Blues vom Allerfeinsten, gemütliche Biergarten-Atmosphäre und drei Top-Stars der Rock- und Bluesgitarre beinahe zum Anfassen – kein Wunder, dass dieses Konzert schon seit langer Zeit ausverkauft war. Entspannt und in bester Laune lauschte das Publikum den virtuosen, sensiblen, groovenden oder rockigen Klängen der drei prominenten Gitarristen, die auf Einladung des Vereins Verdener Jazz- und Bluestage im Biergarten des Hotels Höltje zu Gast waren.
Krissy Matthews ist in Verden kein Unbekannter. Als er im Oktober 2007 zum ersten Mal auf einem Konzert der Jazz- und Bluestage auftrat, war er ganze 15 Jahre alt, sozusagen ein Blues-Wunderkind. Seitdem hat sich der Gitarrist, Sänger und Songwriter an die oberste Spitze der jungen Blues-Generation gespielt. Auch Gerd Lange, Gitarrist und Sänger der Hamburg Blues Band, war bereits mehrmals in Verden zu Gast. Komplettiert wurde das Trio mit keinem Geringeren als Clem Clempson, einst Gitarrist der legendären Bands Collosseum und Humble Pie. Als er mit seiner unverwechselbaren Stimme den Collosseum-Song "Tomorrow's Blues" anstimmte, schien es, als ob das Publikum im Biergarten alles um sich herum vergessen hätte, und dass man solch weltbekannten Kult-Sound in Verden gleichsam in Griffweite erleben kann, das ist tatsächlich "collossal".
Drei Gitarristen
Drei Gitarristen, von denen jeder seinen eigenen Stil mitbringt, unplugged und ohne weitere Instrumente außer hin und wieder einer Blues-Harp oder Handpercussion, das ist etwas ganz Besonderes und aus einer besonderen Situation erwachsen. "Die Idee ist entstanden, als wir alle plötzlich keine Arbeit mehr hatten", erklärte Gerd Lange. "So ganz ohne Band im Rücken, das ist zwar anstrengender, aber es fühlt sich gut an." Krissy Matthews zeigte sich von seiner vergnügtesten Seite, scherzte mit seinen Kollegen und dem Publikum und nahm sich selbst auf die Schippe: "Schöne Tag, schöner Stimmung, schöne Jazz und Bluestage in Verden, das Beste von der Welt. Und ich spreche die beste Deutsch hier, besser als alle." Dann aber doch lieber auf Englisch erzählte er von seinen persönlichen Pandemieerfahrungen. Er habe zuvor gedacht, dass all seine Pläne so wie immer funktionieren würden – das werde er von nun an nie wieder glauben. Doch in dieser Zeit seien auch besonders viele gute Dinge geschehen, für die er sehr dankbar sei. "Grateful" hieß auch der Song, den er über diese Zeit geschrieben hat. Und weil ihm am Schluss des Songs das Schlagzeug fehlte, sang er es einfach dazu: "Boo-boo-boo – boobooboo – booo", und das Publikum dankte mit begeistertem Beifall für den Song und den Spaß.
Mit Blues-Klassikern und vielen eigenen Titeln zeigte das Trio eine riesige Bandbreite an Klangfarben und Stilen, begeisternde Spielfreude und Virtuosität. Dazwischen wurde erzählt und viel gelacht – auch wenn es während der Pandemie für die Berufsmusiker oft alles andere als lustig zugeht. Krissy Matthews erzählte von seinem Ausflug auf den Arbeitsmarkt: "Ich erinnere mich an einen Tag im März, da musste ich hundert Konzerte auf einmal absagen". Er habe wirklich überall nach Arbeit gefragt, und immer hieß es: "Was hast du für Berufserfahrung?". Neun Monate lang habe er dann Pizza ausgefahren und sei Statist in Seifenopern gewesen. Seine neue CD erzählt davon in Songs wie "Pizzaman Blues" oder "The Man Says No", die, so brandneu sie waren, beim Publikum bestens ankamen. Mit "Get Off My Back", einem Klassiker der Hamburg Blues Band oder dem Evergreen "Like a Rolling Stone" zeigten die Musiker weitere mitreißende Nuancen und lockten damit sogar die Bewohner des Sandbergviertels aus ihren Häusern, die, auf ihren Treppenstufen sitzend oder aus den Fenstern hängend, zu begeisterten Zaungästen wurden.