Der Mann, der im Verdacht steht, am Dienstagnachmittag einen Mann und eine Frau in Fischerhude getötet und eine weitere Frau schwer verletzt zu haben, hat sich am Mittwochmorgen der Polizei gestellt. Am Abend erließ das Amtsgericht Verden auf Antrag der Staatsanwaltschaft Haftbefehl. Der 64-Jährige sitzt in Untersuchungshaft. Ein Großaufgebot der Polizei hatte die Nacht über vergeblich nach dem Mann gesucht. Zu den Hintergründen der Tat machte die Polizei zunächst keine weiteren Angaben.
In welchem Verhältnis standen Opfer und Täter zueinander? Stammen sie aus Fischerhude? Was für Verletzungen haben die Opfer? Konnten Ermittler die Tatwaffe sicherstellen? Handelt es sich um eine eine Pistole? Ein Gewehr? Und warum kam es überhaupt zu dem Gewaltausbruch? Von der Polizei gab es am Mittwoch keine Antworten. "Wir wissen, dass viele Fragen auf den Nägeln brennen", sagte Sprecherin Imke Burhop. Mit Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen der Mordkommission gab sie sich aber schmallippig.
Zum einen wolle sie kein mögliches Täterwissen öffentlich machen, sagte Burhop. Zum anderen dürfe sie die anstehenden Befragungen der Zeugen und des mutmaßlichen Täters nicht verfälschen. Die Beteiligten sollten die Ereignisse aus ihrem Gedächtnis schildern und sich nicht von Medienberichten beeinflussen lassen, denn das könnte den Wert ihrer Aussagen einschränken. Keinesfalls dürfe die Öffentlichkeitsarbeit das gemeinsame Ziel von Polizei und Staatsanwaltschaft gefährden, zum Abschluss der Ermittlungen beweisfeste Ergebnisse vorzulegen.
Und noch ein Aspekt ließ die Polizeisprecherin zögern: "Wir haben eine große Verantwortung. Was wir sagen, muss wahr sein."

In Fischerhude fand am Dienstagabend ein Polizeieinsatz wegen einer Bedrohungslage statt.
Als die Einsatzkräfte am Dienstag gegen 17.30 Uhr Fischerhude erreichten, trafen sie die verletzte 53-Jährige auf der Straße an. Sie hatte sich nach dem Angriff aus dem Haus retten können und war hilfesuchend zu Nachbarn gelaufen. Ein Rettungswagen brachte sie in ein Krankenhaus. Am Abend fand die Polizei zwei Leichen am Tatort: einen 56-jährigen Mann und eine 73 Jahre alte Frau. Ob unter ihnen auch der Täter war, war auch am folgenden Morgen noch unklar. Später gab die Polizei bekannt, dass sie seit dem Abend nach einem namentlich bekannten Tatverdächtigen fahnde. Zum Einsatz kam dabei auch eine Drohne der Feuerwehr. Die Suche dauerte etwa zwölf Stunden bis Mittwochmittag.
Um 11.54 Uhr meldete die Polizei, dass der 64-Jährige sich gestellt hatte. Wo und unter welchen Umständen, sagten die Ermittler nicht.
Bereits in der Nacht hatte die Polizei die weiträumige Sperrung rund um Fischerhude aufgehoben. Am Vormittag nahm sie auch den Hinweis für die Anwohner zurück, zur Sicherheit Fenster und Türen geschlossen zu halten. Nach turbulenten Stunden kehrte die Ruhe zurück nach Fischerhude. Bis auf eine Zivilstreife erinnerte rund um den Tatort am Nachmittag nichts mehr an die dramatischen Ereignisse.
Leichen werden obduziert
Der Hinweis, dass es an der Hofstelle in Fischerhude zu einer Gewalttat gekommen war, erreichte die Polizei nach Angaben von Sprecher Helge Cassens am Dienstag gegen 17 Uhr. Es seien Schüsse gefallen, sagte er. Beim weiteren Vorgehen mussten die Einsatzkräfte vor allem zwei Dinge beachten: Dass der Täter mit großer Sicherheit bewaffnet ist und sich möglicherweise noch weitere Personen in seiner Gewalt befinden. Es war also Vorsicht geboten. Die Beamten der Polizeiinspektion Verden/Osterholz holten sich Verstärkung aus Bremen. Hinzu kamen Bereitschaftspolizisten aus ganz Niedersachsen. Auch ein Sondereinsatzkommando rückte an.
Dutzende Polizisten umstellten den Tatort. Andere kümmerte sich darum, Fischerhude abzuriegeln. Niemand durfte rein, und niemand durfte raus. Wegen der unklaren Lage zögerten die Polizisten jedoch vorerst, die Hofstelle zu stürmen.
Gegen 20 Uhr erklärte Cassens, dass nicht sicher sei, ob sich der Täter überhaupt noch in dem Gebäude aufhalte oder auf der Flucht sei. Als die Polizei schließlich durch ein Fenster in das Gebäude eindrang, fanden sie die beiden Leichen. Laut Cassens gab es Spuren von Gewalteinwirkung. Welcher Art, sagte er nicht. "Die Ermittlungen gehen jetzt erst so richtig los", sagte der Sprecher. Die Spurensicherung sei vor Ort. Die Leichen würden obduziert. Auch am nächsten Tag blieb die Polizei bei dieser vagen Darstellung.

Polizeisprecher Helge Cassens.