Im Bereich Giersberg und westlich der Kreisstraße zwischen Völkersen und Haberloh drehen sich auf dem Gebiet des Fleckens Langwedel bereits einige Windräder. Insgesamt 13 weitere Anlagen sollen jedoch in nächster Zeit dazukommen, zwei im Bereich Heidkrug und ganze elf auf einem Gebiet östlich der Kreisstraße zwischen Völkersen und Haberloh. Wie groß die Bedeutung dieser geplanten Windräder für die Energiewende im Landkreis Verden ist, verdeutlicht eine Zahl: Die 13 Windenergieanlagen sollen nach Angaben des projektverantwortlichen Unternehmens Energiekontor nach Inbetriebnahme jährlich ungefähr so viel erneuerbaren Strom produzieren, wie 70.000 Privathaushalte verbrauchen – und damit schätzungsweise in etwa doppelt so viel Haushalte, wie es im ganzen Landkreis gibt.
Wie ist der Sachstand bei den Planungen für die 13 Windkraftanlagen?
Wie Projektkoordinator Pascal Zimmer von Energiekontor mitteilt, wurden für die beiden Windparks Haberloh und Heidkrug kürzlich die Projektfinanzierungen abgeschlossen. Grundlage hierfür seien zum einen die Erteilung der Genehmigungen nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz im vergangenen Jahr durch den Landkreis sowie die erfolgreiche Teilnahme an dem Ausschreibungsverfahren nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz im Mai dieses Jahres gewesen. "Damit steht dem Baubeginn und der Realisierung der Vorhaben nichts mehr im Wege", betont Zimmer.
Wie ist der weitere Ablauf?
Laut Zimmer wird der konkrete Bauablauf derzeit mit den beauftragten Baufirmen sowie einzelnen Fachbehörden abgestimmt. Die Anlieferung der Großkomponenten, dazu zählen die Rotorblätter, das Maschinenhaus und Stahlturmsegmente, soll im Frühjahr 2027 beginnen, die Inbetriebnahme sämtlicher Anlagen ist während des zweiten Halbjahrs 2027 vorgesehen. "Für den Herbst dieses Jahres ist eine öffentliche Informationsveranstaltung vorgesehen, bei der Anwohner und Interessierte über den weiteren Verlauf informiert werden und es die Möglichkeit für Fragen geben wird", kündigt Zimmer an.
Gibt es schon Planungen für den Transport der Großkomponenten?
Ja, die Strecke ist ähnlich zu jener, die schon für den Bau der beiden bestehenden Windräder nördlich von Völkersen genutzt wurde. Die Transporte führen ab der A 27 über Verden-Walle auf der B 215, dann über die K 31 (Rotenburger Straße) zu den Windparkflächen. Im Gegensatz zu den vergangenen Transporten ist dieses Mal laut Ankündigung allerdings keine Ortsdurchfahrt in Völkersen erforderlich.
Baumfällarbeiten haben bereits Anfang des Jahres stattgefunden. Wie sieht es mit Kompensationsmaßnahmen aus?
Um die Eingriffe in den Naturhaushalt zu kompensieren, sollen zahlreiche Maßnahmen umgesetzt werden. "Hierzu gehören unter anderem die Neupflanzung von Bäumen, Hecken und Blühstreifen, die Umwandlung von vormals intensiv genutzten Grünland- oder Ackerflächen in Extensivgrünland und Brachflächen, die Wiederherstellung eines Stillgewässers im Kiebitzmoor sowie die Anlage von speziell bewirtschafteten Nahrungshabitaten für Greifvögel", zählt Zimmer auf. Zur Kompensation des Eingriffs in das Landschaftsbild fließe außerdem als "Ersatzgeld" ein Betrag von mehr als zwei Millionen Euro an den Landkreis Verden, der damit weitere Maßnahmen finanzieren kann.
Wie profitieren die Gemeinde und die Bürger finanziell von den zusätzlichen Windkraftanlagen?
Laut Zimmer findet "eine lokale und regionale Wertschöpfung" statt. Neben den Pachteinnahmen der größtenteils lokal ansässigen Grundstückseigentümer würden weitere Privatpersonen, die Flächen für die sonstige Infrastruktur sowie die erforderlichen Kompensationsmaßnahmen bereitstellen, profitieren. Der Flecken Langwedel erhält jährlich einen Betrag durch die gesetzlich vorgeschriebene Kommunalabgabe, der sich im sechsstelligen Bereich bewegen wird. "Des Weiteren wird ein Teil der Pachteinnahmen für gemeinnützige Zwecke gespendet und die Standortgemeinde erhält 90 Prozent der fälligen Gewerbesteuer", führt Zimmer aus. Außerdem werde es auch noch eine Möglichkeit der direkten Bürgerbeteiligung geben.
Wenn die geplanten 13 weiteren Anlagen stehen, wie wahrscheinlich sind weitere Windräder auf dem Langwedeler Gemeindegebiet?
Recht unwahrscheinlich. Was in puncto Windenergie in Zukunft sonst noch auf den Flecken zukommen kann, ist derzeit Bestandteil der zweiten Änderung des Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP) 2016 zu den Themen Windenergie, Natur und Landschaft. Aktuell läuft das Beteiligungsverfahren, bei dem auch der Flecken eine Stellungnahme abgegeben hat. Der überarbeitete Plan, der Vorranggebiete für Windenergie im Landkreis Verden ausweist, sieht für Langwedel nur marginale Veränderungen vor. Die einzig wirklich nennenswerte Änderung: Im Bereich Heidkrug entfällt die Fläche nördlich der Rotenburger Straße, auf der ein Windrad gebaut werden soll und auch weiter darf, dafür soll etwas weiter östlich eine zusätzliche Fläche ausgewiesen werden. Auf dieser ist jedoch nur Platz für ein weiteres Windrad. Nach den neuen Flächenzielplanungen wäre dies die einzige Anlage im Flecken Langwedel, die in den kommenden Jahren noch hinzukommen könnte.