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Neue Abfallsatzung im Kreis Verden Beliebte Mülltonnen vor dem Aus

Vier von zehn Haushalten nutzen eine 35- oder 50-Liter-Tonne für den Restmüll. Dennoch plant die Kreisverwaltung, diese Größen künftig nicht mehr anzubieten. Es ist nicht die einzige Änderung der Abfallsatzung.
29.12.2021, 13:04 Uhr
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Beliebte Mülltonnen vor dem Aus
Von Felix Gutschmidt

Die Mülltonnen haben in diesen Tagen besonders schwer zu tragen. Verpackungsreste von Weihnachtsgeschenken, nicht mehr genießbare Reste vom Festessen und was sonst noch an Unrat so anfällt, bringen die Behälter schnell an ihre Grenzen. Und während so mancher Hausbesitzer den Tag der nächsten Abfuhr herbeisehnt, plant der Landkreis grundsätzliche Veränderungen im Bereich der Abfallwirtschaft.

Der Fachdienst 70, zuständig für Wasser, Abfall und Naturschutz, hat ein Konzept vorgelegt, die Auswahl der Restmülltonnen einzuschränken. Die mit 35 Liter Fassungsvermögen kleinste Tonne soll ebenso verschwinden wie die 50-Liter-Tonne. Übrig blieben dann 40, 60, 80, 120, 240 und 1100 Liter. Der Grund für die Schrumpfkur ist einfach: Mit bis zu 6000 Aufträgen pro Jahr zum Tonnentausch betreibt die Kreisverwaltung nach eigenen Angaben einen extrem hohen Aufwand. Und der lohnt sich offenbar in vielen Fällen nicht. Denn häufig würden die kleinen Größen zwischen 35 und 50 Liter getauscht, sagt Silke Brünn, Leiterin des Fachdienstes.

Der Vorschlag, die 35- und 50-Liter-Tonnen abzuschaffen, dürfte bei vielen Bürgern für Unmut sorgen, denn es handelt sich um die beiden meistgenutzten Größen. 43 Prozent der Haushalte im Landkreis haben eine dieser Varianten im Einsatz. Wenn die Betroffenen nun ein größeres Gefäß wählen, steigen die Gebühren entsprechend an. Zum Vergleich: Für 35 Liter werden bislang 56,40 Euro im Jahr fällig, für 40 Liter 64,80 Euro. Die 50-Liter-Tonne schlägt mit 80,40 Euro zu Buche, bei 60 Litern sind es 97,20 Euro.

Vorerst kein Zwang zum Wechsel

Dem Eindruck, der Plan ziele vor allem darauf ab, mehr Müllgebühren erzielen, widerspricht der Landkreis deutlich. Niemand soll gezwungen werden, kurzfristig seine Mülltonne zu wechseln. Bestandskunden sollen ihre 35-und 50-Liter-Behälter behalten dürfen. Auch Austauschtonnen will der Landkreis zunächst weiter vorhalten. Und auch an den Gebühren ändert sich für die Haushalte zunächst einmal nichts. Die veränderte Auswahl beträfe nur Neukunden. "Wenn sich die Anzahl der Altbehälter über einen längeren Zeitraum deutlich verringert hat, könnte die Möglichkeit eines Zwangsumtauschs in Betracht gezogen werden", heißt es in der Mitteilungsvorlage der Verwaltung zum Thema.

Silke Brünn betont, dass das Konzept bislang noch ganz am Anfang steht. Am 13. Januar berät der Ausschuss für Wasser-, Energie- und Abfallwirtschaft darüber. Im Fall einer Zustimmung bereitet die Verwaltung eine entsprechende Änderung der Abfallsatzung vor. Diese muss erneut im Fachausschuss beraten und schließlich im Kreistag verabschiedet werden. Brünn schätzt, dass dies frühestens im Sommer 2022 passieren wird, vermutlich später. Die Fachdienstleiterin hofft, dass die politische Entscheidung vor den Haushaltsberatungen Ende nächsten Jahres gefallen ist. Dann steht nämlich auch die neue Berechnung der Abfallgebühren an.

Mit der bislang großen Auswahl an kleinen Restmülltonnen steht der Landkreis Verden in der Region ziemlich alleine da. "Nur wenige Landkreise bieten unterhalb der 60er-Tonne an", heißt es in der Mitteilung der Verwaltung. In Nienburg, Diepholz oder im Heidekreis gibt es die kleineren Behälter gar nicht. Einzig Rotenburg kann mit 40 und 50 Litern eine vergleichbare Vielfalt anbieten.

Keine leerungsabhängigen Gebühren

Von dem anderorts praktizierten Prinzip der leerungsabhängigen Gebühren rät die Kreisverwaltung ab. In diesem Fall wären 80 Liter die kleinste Behältergröße. Kunden würden ihre Tonne nur an die Straße stellen, wenn sie voll ist. Je weniger Abholtermine sie wahrnehmen, desto geringer die Müllgebühr. Zwar wäre so ein Verfahren im Kreis Verden technisch auch möglich, spart aber nach Einschätzung des Fachdienstes kaum Geld. Zum einen müsste die Müllabfuhr dennoch jeden Haushalt anfahren. Zum anderen müssten einzeln erstellte Abrechnungen an sämtliche Haushalte verschickt werden. Alleine der Versand würde jährlich 30.000 Euro kosten. Geld, das sich der Landkreis bislang spart, solange es keine Änderung bei den Gebühren gibt.

Über allen diskutierten Änderungen im Bereich Abfall steht für den Landkreis das Ziel, Müll möglichst zu vermeiden und so gut es geht zu trennen. Der Anreiz für die Bürger, möglichst kleine Tonnen zu wählen und damit Gebühren zu sparen, ist dabei nicht immer zielführend. Erfahrungen aus anderen Landkreisen hätten gezeigt, dass Restmüll auf anderen Wegen illegal entsorgt werde, heißt es in der Mitteilungsvorlage. In der Biotonne, in öffentlich zugänglichen Abfallbehältern oder einfach in der Landschaft. Im Kreis Verden gibt es laut Verwaltung vereinzelt Fälle, bei denen die Größe der Restmülltonne in keinem angemessenen Verhältnis zu den im Haus lebenden Bewohnern steht. Da liegt der Verdacht nahe, dass Abfälle illegal entsorgt werden. Dem will die Verwaltung mit einem Mindestbehältervolumen einen Riegel vorschieben. Die vorgeschriebene Größe soll bewusst niedrig angesetzt werden, kündigt die Verwaltung an. Konkrete Zahlen dazu liegen bislang nicht vor.

Zur Sache

Neue Farblehre im Abfallsektor

Der Landkreis Verden verabschiedet sich von den farbigen Mülltonnen. Kompost-, Papier- und Restmüllbehälter sollen sich nur noch durch unterschiedliche Deckel voneinander unterscheiden. Der Austausch soll langfristig Geld sparen, denn der schwarze Rumpf einer Mülltonne ist nach Verwaltungsangaben fünf Prozent günstiger im Einkauf als ein blauer oder grüner. Aus der neuen Farblehre im Abfallsektor ergibt sich jedoch ein Problem: Die neuen Papiertonnen würden genauso aussehen wie Restmüllbehälter, die nur alle vier Wochen geleert werden: blauer Deckel, schwarzer Rumpf. Kurzfristig Abhilfe soll ein roter Aufkleber schaffen, der im Verlauf des kommenden Jahres auf die seltener zu leerenden Restmülltonnen geklebt werden soll. Auf lange Sicht bekommen diese Behälter einen roten Deckel. Farbige Papier- und Kompost-Tonnen, die bereits im Einsatz sind, werden vorerst nicht ausgetauscht. Die Änderung betrifft nur neue Abfallbehälter.

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