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BBS Verden Zwei Fliegen mit einer Klappe

Schüler der BBS Verden können zukünftig gleichzeitig mit ihrem Abitur zum Sozialassistenten ausgebildet werden. Ab 2023 ist das neue System, das gegen den Fachkräftemangel helfen soll, in Niedersachsen Pflicht.
23.01.2022, 13:41 Uhr
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Zwei Fliegen mit einer Klappe
Von Antonia Blome

Im Berufsbereich Sozialpädagogik stehen große Veränderungen bevor. Das Berufliche Gymnasium Sozialpädagogik der Berufsbildenden Schulen (BBS) Verden bietet kommenden Jahrgängen eine Doppelqualifikation an: Somit können die Schüler nicht nur ihre Allgemeine Hochschulreife erlangen, sondern sich zeitgleich innerhalb von drei Jahren zum staatlich geprüften Sozialpädagogischen Assistenten qualifizieren. Normalerweise dauert die Ausbildung zum Sozialassistenten mit der Allgemeinen Hochschulreife ein Jahr, mit der Mittleren Reife zwei Jahre.

Der Bildungsgang zeichnet sich besonders durch die enge Verzahnung von Theorie und Praxis aus. In den nötigen Betriebspraktika werden insgesamt 300 anstatt wie bisher 160 Stunden reale Praxis absolviert. "Das ist eine außergewöhnliche Möglichkeit für Schülerinnen und Schüler, die sich zutrauen, gleichzeitig mit dem Abitur auch noch eine erste Berufsausbildung zu absolvieren", sagt Thomas Schönfelder, Studiendirektor und Leiter des Beruflichen Gymnasiums Sozialpädagogik an den Verdener BBS. Der zeitliche Aufwand sei allerdings nicht zu unterschätzen und erfordere viel Engagement.

Breite Unterstützung

Zudem müssen die Schüler auch Plätze für ihre Praktika finden. "Wir sind hierfür auf die Unterstützung von Kitas und Grundschulen angewiesen", sagt Schönfelder. Bisher habe das Berufliche Gymnasium breite Unterstützung erfahren – auch von der Grundschule am Sachsenhain, die einige angehende Sozialassistenten während ihrer Praktika aufnimmt. Denn besonders bei der Ganztagsbetreuung würden mehr helfende Hände gebraucht. "Wir möchten zudem unterstützen, dass das Angebot für die Schüler größer wird", sagt die kommissarische Schulleiterin Katja Kimmig.

Derzeit absolviert die angehende Erzieherin Jenny Hentschel dort ein achtwöchiges Praktikum. Die Einführung der Doppelqualifikation befürwortet sie: "Hätte es den Bildungsgang auf diese Art früher gegeben, hätte ich ihn auf jeden Fall absolviert." Obwohl das Angebot nicht für jeden geeignet sei, könne man mit der richtigen Motivation den zusätzlichen Zeitaufwand bewältigen. "Ich habe mich parallel zum Abitur viel ehrenamtlich engagiert und glaube, dass man den Mehraufwand schaffen kann", sagt die 21-Jährige. Die Verbindung von Theorie und Praxis mache den Bildungsgang besonders ansprechend.

Ab 2023 Pflicht in Niedersachsen

Die Doppelqualifizierung soll im August 2023 landesweit eingeführt sein. "Wir bieten die Doppelqualifikation ein Jahr vor der Pflicht an, um das neue System ohne Druck ausprobieren zu können", informiert Jörn Fischer, Fachgruppenleiter Sozialpädagogik. Die elfte Klasse beginnt mit einem zweiwöchigen Blockpraktikum. Anschließend kommen die Schüler einmal die Woche mittags in Einrichtungen wie Kindergärten und -horten zum Einsatz. Zusätzlich gibt es in den zwölften Klassen mehrwöchige Praxiszeiten, zum Beispiel in den Schulferien. Diese können bei Bedarf auch zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. "Es müssen Schüler sein, die sich das zutrauen und mit Herzblut dabei sind", betont Fischer.

Zugangsvoraussetzung für das Abitur ist der erweiterte Sekundarabschluss I, die Versetzung in die gymnasiale Oberstufe oder ein gleichwertiger Bildungsstand. Wer den Bildungsgang abgeschlossen hat, kann sich neben der Möglichkeit eines Studiums sowohl zum Erzieher weiterbilden lassen oder als Sozialpädagogischer Assistent in einer Kindertageseinrichtung oder einer Ganztagsschule arbeiten. "Die Doppelqualifikation eröffnet beste Möglichkeiten für einen Berufseinstieg im sozialen Bereich, zum Beispiel für eine Ausbildung zum Erzieher oder eine erste Berufstätigkeit", sagt Fischer. Zudem erleichtert die Qualifikation den Übergang ins Lehramt: Eine einschlägige sozialpädagogische Ausbildung, die für den Vorbereitungsdienst oder Referendariat erforderlich ist, ist mit dem Abschluss bereits erworben.

Info

An den BBS Verden startet der neue Jahrgang am 25. August dieses Jahres. Bis zum 20. Februar können sich Interessierte bewerben. Vorerst ist aufgrund der begrenzten Praktikumsplätze die Einrichtung einer Klasse mit rund 30 Schülern geplant. Interessierte können sich unter www.bbsverden.de anmelden. Fragen beantworten Thomas Schönfelder (0 42 31/ 97 61 59) oder Jörn Fischer (joern.fischer@bbs-verden.de).

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