Wenn der Achimer Verwaltungsausschuss die für eine Amazon-Ansiedlung notwendigen Änderungen der Infrastruktur im Bereich Achim-Ost gutheißt, steht der Ansiedlung eines Logistikzentrums im Uesener Feld nichts entgegen. Wie berichtet, werden die detaillierten Pläne in einer öffentlichen Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am Dienstag, 26. September, ab 17 Uhr im Rathaus präsentiert. Die Verkehrsgutachter haben somit ihre Aufgabe erledigt, eine Lösung zu finden, die insbesondere die An- und Abfahrt künftiger Amazon-Mitarbeiter regelt. Denn wie Bernd Kettenburg, einer von zwei EVG-Geschäftsführern und Erster Stadtrat auf Nachfrage sagte, würden permanent 2000 Mitarbeiter an einem Achimer Amazon-Standort beschäftigt sein. Saisonal bedingt, etwa zum Weihnachtsgeschäft, könnten es dann auch gut 1000 Menschen mehr sein. Während sich die Lkw-Fahrten über den Tag verteilen, liegt laut Kettenburg die Spitze der Mitarbeiterfahrten zwischen 14 und 15 Uhr, wenn die Schicht wechselt.
Zum einen führt die Max-Naumann-Straße aufs Areal, von dem Amazon allein rund 14 Hektar einnehmen würde, zum anderen soll künftig die Abfahrt Achim-Ost der Autobahn 27 (in Fahrtrichtung Walsrode) am Ende nicht mehr länger nur nach links und rechts führen, sondern geradeaus zu Amazon. „Ohne die Möglichkeit, eine zweite Zufahrt zu bekommen, hätten wir die Bücher direkt wieder zuklappen können“, sagte Kettenburg. Denn dann hätten die seit Anfang dieses Jahres geführten Gespräche ein jähes Ende genommen. „Das Konzept des Logistik-Riesen basiert weltweit auf zwei Zuwegungen“, weiß Kettenburg. Mit dieser Veränderung – und noch einigen weiteren Umbauten – werde erreicht, dass der Verkehr nicht auf die Landesstraße muss. Außerdem sollen unter anderem eine neue Rechtsabbiegerspur auf der Kreisstraße 23 (von Dodenhof kommend) und eine weitere Geradeaus-Fahrspur beim BBM-Baumarkt den Verkehrsfluss sichern. Die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Verden habe „unter Vorbehalt“ ihr Okay gegeben, sagte Kettenburg. Wie er ausführt, werde das Konzept die Verkehrssituation insgesamt für Achim-Ost verbessern. „Es wird natürlich mehr Verkehr geben und wenn wir nichts tuen, verstopft es dort“, sagte Kettenburg.
Amazon wird Mieter sein
Er betonte, dass es der EVG und der Stadt, die mit der Kreissparkasse Verden je zur Hälfte an der EVG beteiligt ist, wichtig war, dass man genau weiß, wie viele Arbeitsplätze entstehen sollen und was am Standort passieren soll. Das hatte der EVG gefehlt, als das Gelände noch an Log-four-Real verkauft werden sollte – den Deal hatte die EVG gestoppt, weil sie keine Anhaltspunkte für ein Verkehrskonzept hatte. Auch Amazon wird nur Mieter des Logistikzentrums sein, wer das Amazon-Logistikzentrum BRE 1 bauen wird, entzieht sich aber Kettenburgs Kenntnis. Das Unternehmen selbst wollte am Freitag keine Stellungnahme abgeben. Projektentwickler und neben Amazon ein Ansprechpartner für die EVG ist das Unternehmen CBRE. Die EVG dürfte bei einem Quadratmeterpreis von 48 Euro für die rund 140 000 Quadratmeter um die sieben Millionen Euro bekommen. Was die Realisierung des Verkehrskonzeptes angeht, da betonte Kettenburg, dass dies „für die Stadt kostenneutral“ geschehe.
Links der Max-Naumann-Straße sollen 800 bis 900 Parkplätze für die Mitarbeiter entstehen, rechts davon Büros und das Lager, in dem die Pakete des Online-Händlers gepackt werden. Der, das sagte Kettenburg, zahle in Achim Gewerbesteuer, die abhängig vom umschlägig erzielten Gewinn und von der Anzahl sowie Qualität der Arbeitsplätze vor Ort ist. Eine Gesetzeslücke, die auch Amazon ein Steuerschlupfloch gewährt hatte, sei 2012 geschlossen worden. „Die zahlen seitdem in Deutschland an ihren Standorten“, sagte er. Und da seien mindestens 2000 Arbeitsplätze „ein ordentlicher Brocken“.
Bislang hatten EVG und Stadt nur hinter verschlossenen Türen über das Ansiedlungsvorhaben, auch mit der Politik, gesprochen. Bereits im Mai dieses Jahres hatte der ACHIMER KURIER darüber berichtet, nun ist es auch offiziell bestätigt. Und daher geben die Politiker nun gerne Auskunft. Herfried Meyer (SPD) sagte, dass seine Fraktion noch nicht in der Breite über das Vorhaben informiert worden sei, aber die Ansiedlung grundsätzlich begrüße, wenn das Mehr an Verkehr geregelt wird. „Man muss sich ja auch fragen: Wenn wir Amazon nicht aufnehmen, wo geht es dann hin?“ Und im Uesener Feld habe man nun mal ein Gewerbegebiet ausgewiesen. Meyer glaubt, dass wenn Stadt und EVG keine gute Lösung gefunden hätten, „würden sie die nun nicht präsentieren“. Er regt an, zusätzlich über Verbesserungen im ÖPNV für die Mitarbeiter nachzudenken.
Das sieht auch Karl-Heinz Lichter (CDU) so. „Vielleicht kann man öffentliche oder Betriebsbusse einsetzen“, sagte er und glaubt, dass bei einem Shuttle-Service nicht jeder Amazon-Mitarbeiter mit dem eigenen Auto kommen müsse. Grundsätzlich müsse man sich das Konzept anschauen, mehrheitlich sei die Fraktion aber für eine Amazon-Ansiedlung. „Weil die Verkehrssituation in Uesen derzeit katastrophal und nicht akzeptabel ist, sind aber auch einige von uns dagegen“, sagte er.