Alleine zu Hause arbeiten ist nicht jedermanns Sache. Viele Berufstätige wünschen sich Austausch, flexible Arbeitsplätze und eine Kostenteilung bei der Büromiete. Diesen Gedanken greift das Prinzip Coworking auf. Nachdem im Norddeutschen Zentrum für nachhaltiges Bauen sowie in Scharnhorst bereits sogenannte Coworking-Spaces errichtet wurden – auch in der Gemeinde Kirchlinteln soll es dementsprechende Pläne geben – bekommt die Stadt Verden nun zum Monatsende ihren insgesamt dritte Coworking-Space.
Im Zuge des Projekts Probierstadt Verden entsteht mitten in der City, an der Ostertorstraße 9a, gerade ein solcher Raum. Das Netzwerk der Kreativ- und Innovationswirtschaft (Kiwi) richtet im Erdgeschoss des bislang noch leer stehenden Gebäudes einen Pop-up-Coworking-Space ein. "Wir bieten dort ab Herbst auf rund 100 Quadratmetern bis zu einem Dutzend fixe und flexible Arbeitsplätze an", erläutert Vorstandsmitglied Christian Willner. Die Pop-up-Phase erstrecke sich bis Ende kommenden Jahres.
Nutzung von Synergien
Das Netzwerk, ein Verein, wurde vor sechs Jahren aus der Taufe gehoben und wollte ursprünglich ein Kreativzentrum im großen Stil aufziehen. Nachdem sich die Pläne zerschlagen hatten und sowohl am Norderstädtischen Markt als auch im Syndikatshof aus verschiedenen Gründen kein Coworking-Space etabliert werden konnte, setzt das Kiwi nun alle Hoffnungen in das Gebäude an der Osterstorstraße. Nach dem Rathausbrand fand die Stadt Verden in der Privatimmobilie Unterschlupf.
"Im Zuge des Projekts Probierstadt Verden standen bislang Pop-up-Stores in leer stehenden Gebäuden im Fokus, mit der Schaffung eines Coworking-Angebots soll nun eine neue Nutzung im Verdener Zentrum erprobt werden", erläutert Verdens Wirtschaftsförderer Fabian Fortmann. Die Stadt will Leerstand in der Innenstadt vermeiden und neue Nutzungen erproben, die heimische Kreativwirtschaft will sich weiter vernetzen und dadurch sichtbarer werden. Das aus dem Programm "Zukunftsräume Niedersachsen" geförderte Projekt Probierstadt Verden ermöglicht es nun beiden Seiten, das vorhandene Synergiepotenzial zu nutzen.
Belebender Branchenmix
Mit Unterstützung der Stadt Verden will der Verein Kiwi den Coworking-Space, der übrigens allen interessierten Berufsgruppen offen steht, organisieren und betreiben. Im Mittelpunkt der Pop-up-Nutzung steht der Aufbau einer Coworking-Community und die Entwicklung eines Konzeptes zur dauerhaften Etablierung eines solchen Raumes in der Verdener Innenstadt. Der Unterschied zu einer Bürogemeinschaft ist neben dem Branchenmix auch die geringere Verbindlichkeit.
Coworking zielt insbesondere auf digitalaffine Nutzer, die ortsunabhängig und flexibel arbeiten können ab. "Gegenüber dem Homeoffice bietet ein Coworking-Space soziale Kontakte und die Möglichkeit, sich mit anderen Menschen sowohl innerhalb der Branche als auch branchenübergreifend auszutauschen und zu vernetzen", erklärt Fortmann. Christian Willner betont in diesem Kontext, dass er den Blick von außen, die Sicht von branchenfremden Menschen, immer als sehr bereichernd empfindet. Seiner Ansicht nach sei Coworking für Digitalnomaden wie gemacht.
Planung von Veranstaltungen
Die Mitglieder des Vereins Kiwi stammen aus den Bereichen Grafikdesign, Malerei, Kunst, Fotografie, Marketing, Journalismus und Webdesign und werden bei ihren Plänen für den Coworking-Space von der Genossenschaft Coworkland, dem norddeutschen Spezialisten für gemeinsames Arbeiten auf dem Land, unterstützt. Pionierarbeit auf diesem Gebiet haben in den vergangenen Jahren auch die Betreiber des Tokunfthuses in Bücken bei Hoya geleistet, mit denen die Verdener im engen Austausch stehen. "Wir wollen die Räume an der Ostertorstraße in Verden künftig aber auch für öffentliche Veranstaltungen nutzen", verrät Kiwi-Vorstandsmitglied Christian Willner.
Apropos Miete: Was kostet eigentlich ein Schreibtisch an der Ostertorstraße? "Das können wir gegenwärtig noch nicht ganz genau sagen, nur soviel: Coworking auf dem Land ist auf jeden Fall günstiger als in der Stadt", verspricht Willner.
Wer sich für Coworking in Verden interessiert oder einen festen oder flexiblen Ort zum Arbeiten sucht, kann sich bei Wirtschaftsförderer Fabian Fortmann unter der Rufnummer 0 42 31/1 23 75 oder per Mail an fabian.fortmann@verden.de melden. Informationen zum Projekt gibt es auch im Internet unter den Adressen www.verden.de/probierstadt oder www.kiwinetz.de.