Als sie vor zweieinhalb Monaten ihren Job antrat, war es ein bisschen wie Heimkehr. Britta Stühren brauchte sich in der Hippologischen Bibliothek des Deutschen Pferdemuseums (DPM) nicht völlig neu zu orientieren, denn dort hat sie früher schon, fast 15 Jahre lang, die Zügel in der Hand gehalten. Diese hat sie von Christoph Neddens nun wieder freudig übernommen. Der Wechsel beruht sowohl auf Wunsch als auch auf Zufall und für das endgültige Zustandekommen hat sich die kleine DPM-Mannschaft mit Ina Rohlfing und Christine Rüppell an der Spitze ins Zeug gelegt.
An ihrem alten und neuen Arbeitsplatz im ersten Stock des Museumsgebäudes am Holzmarkt ist Britta Stühren mit dem gewohnten Elan im Einsatz. Sie ist in doppelter Hinsicht vom Fach: Für die Diplom-Bibliothekarin und passionierte Freizeitreiterin stellt sich die Tätigkeit an der breit gefächerten pferdekundlichen Sammel- und Forschungsstätte als ideale Konstellation dar. Damit hatte die Bremerin schon geliebäugelt, als sie anno 1999, damals Bibliothekarin in Osterholz-Scharmbeck, eine Stellenausschreibung des DPM in einer Fachzeitschrift entdeckt hatte – und mit ihrer Bewerbung erfolgreich war.
Das Pferdemuseum unter Leitung von Dietrich Fröba befand sich damals noch an zwei getrennten Standorten in der Altstadt und steuerte auf den großen Umzug in die ehemalige Kavalleriekaserne in der City zu. Während das eigentliche Museum seinen Sitz in einem Fachwerkhaus an der Andreasstraße hatte, war die organisatorisch angegliederte Bibliothek ganz in der Nähe im sogenannten Ackerbürgerhaus an der Strukturstraße untergebracht. Es konnte die von Museumsgründer, Auktionsinitiator, Autor und „Pferdepapst“ Hans-Joachim Köhler über Jahrzehnte angehäufte Fachliteratur kaum noch fassen.

Die Bibliothek umfasst 18.000 Titel vom frühen 16. Jahrhundert bis heute.
Als das neue DPM-Domizil am 1. Mai 2000 offiziell eröffnet wurde, war Britta Stühren bereits in Lohn und Brot. Sie sorgte in den Folgejahren dafür, den Ruf der nun repräsentativ und übersichtlich angesiedelten Spezialbibliothek rund um Rösser, Reiter und deren Historie weiter aufzupolieren und die wachsenden Bestände einer zeitgemäßen Katalogisierung zu unterziehen. Längst erstreckte sich die europaweit größte Sammlung ihrer Art nicht nur auf Fachbücher, Bildbände, Kataloge, Nachschlagewerke und Zeitschriften, sondern auch auf ein einzigartiges Foto- und Filmsortiment. 2007 wurde es auf einen Schlag um rund 430.000 Aufnahmen erweitert: Als Dauerleihgabe kam das Archiv der Berliner Fotografenfamilie Menzendorf ins Museum.
Erfolgreiche Initiativbewerbung
Britta Stühren, ausgebildet an der Fachhochschule Hannover, blieb bis 2014 die rührige Chefin in der Bibliothek, deren älteste Werke aus dem 16. Jahrhundert stammen. Dann verabschiedete sie sich in Richtung Hansestadt und arbeitete fortan im Focke-Museum. Ihr Nachfolger im Pferdemuseum wurde Christoph Neddens, der sich zuvor schon als ehrenamtlicher Mitarbeiter engagiert hatte. Als Neddens im vergangenen Frühjahr dann andere berufliche Pläne verfolgte und sich sein Weggang abzeichnete, wäre eigentlich wieder eine Stellenausschreibung fällig gewesen. Aber darauf konnte und wollte das federführende Damenteam getrost verzichten, war doch zwischenzeitlich schon eine Initiativbewerbung ins Haus geflattert: von Britta Stühren.
Das DPM hatte sie in den Jahren zuvor „immer mal wieder gerne besucht“ und sie konnte sich gut vorstellen, auch arbeitsmäßig an ihre langjährige Wirkungsstätte zurückzukehren. "Besser geht es nicht", sagen Ina Rohlfing und Christine Rüppell über die Besetzung des Postens. Und so ist Britta Stühren nun wieder dreimal pro Woche – dienstags, mittwochs und freitags von 10 bis 16 Uhr – im Hort der Hippo-Schätze zur Stelle. Freitags ist sie auch im Homeoffice in Bremen-Arsten zu erreichen.
Der Bestand der Präsenzbibliothek umfasst rund 20.000 Medieneinheiten, die nur vor Ort einzusehen sind. Ein Großteil ist schon im Online-Katalog enthalten, der fortlaufend aktualisiert und erweitert wird. Was das DPM an Fachbüchern zu bieten hat, lässt sich unter www.stadtbibliothek-verden.de nachschauen. Eine Kooperation mit der Stadtbücherei hat sich sofort ergeben, als seinerzeit beide Einrichtungen in enge räumliche Nähe rückten. Vom Saal des ehemaligen Offizierscasinos aus ist das Treiben in der herkömmlichen Bücherei zu beobachten. Von der DPM-Bibliothek führt eine kleine Brücke in den sogenannten Freihandbereich. Leseratten mit Pferdefaible finden dort ein abwechslungsreiches Angebot mit etwa 2000 Titeln vor.
Wer Rat und Hilfe bei pferdekundlichen Recherchen benötigt, ist bei Britta Stühren an der richtigen Adresse. Sie versteht sich als Infovermittlerin und verfolgt eigenen Angaben nach bei allen Anfragen das Ziel "Ich kriege das heraus". Mehr über die Hippologische Bibliothek ist unter www.dpm-verden.info zu erfahren.