der Energie-Route Aller-Leine-Tal, eine Region, die zu hundert Prozent auf erneuerbare Energien setzt. Günter Lühning und seinen Fährleuten war immer wichtig, dass auch die neue Allerfähre wieder eine solar betriebene wird. „So bleiben wir autark.“ Weil immer mehr Gaststätten im Aller-Leine-Tal schließen, Radtouristen dort weniger Möglichkeiten zur Einkehr finden, wollen die Mitglieder des Heimat- und Fährvereins künftig eine größere Photovoltaikanlage am Oterser Anleger installieren. Mit dem vor Ort produzierten Strom sollen dann auch Getränke für die Fährgäste gekühlt werden.

100 000. Fahrgast als Taufpatin

Otersens oberster Fährmann hofft, dass die neue Solar-Allerfähre länger als die bisherige halten wird, also mindestens zwei Jahrzehnte. Der neue Schiffsrumpf würde aus „seewasserbeständigem Aluminium“ bestehen, ein Material, das weniger korrosionsanfällig sei. Ausgeliefert wird die neue Fähre zwar schon Ende Juni, die offizielle Schiffstaufe findet aber erst am Freitag, 15. Juli, statt. Abends mit Zelt, Musik und buntem Rahmenprogramm. Taufpatin wird übrigens der 100 000. Fährgast sein, Josephine Bening aus Otersen. Auch Irmgard Rieck, Tochter von Otersens letzter Fährfrau Marie Hoffmann, werde bei der Schiffstaufe zugegen sein, freut sich Lühning. Sie hat bereits vor fast 20 Jahren die Allerfähre auf den Namen ihrer Mutter getauft. Keine Frage, dass auch die neue Solar-Allerfähre wieder nach Marie Hoffmann benannt wird.

„Wir betreiben hier eine ernsthafte Personenbeförderung. Unsere Fähre muss sich regelmäßig beim Schiffs-Tüv einem Sicherheitscheck unterziehen“, betonte Lühning. Auch die etwas breitere neue Marie Hoffmann. „Die Fahrräder werden schließlich immer größer“, spielte der Chef des Oterser Fährvereins auf die zahlreichen Elektrofahrräder an, die mit ihren Besitzern sicher ans andere Ufer gelangen wollen.

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