Diese vier Tage waren anstrengend. Sie forderten Finn Jacobsen sowohl körperlich als auch mental. Allerdings machten diese Tage den jungen Morsumer auch sehr glücklich. Finn Jacobsen hielt sich vor Kurzem im bulgarischen Varna direkt am Schwarzen Meer auf. Er trat dort mit der deutschen U16-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft im Beachhandball an. In Varna fuhr der Morsumer einen Erfolg ein, den er als den größten seines bisherigen Lebens beurteilt: Finn Jacobsen gewann mit Team Deutschland die Bronzemedaille.
Wenige Tage nach seiner Rückkehr aus Bulgarien hat der junge Beachhandballer, der in der Halle für den HC Bremen Tore erzielt, zwar realisiert, was in Varna geschehen ist. Wenn er über die EM spricht, ist eines jedoch sofort in seiner Stimme zu hören: ein großer Stolz. "Es war ein unglaubliches Gefühl, die Bronzemedaille zu gewinnen", sagt der 15-Jährige voller Freude. "Wir hatten ein richtig gutes Team. Wir haben den Erfolg ordentlich gefeiert."
Im Laufe des Turniers herrschte bei Jacobsen und Co. jedoch zwischenzeitlich große Tristesse. Denn im Halbfinale zeigte sich, dass deutsche Mannschaften bei großen Turnieren aktuell besser nicht auf Spanien treffen sollten: Wie die Fußball-Nationalmannschaft bei der Heim-EM wurde auch die U16-Beachhandballauswahl von den Iberern in der K.o.-Runde besiegt. Nach zwei Sätzen feierte Spanien den Finaleinzug. Das Endspiel verloren die Iberer anschließend gegen Ungarn.
Finn Jacobsen musste hingegen erst einmal die Niederlage verdauen: "Spanien ist für deutsche Beachhandballteams immer so etwas wie ein Angstgegner. Es war schon sehr frustrierend, im Halbfinale rauszufliegen." Lange Zeit blieb dem Morsumer aber nicht, dem verpassten Europameistertitel nachzutrauern. "Denn nur vier Stunden nach dem Halbfinale stand das Spiel um Platz drei an und wir mussten unsere Köpfe schnell wieder richten." Um Bronze spielte Deutschland gegen Kroatien. Gegen die Jungs vom Balkan sammelten die deutschen Beachhandballer noch einmal alle Kräfte zusammen und gewannen mit 2:0 Sätzen.
Im kleinen Finale kam Finn Jacobsen auf 14 Zähler und war damit bester Punktesammler in seiner Mannschaft. Diese Rolle nahm der 15-jährige Linkshänder nicht nur im letzten Match bei der EM ein: Jacobsen war mit 126 Punkten während des gesamten Turniers erfolgreichster Schütze der deutschen Auswahl. In der Liste der Topscorer belegte er mit seiner Ausbeute Platz sechs.

Stolz präsentierten die deutschen U16-Beachhandballer nach dem Turnier in Varna ihre Bronzemedaille.
Dieser persönliche Erfolg sei schon etwas Besonderes, findet Finn Jacobsen. Allzu viel Beachtung möchte er ihm allerdings auch nicht beimessen: "Topscorer seiner Mannschaft zu sein, ist natürlich cool. Aber am Ende zählt der Erfolg der Mannschaft. Die Bronzemedaille zu haben, fühlt sich auf jeden Fall noch besser an." Um in Varna gut abzuschneiden, hatte Bundestrainer Konrad Bansa die Mannschaft intensiv vorbereitet. Die EM begann zwar am 4. Juli, die Zeit mit dem Team startete für Finn Jacobsen jedoch wesentlich früher.
Bereits Ende Juni ging es für den Morsumer gen Süden. "Wir haben uns am 28. Juni in Stuttgart getroffen", erzählt der 15-Jährige, der Beachhandball auf Klubebene für die "Nordlichter" um Trainer Jörn Franke spielt. In der Hauptstadt des Bundeslandes Baden-Württemberg standen ein Turnier sowie mehrere Trainingseinheiten an, um sich für das Großereignis am Schwarzen Meer in Form zu bringen.
Nach Varna ging es dann zwei Tage vor Turnierbeginn. Nach der Anreise hätte Finn Jacobsen nicht daran gedacht, dass es für ihn und sein Team bei der EM so weit gehen könnte. Zumal sich Deutschland in der Vorrunde mit Portugal, Frankreich und der Schweiz messen musste. "Vorher wurde gesagt, dass wir in der Todesgruppe sind", sagt Jacobsen. "Vor allem vor Portugal hatten wir sehr großen Respekt. Daher waren wir auch sehr aufgeregt vor dem Spiel.
Gleich zum Auftakt traf das Bansa-Team auf die Portugiesen – und setzte sich durch. Dieser Sieg habe viel Positives für den weiteren Turnierverlauf bewirkt, meint der junge Morsumer. Denn auch die beiden weiteren Vorrundenspiele wurden gewonnen, sodass Deutschland als Gruppensieger in die Hauptrunde einzog.
Weil Finn Jacobsen und Co. dort gegen die Ukraine und Tschechien gewonnen sowie gegen Schweden verloren haben, standen sie im Viertelfinale erneut Portugal gegenüber. "Dieses Mal war die Aufregung nicht so groß. Wir wussten ja, was auf zukommt", sagt Jacobsen, der mit seinem Team gegen Portugal auch ein zweites Mal gewann. Dann kam jedoch das Aus gegen Spanien. Nach dem Erfolg im Bronzespiel gegen Kroatien war die Trauer aber wie weggeblasen. "Der Frust war nach dem Spiel komplett vergessen", verdeutlicht Jacobsen, dass er Varna mit sehr positiven Gefühlen verlassen hat.
Die deutsche Mannschaft wurde für ihre Leistung in Varna aber nicht nur mit der Bronzemedaille belohnt. "Wir haben uns zudem für die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr qualifiziert", freut sich Finn Jacobsen. Die WM der U17 steigt 2025 in Tunesien. Zudem steht im Sommer des kommenden Jahres noch eine EM im Terminkalender. Der junge Morsumer will alles dafür tun, um auch bei diesen Turnieren erfolgreiche Tage zu erleben – so herausfordernd sie auch sein mögen.