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Geschäfts-Bericht: Tatjana Pohl produziert in ihrer kleinen Werkstatt Papier noch mit der Hand Unerschöpflich

Blender. Beherzt taucht Tatjana Pohl ihre Hände tief in eine Wanne mit grünem Sud, die sie vor sich aufgestellt hat. Nach einem kurzen Augenblick kommen ihre Hände zusammen mit einem Sieb wieder zum Vorschein.
16.03.2017, 00:00 Uhr
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Unerschöpflich
Von Onno Kutscher

Blender. Beherzt taucht Tatjana Pohl ihre Hände tief in eine Wanne mit grünem Sud, die sie vor sich aufgestellt hat. Nach einem kurzen Augenblick kommen ihre Hände zusammen mit einem Sieb wieder zum Vorschein. Vorsichtig schwenkt sie das engmaschige Werkzeug hin und her. Dann kippt die 48-Jährige den in Form gebrachten Faserbrei auf ein Vlies, wo er trocknen kann. Was Tatjana Pohl hier macht, hat eine lange Tradition. Sie schöpft Papier. Dafür hat sie sich in Blender eine kleine Werkstatt eingerichtet, die Papierwerkstatt Pohl. Produkte in allen möglichen Formen und Farben entstehen hier. „Produkte für Liebhaber. Für Menschen, die Papier noch zu schätzen wissen“, sagt sie.

Die 48-Jährige selbst zählt sich auch zu jenen Menschen. „Ich habe als Kind Brief- und Geschenkpapier gesammelt. Ich schreibe noch immer sehr gerne Briefe und Postkarten. Und seit gut 20 Jahren stelle ich eben auch selbst Papier her. Es ist eine Leidenschaft“, verrät sie. Eine Leidenschaft, die sich über die Jahre entwickelt hat.

Während ihrer Ausbildung in einem Papierfachgeschäft, sie ist gelernte Kauffrau, hat sie viel über Papier gelernt. „Eine gute Basis für das, was ich jetzt mache“, sagt sie. Das ist vor allem auch körperliche Arbeit. „Das Sieb, das ich für das Schöpfen benutze, hat schon ordentlich Gewicht. Wenn man das den ganzen Tag macht, dann merkt man das auch in den Armen“, erzählt sie und taucht ihre Hände wieder in den grünen Sud. Bis daraus letztendlich Papier wird, ist es aber noch ein langer Weg.

„Zahlreiche Arbeitsschritte gehören dazu“, erklärt die 48-Jährige. Am Anfang steht die Idee. „Ich habe manchmal schlaflose Nächte, denn ich will besondere Produkte herstellen. Da bin ich ehrgeizig.“ Dafür muss sie sich zuallererst überlegen, aus welchem Material sie überhaupt das Papier herstellen möchte, denn Möglichkeiten hat sie viele. Dazu gehören unter anderem alte Jeanshosen und Tischdecken. Aber auch aus Pflanzen schöpft sie Papier. Eine ihrer Lieblingsprodukte ist die Rinde des Maulbeerbaumes.

Um dieses Material bearbeiten zu können, muss Tatjana Pohl es aber erst einmal über mehrere Stunden kochen. „Das kann schon seine zwei bis drei Stunden dauern“, verrät die 48-Jährige. „Es muss schön weich sein.“ Nach diesem Vorgang, die Rinde ist mittlerweile faserig, kommt das pflanzliche Produkt in eine Wanne mit Wasser und es beginnt die eigentliche Arbeit. Zusammen mit anderen Inhaltsstoffen mischt die 48-Jährige je nach Lust und Laune noch pflanzliche Farbe mit zu. „In diesem Fall eben Grün.“ Dann wird mit dem Sieb geschöpft. Die kleinen Fasern setzen sich in dem Sieb fest und daraus entsteht dann das Papier.

Abgeschlossen ist der Arbeitsvorgang nun aber noch nicht. „Die Feuchtigkeit muss natürlich noch raus“, sagt Tatjana Pohl und legt das künftige Stück Papier in eine kleine Presse, die in ihrer Werkstatt steht. Ist das geschafft, dauert es aber noch gut zehn Tage, bis das Produkt soweit fertig ist. „Es braucht seine Zeit, aber die lohnt sich. Das Papier aus der Rinde kann dann beschrieben und bedruckt werden“, verrät die 48-Jährige. Gut 30 Blatt entstehen aus rund 500 Gramm der Rinde.

Das Papier, das sie herstellt, verarbeitet sie teilweise weiter zu anderen Produkten. So entstehen neben Karten, Briefpapier, Büchern und Mappen auch Windlichter. „Ich mache auch Auftragsarbeiten“, verrät sie.

Über all die Jahre hat sich Tatjana Pohl zu einer echten Expertin auf dem Gebiet des Papierschöpfens entwickelt. „Ich habe mir vieles selbst beigebracht, mir aber Tipps von einem bekannten Künstler geholt und auch Fortbildungen besucht, um mich weiterzuentwickeln.“ Mittlerweile bietet sie sogar selbst Kurse an, um anderen interessierten Menschen das Schöpfen per Hand näher zubringen.

Um ihre Produkte letztlich zu verkaufen, ist die 48-Jährige in ganz Deutschland unterwegs. Kürzlich war sie auf einer Messe in Hamburg. Aber auch Süddeutschland ist oft ihr Ziel. Wer nicht ganz so weit reisen möchte, kann das Papier von Tatjana Pohl aber auch in der Region bestaunen. Gleich mehrere Termine stehen in den kommenden Monaten an: Am 26. März ist sie mit einem Stand auf dem Frühlingsmarkt im Müllerhaus in Brunsbrock, am 9. April auf dem Pflanzenmarkt Ehmken Hof in Dörverden und am 18. Juni auf dem Kräutertag in Horstedt.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.papierwerkstattpohl.de.

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