Fliegende Sägespäne und ohrenbetäubender Lärm bringen die Schüler nicht aus der Ruhe. Ganz im Gegenteil - gespannt schauen die Auszubildenden der Berufsbildenden Schulen (BBS) Verden der großen Säge beim Zerschneiden der Baumstämme zu. Vor den Sommerferien beschlossen Lehrer der Einrichtung, das mobile Sägewerk aus Syke zu mieten. "Der Hintergrund ist, dass Schüler mehr Bewusstsein für das Material Holz bekommen sollen", sagt Bernd Wünsch von der Abteilung Bautechnik der BBS. "Sie ziehen auf diese Weise nicht nur fertig zugeschnittenes Holz aus dem Regal, sondern merken, wie wertvoll der Stoff ist."
Gekauft wurden die 42 Baumstämme mit einem Durchmesser von 25 bis 50 Zentimetern in Kirchwalsede. Insgesamt 22 Festmeter Fichten- und Lerchenholz hat die Schule für das Projekt erworben - die meisten Bäume waren laut Bernd Wünsch von Käfern befallen. Diese kleinen Qualitätseinschränkungen des Holzes seien für die Zwecke der Schule allerdings kein Problem. "Es ist eine Win-win-Situation für alle", sagt der Lehrer. Für den Transport nach Verden hat die Schule eine Firma engagiert. "Die Baumstämme werden zu Brettern und Kanthölzern verarbeitet, die später im Zuge des Fachpraxisunterrichts weiter bearbeitet werden", sagt Norbert Mäteling, Vertreter des Schulleiters, zum weiteren Vorgehen.
Projekt soll wiederholt werden
Insgesamt kostete das Vorhaben rund 3000 Euro, finanziert über den Etat für Verbrauchsmaterial der Schule. "Wenn dieses Mal gut klappt, wollen wir das Projekt fortführen", sagt Bernd Wünsch. Voraussichtlich nach den Herbstferien könnte das Sägewerk wieder gemietet werden. 35 Schüler im ersten Lehrjahr sind bei der Bearbeitung der Baumstämme dabei. Auch Auszubildende der Agrarwirtschaft helfen mit. "Die Schüler sind mit Begeisterung dabei, denn etwas selbst zu machen, ist viel interessanter, als nur zuzugucken", betont Wünsch.
Manche der Auszubildenden arbeiten an diesem Tag zum ersten Mal mit dem Material Holz, darunter der 17-jährige Yunus Senol. Normalerweise beschäftigt sich der Jugendliche im praktischen Teil seiner Ausbildung mit Tiefbau, verlegt Rohre oder pflastert. "Mit dem Sägewerk zu arbeiten ist eine ganz neue Erfahrung und ich finde es sehr interessant, so viele Dinge zu lernen", sagt er. Gemeinsam mit seinen Mitschülern stapelt der angehende Maurer das zugeschnittene Holz und transportiert es zum nächsten Ablageplatz.
Mittel zur Kostensenkung
Auch eine Handvoll Mädchen ist an dem Projekt beteiligt. Die 17-jährige Jana Henneke macht eine Ausbildung zur Agrarwirtin und hilft bei der Bearbeitung der Baumstämme mit. Während das Holz zersägt wird, räumt sie auf und fegt Sägespäne weg. "Das Sägewerk ist spannend und ich würde gerne dabei sein, wenn es wieder gemietet wird", sagt die Schülerin aus dem Heidekreis. Am Ende der Produktionskette befindet sich der 19-jährige Silas Werde. Der Auszubildende sortiert und stapelt die Baumstämme und transportiert sie später ins Lager. "Mir gefällt, dass wir heute so viel Abwechslung haben", sagt er.
Doch das Projekt dient nicht nur der Ausbildung der Schüler, sondern auch der Kostenoptimierung. Laut Schulleiter Stefan Frese wird Holz derzeit immer teurer. "Wir als Schule brauchen dieses Material aber für den Bereich Bautechnik, denn es ist für die Schüler notwendig, etwas in der Hand zu haben", sagt er. Eigene Baumstämme aus der Region in dem Sägewerk zu zerschneiden sei um einiges günstiger, als fertiges Holz zu kaufen. "Dazu ist es unglaublich nachhaltig", betont der Schulleiter. Das Schnittholz wird nun ein halbes Jahr getrocknet und in einem Trockenlager aufbewahrt. Etwa im Frühjahr kann es laut Bernd Wünsch für weitere Projekte der Schule verwendet werden.