Kriegsverherrlichend und weit entfernt von der Realität. Überall in Deutschland sind sie zu finden: Mahnmale, die mit markigen Inschriften darüber hinwegtäuschen sollen, dass die meist jungen Soldaten ihr Leben nicht für das Vaterland hingegeben haben, sondern der menschenverachtenden Machtbesessenheit ihrer damaligen Regierungen zum Opfer gefallen sind. Auch im Ottersberger Ortsteil Benkel steht ein großer Stein, versehen mit den Namen derer, die teilweise von den Schulbänken geholt und bedenkenlos ins Verderben geschickt worden waren. Helden habe es während der Massaker am Anfang und in der Mitte des 20. Jahrhunderts keine gegeben, versucht Klaus Werner das Empfinden seiner Mitbürger, für eine veränderte Erinnerungskultur, zu sensibilisieren.
Das ist ihm gelungen, denn am Sonnabend haben mehr als 20 Benkeler an der Enthüllung eines Gedenksteins teilgenommen, der mit der Inschrift „Denk mal! Wer sind die Täter, wer die Opfer?“ zum Innehalten und zum Entwickeln eigener Schlussfolgerungen anregen möchte. Klaus Werner hat, so sagt er, den Antrag als Privatmann und aus eigenem Antrieb gestellt. Er wisse, dass es gerade jetzt vielleicht drängendere Probleme gäbe. Trotzdem sei es ihm wichtig, sich gerade in Krisenzeiten in einem demokratischen Umfeld ohne nationalsozialistisches Gedankengut zu bewegen, erklärte der Benkeler. Dankbar zeigte er sich für einen Zuschuss in Höhe von 1000 Euro, gespendet vom „Netzwerk Erinnerungskultur“ im Landkreis Verden. Die Neugestaltung des Platzes inklusive der Entfernung eines maroden Holzzaunes hatten vorab mehrere Dorfbewohner in Eigenarbeit übernommen.
Historisches Erbe
Hans-Jürgen Lange engagiert sich im Projekt „Zukunft durch Vergangenheitssicherung“, um das historische Erbe der Region und die Erinnerung daran wachzuhalten. „Wer nicht aus der Geschichte lernt, bleibt blind für die Zukunft“, zitierte er Richard von Weizsäcker und mahnte zu Frieden und Versöhnung. Diese beiden Begriffe fehlten meistens auf den Mahnmalen, beklagte er und auch der Hinweis, dass die jungen Männer ihr Leben gegeben hätten, sei grundlegend falsch. „Genommen hat man es ihnen“, das dürfe niemals vergessen werden.
Ottersbergs Bürgermeister Tim Willy Weber und der Otterstedter Ortsbürgermeister Ulf Nienaber waren mit dem Rad gekommen, um an der Enthüllung teilzunehmen. Das sei ein schöner, aber gleichzeitig auch ein trauriger Anlass, sagte Weber und verteidigte die Entscheidung, das alte Mahnmal nicht zu entfernen, sondern ihm einen neuen Stein an die Seite zu stellen. So habe es der Ortsrat entschieden, und so sei es auch richtig, denn das Monument sei ein Zeitzeuge und habe durchaus eine historische Bedeutung. Der Prozess sei insgesamt gut gelungen, freute sich der Bürgermeister und ging noch einmal auf den Begriff „Helden“ ein. Die sehe er auch im zivilen Leben der damaligen Zeit, in der es galt, den Alltag unter schwersten Bedingungen aufrechtzuerhalten. Unter den Klängen des John-Lennon-Liedes „Imagine“ fiel schließlich das Tuch, das die Inschrift bis dahin verhüllt hatte.
Auch Feuerwehr und Schützenverein leisteten einen Beitrag zur Einweihung der Gedenktafel. Sie spendeten eine „Nachdenkerbank“ aus hellem Holz, die neben der Gedenkstätte ihren Platz fand.