Während der Corona-bedingte Lockdown in den vergangenen Wochen direkte Auswirkungen auf das tägliche Schulleben am Gymnasium am Wall (GaW) gehabt hat, sind die parallel stattfindenden Bauarbeiten am Neubau der Schule ohne große Einschränkungen weiter vorangeschritten.
„Der Dachstuhl über dem Erweiterungsbau des GaW ist aufgestellt“, teilt Ulf Neumann, Pressesprecher des Landkreis Verden mit. Die Zimmerleute hätten den Richtkranz auf dem Dach platziert. Jedoch falle das traditionelle Richtfest Corona-bedingt aus. Nichtsdestotrotz hätten sich Landrat Peter Bohlmann, Schulleiterin Petra Sehrt und die Vertreter des verantwortlichen Architekturbüros über den nächsten Schritt auf dem Weg zur Fertigstellung des gymnasialen Anbaus gefreut, teilt Neumann mit.
Der dreigeschossige Erweiterungsbau entlang der Straße Am Wall ist erforderlich geworden, weil das Gymnasium durch die Wiedereinführung des Abiturs nach 13 Schuljahren und dem zwischenzeitlichen Bau einer Frischeküche acht zusätzliche Klassenräume benötigt (wir berichteten). Bereits im vergangenen November erklärte Helge Görler, Koordinator für Haushalt und Bau am GaW, dass gewaltiger Platzmangel herrsche. „Durch die Umstellung kommt ein kompletter Jahrgang hinzu. In den Besprechungen mit den Kollegen, die die Raumplanung machen, ist aufgefallen, dass nicht nur fünf Räume, sondern insgesamt acht benötigt werden – durch mehr Oberstufenkurse“, betonte Görler vor der damaligen Baubegehung.
„Auf 360 Quadratmetern Grundfläche und mit einer Bruttogeschossfläche von 1060 Quadratmetern sowie 4400 Kubikmetern umbauten Raumes entstehen im Anbau acht Klassenzimmer mit jeweils rund 75 Quadratmetern Fläche, die sich über alle drei Stockwerke verteilen“, beschreibt Neumann die räumliche Aufteilung des Anbaus. Neben Treppenhaus und Aufzugsanlage umfasse der Erweiterungsbau auch Toilettenräume, behindertengerechte WCs sowie ein Dachgeschoss, das als Abstellraum genutzt werden solle.
Die Vorplanungen zu einer möglichen Erweiterung sind laut Neumann bereits im zweiten Quartal 2018 gestartet, sprich, weit vor dem eigentlichen Baubeginn am 14. April des vergangenen Jahres. „Der Landkreis als Schulträger stand seinerseits im engen Kontakt mit der Schulleitung des Gymnasiums, um die Pläne mit den Bedürfnissen der Schule abzustimmen“, berichtet Gerd Blome, Leiter der Gebäudewirtschaft des Landkreises.
Rote Container als Klassenräume
Um das Bauvorhaben umzusetzen, fiel der ehemalige Parkplatz der Schule dem Neubau teilweise zum Opfer. Nachdem die Kampfmittelsondierung ohne Befund ausgefallen war, konnten die Bauarbeiten beginnen. „Für die Zeit der Bauphase wurden zwei Ersatzklassenräume in der Kreismusikschule Verden sowie vier Mobilbauklassen auf dem Parkplatz der Nebenstelle des Gymnasiums in der Schleppenföhrerstraße eingerichtet“, beschreibt Neumann die Änderungen während der Arbeiten. Gemeint sind die herausstechenden roten Container, die als Übergangsklassenräume fungieren. Rund 300.000 Euro müsse der Landkreis für die zweijährige Miete der Container zahlen, sagt Bauingenieur Thomas Holsten vom Fachdienst Gebäudewirtschaft.

Bei der Baubesprechung im November des vergangenen Jahres berichteten Architekt Eckhard Raake (links), Bauingenieur Thomas Holsten (Mitte) und Helge Görler (Baukoordinator vom GaW) vom aktuellen Stand des Bauprojektes.
Dadurch könne die Schule die zusätzlichen Klassen – bedingt durch die Umstellung von G8 auf G9 – zu Schuljahresbeginn 2020/2021 unterbringen, bis der Anbau fertiggestellt sei. Zusätzlich dazu habe das GaW im vergangenen Jahr zwei Spezialräume aus dem Bestand der Schule umfunktioniert, den Theaterraum und das Sprachlabor, sagt Görler. Somit verfüge das GaW insgesamt über acht Ausweichräume.
Doch das Gymnasium musste auch unerwartete Abstriche machen: Während das Gaw acht Klassenräume durch den Anbau hinzugewinnt, verlor es im Gegenzug zwei Klassenräume im C-Gebäude wegen der benötigten Nottreppe. Somit wich die ehemalige große Metalltreppe einer provisorischen, die in Richtung Wall steht.
Die Gesamtkosten des Neubaus beziffert der Landkreis auf 2,8 Millionen Euro. „Die Kreisverwaltung geht aktuell davon aus, dass sich Preissteigerungen infolge zwischenzeitlicher Preiserhöhungen und erforderlicher Änderungen in der Bauausführung hinsichtlich Bodenverbesserung und Brandschutz noch im Bereich der hinnehmbaren 15 Prozent bewegen werden“, schreibt Neumann.