Der Lintler Krug ist für viele Menschen das Herz der Heidegemeinde – ein architektonisches Juwel in zentraler Lage. Im Foyer betreut Petra Lindhorst-Köster die Tourist-Information, im benachbarten Kammerfach will die Sirius Jugendhilfe künftig ein inklusives Café errichten und der gegenüberliegende Saal wird rege für politische Sitzungen, Ausstellungen, Theateraufführungen und private Veranstaltungen gebucht. Im Dornröschenschlaf befindet sich lediglich das Dachgeschoss. Auch dafür haben Kirchlintelns Bürgermeister Arne Jacobs (CDU) und Petra Lindhorst-Köster bereits eine Nutzungsidee entwickelt. Gemeinsam mit Vertretern des Amtes für regionale Landesentwicklung (ArL) Lüneburg und der Leader-Region Hohe Heide wollen sie ausloten, ob sich dort oben unter anderem ein sogenannter Coworking-Space realisieren lässt. Alle Ideen für den altehrwürdigen Krug sollen im wahrsten Sinne des Wortes von einer Arbeitsgruppe unter einem Dach gebündelt werden und in ein umfassendes Gesamtkonzept einfließen.
Misst der Saal stolze 200 Quadratmeter, bringt es das Kammerfach immerhin noch auf 100, gefolgt vom Foyer mit rund 65. Das Dachgeschoss verfügt nach Worten von Petra Lindhorst-Köster über eine Netto-Nutzfläche von 313 Quadratmetern, "ohne den Spitzboden", der über eine Stiege zu erreichen ist. Auch der Verwaltungschef weiß um das große Potenzial, das das Obergeschoss bietet und kann sich gut vorstellen, dass dort künftig Meeting-Räume entstehen oder die heimischen Vereine ihre Versammlungen abhalten. "Natürlich machen wir vorher erst eine entsprechende Bedarfsanalyse", betont Jacobs. Hilfe bei der Erstellung des Gesamtkonzepts verspricht er sich vom ArL und der Hohen Heide, mit denen bereits in dieser Woche die ersten Gespräche geführt wurden. In Sachen Coworking setzt der Bürgermeister hingegen auf die Expertise von Coworkland Niedersachsen.
Coworking wird insbesondere von digitalaffinen Menschen genutzt, die ortsunabhängig und flexibel arbeiten wollen. Gegenüber dem Homeoffice bietet ein Coworking-Space soziale Kontakte und die Möglichkeit, sich mit anderen Menschen branchenübergreifend auszutauschen.
Auch Jens Dreger, Geschäftsführer des individualpädagogischen Trägers Sirius, ist ganz begeistert von den vielen Ideen für den Krug und würde sich gerne innerhalb der Arbeitsgruppe einbringen. "Für uns klingen die Pläne natürlich sehr interessant und versprechen potenzielle Kundschaft", freut er sich. Gemeinsam mit dem Bauamt habe er in den vergangenen Wochen gerade den Brandschutz und die Versorgungsleitungen im Krug analysiert und mit dem Architekten die Bauvoranfrage vorbereitet, die in Kürze beim Landkreis Verden eingereicht werden soll. "Beim Lintler Krug handelt es sich eben um ein altes Objekt, auf das immer wieder draufgesattelt wurde", weiß Dreger.
Mit von der Aktion Mensch und dem Integrationsamt bereitgestellten Fördermitteln will er seinen Traum von einem inklusiven Café im Krug, in dem Menschen mit und ohne Handicap gemeinsam arbeiten, realisieren. "Ich hoffe, dass wir einen langen Sommer bekommen und im Krug-Garten noch in diesem Jahr die erste Tasse Kaffee ausgeschenkt werden kann", erzählt er. Den Plänen der Gemeinde, auch das Obergeschoss mit Leben zu füllen, steht der Chef der Sirius Jugendhilfe jedenfalls offen gegenüber.
"Beim Wochenmarkt am Krug ist mir erst wieder bewusst geworden, welche Möglichkeiten sich uns hier bieten", sagt Jacobs im Hinblick auf die verschiedenen Nutzungsideen. Zur Rettung vor dem Verfall hat die Gemeinde Kirchlinteln das Traditionsgebäude von 1704 gekauft und aufwendig restaurieren lassen. Die Planer haben bei der Restaurierung des ortsbildprägenden Objekts jedenfalls schon mitgedacht, denn in das Gefache ließe sich beispielsweise problemlos ein Aufzug integrieren. Wer hoch hinaus will, muss schließlich auch dorthin gelangen können.