Tobias Koch ist im Landkreis Verden bislang ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. Doch das soll sich nun ändern. Bei der Landtagswahl im Herbst möchte der 37-Jährige für die SPD das Direktmandat im Wahlkreis 53 holen, zu dem nun auch Oyten und Ottersberg zählen. Der Rest des Kreises – Achim, Verden, Thedinghausen, Langwedel, Kirchlinteln und Dörverden – soll nach dem Willen der Genossen Dörte-Liebetruth-Land bleiben. Die 42-Jährige wird voraussichtlich erneut im Wahlkreis 61 antreten.
Die abschließende Entscheidung über die Kandidaten steht noch aus. Das letzte Wort haben Anfang März die Delegierten der Kreis-SPD. Theoretisch könnten aus dieser Runde noch weitere Kandidaten hervorgehen. Doch es wäre höchst ungewöhnlich, wenn sich die Vertreter aus den Ortsvereinen für anderes Personal entscheiden würden als der Kreisvorstand. Und der hat sich einstimmig für Koch und Liebetruth ausgesprochen.
Klimaschutz ist beiden wichtig
In vielen Dingen sind sich die designierten SPD-Kandidaten einig: Beide sehen im Klimaschutz eine zentrale Aufgabe. Koch hat insbesondere die Landwirtschaft im Blick. Er lobt Dienstfahrrad-Initiativen als Beitrag zur Mobilitätswende. "Ich selbst bin da das beste Beispiel", sagt er. Seit er ein E-Bike habe, lasse er für die 20 Kilometer Arbeitsweg von Vahlde nach Rotenburg regelmäßig das Auto stehen.
Liebetruth orientiert sich da mehr an den großen Linien und mahnt an, dass mehr Schritte notwendig seien, um das Ziel zu erreichen, die Globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Daher sieht sie auch beim niedersächsischen Klimagesetz noch Luft nach oben. Eine Fortsetzung der großen Koalition in Niedersachsen halten beide nicht für erstrebenswert. Also am liebsten Rot-Grün? "Oder eine Ampel, wie jetzt im Berlin", sagt Liebetruth.
Unterschiedliche Biografien
Die 42-Jährige hat in der SPD Karriere gemacht. 2017 zog sie im zweiten Anlauf als direkt gewählte Kandidatin in den Landtag ein. Seit Mai 2021 ist sie als stellvertretende Vorsitzende im Landesvorstand. Dem Verdener Kreistag gehört sie seit 2016 an. Vor den Mandaten war sie vor allem parteiintern aktiv: als wissenschaftliche Mitarbeiterin für die Bundestagsabgeordneten Lars Klingbeil und Joachim Stünker sowie den Europaabgeordneten Bernd Lange und persönliche Referentin der damaligen Sozialministerin Cornelia Rundt. In der Landesvertretung in Berlin beackerte sie Themen aus den Bereichen Arbeit, Soziales und Gesundheit. Vier Jahre war sie Vorsitzende der Jusos in Niedersachsen.
Kochs Biografie würden Politikwissenschaftler mit dem Begriff "Ochsentour" beschreiben. Seit 2006 sitzt er im Gemeinderat seines Heimatorts Vahlde. 2016 zog er zusätzlich in den Rat der Samtgemeinde Fintel ein. Fünf Jahre später folgten der Kreistag und das Amt des Bürgermeisters von Vahlde. Dazu passt sein beruflicher Werdegang: Realschulabschluss, Tischlerlehre und dann über die Fachoberschule zum Polizeistudium. Zunächst drei Jahre Streifendienst und nun bei der Kriminalpolizei in Rotenburg zuständig für Betrug. Und weil er mit all diesen Aufgaben noch nicht ausgelastet ist, ist er Mitglied bei der Feuerwehr, bei den Schützen, im Tennisklub und im Fußballverein.
"Zukunft nach Corona"
Gemeinsam wollen die beiden nach der Wahl am 9. Oktober dazu beitragen, eine "Zukunft nach Corona" zu gestalten, wie Liebetruth sagt. Die 42-Jährige schaut dabei besonders auf Kinder und Jugendliche, die sehr unter der Pandemie gelitten hätten. Zwar lobt sie das Millionen Euro schwere Aktionsprogramm der Landesregierung für Heranwachsende, "aber da muss noch mehr kommen."
Koch betont die Bedeutung der inneren Sicherheit – ein Thema, das ihm als Polizisten besonders wichtig ist. Die Zunahme der sogenannten Spaziergänge von Kritikern der Corona-Maßnahmen beobachtet er mit Sorge. Zum einen wegen des großen Aufwands, den die Kontrolle dieser oft nicht angemeldeten Versammlungen bedeutet. Zum anderen, weil ein Teil der Demonstranten ein tiefes Misstrauen gegenüber staatlichen Institutionen zum Ausdruck bringt.
Wie es gelingen soll, diese Menschen zu überzeugen, weiß Koch auch nicht. "Da habe ich kein Patentrezept." Liebetruth plädiert dafür, immer wieder Informations- und Gesprächsangebote zu machen. Es gelte, die Demonstranten zu erreichen, die sich Sorgen machen, sagt sie. Und bei aller Aufmerksamkeit, die die Corona-Proteste bekommen, dürfe man nicht vergessen: "Die große Mehrheit steht hinter den Maßnahmen." Auch da sind sich die beiden designierten SPD-Kandidaten einig.