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Aller-Weser-Klinik Technik im Bettenhaus ist weitgehend fertig

Der Neubau an der Aller-Weser-Klinik in Verden macht planmäßig Fortschritte und soll im Oktober fertig sein. Dann folgt der Um- und Ausbau der Notaufnahme.
02.02.2022, 15:30 Uhr
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Technik im Bettenhaus ist weitgehend fertig
Von Andreas Becker

Während die niedersächsische Landesregierung andernorts über die Schließung von Krankenhäusern nachdenkt, wird an der Aller-Weser-Klinik in Verden mit Landesmitteln eifrig weitergebaut. Das neue Bettenhaus macht planmäßige Fortschritte, sodass AWK-Geschäftsführerin Marianne Baehr davon ausgeht, dass der Neubau wie geplant im Oktober fertig wird. Es habe zwar zwischendurch Probleme mit dem Trockenbau gegeben, dann hätten die Handwerker aber doch zwischen den Feiertagen arbeiten können. Auch Engpässe beim Material machen den beteiligten Firmen aktuell nicht zu schaffen. "Die Unternehmen haben sich rechtzeitig mit Material eingedeckt, und in Einzelfällen wurden Engpässe durch andere technische Lösungen kompensiert", erklärt Marianne Baehr. 

Lars Wiedemann ist bereits seit 2016 eng in die Planungen eingebunden, denn der Gesellschafter des Ingenieurbüros Wiedemann hat sich auf die technische Planung von Krankenhäusern spezialisiert. "Dabei geht es nicht nur um Sanitär, Heizung, Lüftung und Gebäudeautomatik, sondern beispielsweise auch um die Versorgung mit medizinischen Gasen, um Energieversorgung, Notstrom sowie die Aufzugs- und Lüftungsanlage", erklärt Wiedemann. "Das ist ein hochkomplexer Bereich und anspruchsvoll zu realisieren."

Technik schon weit gediehen

Alleine die Kosten für diesen Bereich untermauern seine Aussage. Nach Angaben von Marianne Baehr entfallen 27 Prozent der Bausumme auf die Technik. Die Aufträge für Heizung, Lüftung und Sanitär belaufen sich brutto auf etwa 4,8 Millionen Euro, die Aufträge für Elektro haben ein Volumen von etwa 6,7 Millionen Euro. Insgesamt sind das rund 11,5 Millionen Euro. Baulich ist die Technik im Bettenhaus bereits weit gediehen. "Auf dem Dach ist viel Technik installiert worden, die technischen Leitungen sind durchs Haus geführt, die Schächte gefüllt", beschreibt Wiedemann die Fortschritte. Trotz gründlicher Planung habe es die eine oder andere Überraschung gegeben, so seien etwa mitten in der Planungsphase die gesetzlichen Vorgaben für den baulichen Brandschutz verschärft worden, was nicht nur die Kosten erhöht habe.

Im Bettenhaus wurden etwa 1,6 Kilometer Abwasserrohre verbaut, außerdem 7500 Meter Edelstahlwasserrohre für Trinkwasser, 250 Heizflächen, 5,6 Kilometer Heizungsrohr und etwa 300 Sanitärobjekte, um nur einige Posten zu nennen. Dazu kommen 110.000 Meter Elektroleitungen, 104.000 Meter EDV-Leitungen, 1600 Leuchten und drei neue Aufzugsanlagen. Es gibt neun Lüftungsanlagen, die pro Stunde 48.000 Kubikmeter Zu- und Abluft bewegen können. Für die Operationssäle sind zusätzlich Schwebstofffilter verbaut, die Keime und Verunreinigungen aus der Luft filtern und laut Norm 60 Kubikmeter Luft pro Stunde und Quadratmeter OP-Fläche reinigen. Die neue Klimazentrale misst mehr als 400 Quadratmeter und ist deutlich größer als die alte, wie Marianne Baehr sagt.

Damit die Räume im Sommer gekühlt werden können, sind auf dem Dach unter anderem zwei Kältemaschinen mit je 200 Kilowatt Leistung verbaut, damit werden auch die Elektro- und Serverräume für die EDV auf konstanter Temperatur gehalten. "Das ist auf dem Dach installiert, weil hier die entstehende Wärme gut abgeführt werden kann", erklärt Wiedemann. Dazu kämen akustische und optische Gründe. Gut fürs Klima und für die Speicherung von Regenwasser ist die Dachbegrünung auf Lavagestein. Erste grüne Sprossen sind bereits zu sehen.

Enormer Energieverbrauch

Nicht nur der Materialverbrauch beim Neubau ist enorm, sondern auch der Energieverbrauch der Klinik im Betrieb. Laut Oliver Lausch, technischer Leiter der AWK, liegt der Stromverbrauch bisher bei etwa einer Million Kilowattstunden pro Jahr. Für die Heizung fallen etwa 2,5 Millionen Kilowattstunden jährlich an, was einem Verbrauch von rund 250.000 Kubikmetern Erdgas entspricht. Bricht das Versorgungsnetz zusammen, springt binnen zehn Sekunden das neue Notstromaggregat an, ein Zwölfzylinder-Schiffsdiesel mit 650 PS. "Dann sind wir für etwa 45 Stunden völlig autark, so lange reicht der Dieselvorrat", sagt Lausch.

Zurzeit sind die Firmen im Bettenhaus mit Trocken- und Innenausbau beschäftigt. Auch die Außenanlagen fehlen noch, so muss das Gelände vor dem neuen Haupteingang noch um etwa einen Meter abgesenkt werden. Ist das Bettenhaus im Oktober fertig, sind damit jedoch noch nicht die Bauarbeiten in der AWK beendet. "Danach wird die zentrale Notaufnahme um- und ausgebaut", sagt Marianne Baehr. Dieser Bereich soll dann im Sommer 2023 fertig werden. Und dann liegt zusätzlich ein Bauantrag für den Altbau beim Ministerium. Dieser umfasst hauptsächlich die Modernisierung des Brandschutzes sowie von Lüftung, Heizung und Sanitär. "Alle Leitungen werden erneuert, danach ist die Klinik im Grunde wie neu", betont die Geschäftsführerin. Die Investitionen für die Modernisierung sollen etwa 25 Millionen Euro betragen. Die Gesamtkosten für Bettenhaus und Sanierung würden sich damit auf etwa 70 Millionen Euro summieren. "Wir hoffen auf grünes Licht im Sommer vom Ministerium, damit wir die Modernisierung des alten Gebäudes weiterplanen können", sagt Baehr. Und schließlich soll auch am Standort Achim eine Station umgebaut werden, nämlich die frühere Kurzzeitpflege. Zurzeit laufen noch Gespräche mit Architekten und Planern, das Investitionsvolumen steht aber bereits fest: etwa 1,5 bis zwei Millionen Euro.

Der Umfang der Investitionen am Standort Verden sei auch ein positives Signal für die Stadt, den Landkreis und die Beschäftigten der Klinik, wie Baehr findet. "Wer soviel Geld investiert, macht das Krankenhaus nicht zu." Zumal die AWK neben der medizinischen Grund- und Regelversorgung auch zusätzliche Aufgaben übernehme, etwa durch die kardiologische Schwerpunktversorgung, die Urologie und plastische Chirurgie.

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