Wenn mal wieder die besten Bilder des renommierten Wettbewerbs „Europäischer Naturfotograf des Jahres“ ausgewählt werden, rückt automatisch auch stets das Deutsche Pferdemuseum in den Fokus – kontinental. Denn das DPM ist europaweit regelmäßig erster Schauplatz der prämierten Aufnahmen. Was der Foto-Contest 2021 an erlesenen Bildern hervorgebracht hat, ist noch bis Mitte März zu sehen. Derweil bereitet die Museums-Equipe schon eine neue Sonderausstellung vor, die ab Juni buchstäblich zum Zugpferd werden soll. Es geht um ein großes, weitgehend historisches Thema, bei dem weit über das kleine Verden hinausgeschaut wird: „Pferde in der Stadt“.
In schier unendlicher Entfernung zur nächsten Stadt befand sich der italienische Fotograf Marco Gaiotti, als ihm im Westen Spitzenbergens, der norwegischen Inselgruppe nördlich des Polarkreises, ein meisterhafter Schnappschuss gelang. Das gestochen scharfe Porträt eines jungen Walrosses vor dem verschwommenen Hintergrund eines Gletschers trägt eingedenk der Umstände, unter denen es entstand, den Titel „Ein stiller Abend“.
Es war Sommer, als Gaiotti eine ganze „Walross-Kolonne“ sichtete: „Das sanfte Licht der Mitternachtssonne, das sich durch eine dünne Nebelschicht brach, bildete den perfekten Hintergrund." Also habe er beschlossen, sich einfach an den Strand zu setzen und abzuwarten. Es hat sich gelohnt, denn irgendwann hatte er eines der „sehr neugierigen“ Tiere direkt vor der Kamera. Der schon vielfach preisgekrönte Fotograf, der seine aufwendigen Expeditionen auch als Dozent für Schiffbau an der Universität Genua finanziert, erhielt im prestigeträchtigen Wettbewerb der Deutschen Gesellschaft für Naturfotografie (GDT) eine „lobende Erwähnung“ in der Kategorie Säugetiere.
Zu bewundern ist das Bild des mächtigen Walrosses mit den markanten Stoßzähnen derzeit in der Ausstellung, für die das DPM wieder besonderes Besucherinteresse registriert, vor allem an Wochenenden. Die rund 80 Aufnahmen, ausgewählt unter 19.000 Einsendungen von über 1000 Amateur- und Profifotografen, ziehen nach den Beobachtungen des Museumsteams auch viele auswärtige Gäste an. Alle können sich schon darauf freuen, in Verden auch die Top-Resultate des Naturfotografen-Wettstreits 2022 präsentiert zu bekommen – ab Dezember.
Ross und Reiter
Bis dahin wird nach den festen Plänen der beiden DPM-Leiterinnen Ina Rohlfing und Christine Rüppell und ihrer rührigen Crew noch ein neues Kapitel in der ebenso langen wie erfolgreichen Serie der Sonderausstellungen aufgeschlagen. Zwischen Juni und Oktober dokumentiert das Museum, wie Pferde vor allem im 19. Jahrhundert das urbane Bild prägten, in vielen Bereichen unerlässliches „Verkehrsmittel“ und „Motor“ waren und quasi noch Tür an Tür mit den Menschen lebten. Dabei geht der Blick weit über Verden hinaus und erfasst etwa auch europäische Metropolen wie Paris und London.
Die mit Fotos, Filmen und Objekten reich bestückte Ausstellung kommt in Zusammenarbeit mit dem Zugpferdemuseum zustande, das sich seit dem Jahr 2000 auf einem anno 1726 erbauten Hofensemble (Annenhof) in der schleswig-holsteinischen Gemeinde Lütau (Kreis Herzogtum Lauenburg) befindet. Es widmet sich vornehmlich der Kulturgeschichte des Arbeitspferdes.
Die Corona-Pandemie hat auch dem Verdener Pferdemuseum am Holzmarkt so manchen Strich durch die Rechnung gemacht und sich besonders hinsichtlich des Vortragsprogramms ausgewirkt. So manche vorgesehene Veranstaltung fiel notgedrungen flach. Nun will man vorsichtig wieder damit durchstarten. Wenn die Bedingungen es zulassen, soll am Donnerstag, 24. März, der bekannte Pferdejournalist und Fachautor Claus Schridde (Querenhorst) zu Wort kommen und „Bedeutende Stutenstämme im Kreis Verden“ beleuchten. Was schon für 2020 geplant war, könnte endlich am Donnerstag, 21. April, stattfinden: Dann soll Stefan Schomann, in Berlin und Peking zu Hause, aus seinem mittlerweile nicht mehr ganz so neuen Buch „Auf der Suche nach den wilden Pferden“ lesen.
Für beide Vorträge ist die Teilnehmerzahl deutlich begrenzt, rasche Anmeldung empfehlenswert. Für den Museumsbesuch gilt seit Mitte Dezember die 2G-Regel; Kinder und Jugendliche ausgenommen. Informationen gibt es auch im Internet unter www.dpm-verden.de.