Eine Klippe haben die Verdener "Domis" bereits erfolgreich umschifft: die neue Probenhalle ist gefunden. Spricht Ralf Böse, neuer Vorsitzender des Vereins Verdener Domfestspiele, von der Intscheder Sporthalle, gerät er regelrecht ins Schwärmen. In den beheizten Räumlichkeiten hätten sich die potenziellen Darsteller beim ersten Treffen auf Anhieb pudelwohl gefühlt. "Außerdem gibt es dort noch einen kleinen Raum, in dem wir kleinere Szenen proben und unsere Requisiten verstauen können. Der Standort ist für unsere Bedürfnisse einfach ideal", freut sich Böse.
Der Termin für die nächsten Domfestspiele ist schon lange fix: Vom 29. Juli bis 13. August 2022 soll sich der Platz vor dem Gotteshaus wieder in ein "norddeutsches Oberammergau" verwandeln. Die Besucher werden dann Bekanntschaft mit einer "rebellischen Hexe" – so der Titel des neuen Stücks aus der Feder von Hans König – schließen. Unter Folter gesteht die gerade 15 Jahre alte Margarethe Sievers im Jahre 1616, einen Pakt mit dem Teufel eingegangen zu sein. Das Domkapitel engagiert daraufhin den freischaffenden Hexenjäger Jan van Mödder. Doch in Person von Friedrich Spee steht dem Inquisitor ein humanistischer Geistlicher gegenüber, der sich vehement gegen die Hexenverfolgung ausspricht. "Mit van Mödder und Spee stehen sich Irrationalität und Vernunft unversöhnlich gegenüber", erzählt Hans König. Die sorgfältig recherchierten historischen Gegebenheiten hat er in seiner 135 Minuten langen Inszenierung durch einige fiktive Handlungsstränge ergänzt. Jan van Mödder und Friedrich Spee seien sich im wirklichen Leben nämlich nie persönlich begegnet, erzählt Drehbuchautor Hans König, der bei den Verdener Domfestspielen natürlich auch wieder Regie führt.
Finanzierung noch unklar
Rund 90 Interessierte haben sich beim ersten Treffen in der Sporthalle des TSV Weserstrand eingefunden. "Es gibt also mehr Bewerber als beim vergangenen Mal", freut sich Böse über "neue Gesichter und alte Recken". Wer wie besetzt wird, entscheide sich erst zu Beginn des neuen Jahres. "Nicht jeder kann eine Hauptrolle spielen", sagt Böse schmunzelnd, verspricht aber, dass jede Figur, selbst die kleinste Statistenrolle bis ins letzte Detail ausgefeilt werde. Dass nicht alte Hasen automatisch gesetzt seien, beweise beispielsweise die Tatsache, dass 2014 ein bis dato unbekannter Mime gleich auf Anhieb die Rolle des Kurfürsten ergattert habe.
Böse und König hoffen, dass es dem Verein auch gelingt, die nächste Klippe zu umschiffen – die Frage der Finanzierung, die auf mehreren Säulen fußt. Als Sponsorenbetreuer fungiere wieder Wolfgang Reichelt. "Dafür sind wir sehr dankbar", betont Böse. Außerdem sei der Verein dabei, verschiedene Töpfe anzuzapfen, erläutert der Vorsitzende und bedankt sich in diesem Kontext auch für die Unterstützung durch die Stadt Verden. 3G oder doch lieber 2G – diese Frage und wie sich der weitere Verlauf der Pandemie gestaltet, treibt natürlich auch die Verdener Domis um. Die große Unbekannte – so wie überall – ist und bleibt eben Corona.
Was wäre das norddeutsche Oberammergau ohne die vielen freiwilligen Helfer hinter den Kulissen? Aufgeschmissen. "Wir suchen im wahrsten Sinne des Wortes noch händeringend Unterstützung für den Backstage-Bereich", erzählt Böse. Wer also Lust verspüre, das Auf- und Abbauteam, den Fundus oder die Maske zu unterstützen, solle ganz einfach Kontakt zum Vorstand aufnehmen.
Der neue Vorstand der Verdener Domfestspiele will auf jedem Fall auf dem Bewährten aufbauen, aber natürlich auch neue Akzente setzen. Und was ist mit dem neuen Vorsitzenden der Verdener Domfestspiele? Steht der wie in den Jahren zuvor auch wieder auf der Bühne? "Ich würde ja gerne", gesteht Ralf Böse und ergänzt: "Wenn Hans mich lässt."