Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Big Band Domgymnasium CD-Produktion statt Live-Auftritte

Die Big Band des Domgymnasiums hat die Zwangspausen sinnvoll genutzt. Der Termin für Jugend jazzt steht fest. Das Nachwuchsfestival steigt im September.
17.01.2022, 14:15 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Susanne Ehrlich

Was machen Musiker, wenn Corona ih­nen all ihre Pläne vermasselt? Sie neh­men eine CD auf. Auch die Big Band des Domgymnasiums hat die Zwangspausen der vergangenen Jahre dazu genutzt, eine Reihe von Videos in Online-Sessions zu produzieren, die nun zu einer weih­nachtlichen CD zusammengefügt wer­den. Und dass die Fans dabei Profi-Qualität erwarten dürfen, hat zwei Gründe.

Zum einen spielen die Mitglieder der Big Band des Domgymnasiums auf bekannt hohem Niveau. Viele von ihnen erproben und erweitern ihr Kön­nen alljährlich beim Nachwuchsfestival Jugend jazzt des Vereins Verdener Jazz- und Bluestage, in dem Bandleader Mi­chael Spöring selbst für die Organisation des Festivals verantwortlich zeichnet. Zum anderen konnte Spöring, der die Big Band im Jahr 2005 übernommen hatte, im Zuge der Förderung digitaler Medien neue leistungsstarke Mikrofone, Inter­faces und professionelle Studio-Software anschaffen. "Dadurch können wir auch online auf sehr viel höherem technischen Niveau arbeiten", erklärt der Musikpädagoge, der auch die Produktion der CD organisiert. "Ich musste meine Kenntnisse ein bisschen upgraden, und dann habe ich die Bei­träge, die in den Einzelsessions aufge­nommen wurden, zusammengebastelt."  

Musikalisches Wochenende

Eigent­lich wäre die gesamte Big Band zur alljährliche Band-Freizeit gefahren – doch die musste Corona-bedingt ausfal­len. Stattdessen gab es in der Aula des Domgymnasiums mit gebotenem Ab­stand ein musikalisches Wochenende, an dem man sich endlich mal wieder als Ensemble erleben und in gemeinsamen Proben weitere Aufnahmen für die CD erarbeiten konnte.

Mit dabei ist Gesche Ritschel, die sich seit Schuljahresbeginn als FSJ-lerin (Freiwilliges soziales Jahr) für Musik und Kultur am Domgymnasium und ganz besonders für den Jazz enga­giert. Ihren musikalischen Einstand konnte sie im September 2021 mit der Big Band auf der Jugend-jazzt-Bühne vor dem Rathaus geben. "Das war sehr cool", erzählt die 19-Jährige, die nach dem FSJ Instrumentalpädagogik mit Schwerpunkt Jazz studieren möchte. "Meine Trompetenstimme war eine echte Herausforderung, und ich habe es sehr genossen, hier mal etwas spielen zu können, was über den Horizont von Schulmusik derart weit hinausgeht."

Auch Cathy Knurra (16) und Cora Spöring (17), beide seit der 7. und 8. Klasse Mitglieder der Big Band, haben den Jazz längst für sich entdeckt. Beide nehmen regelmäßig an den Jugend-jazzt-Workshops teil. "Ich finde, das ist eine richtig gute Art zu lernen", sagt Cathy Knurra. "Man knüpft Beziehungen zu vielen neuen Leuten, man lernt ganz andere Dinge, die die Teilnehmer mitbringen."  

Cora Spöring fährt musikalisch sozusagen zwei­gleisig, weil sie auch eine klassische Ausbildung erhalten hat. Und gerade deshalb profitiert sie ganz besonders von den Workshops: "Ich lerne dort viel über das Improvisieren, und das war für mich ein völlig neuer Erfahrungsbereich." Sie habe dadurch ihren musikalischen Hori­zont sehr erweitert. Das kann auch Cathy Knurra bestätigen: "Seit ich selbst so viel Jazz mache, höre ich auch zu Hause viel mehr Jazz." Nach dem Abitur möchte sie Mu­siklehrerin werden.

Workshops im Domgymnasium

Jugend jazzt, das überregional aner­kannte Nachwuchs-Event des Vereins Verdener Jazz- und Bluestage, gibt es bereits seit 20 Jahren. In Workshops, die in den Räumen des Domgymnasiums mit professionellen Dozenten angeboten werden, erhalten die Teilnehmer Gelegenheit, ihre eigenen solistischen Ideen zu verwirklichen, sich in individu­eller Improvisationskunst zu üben, ei­gene temporäre Bands zusammenzu­stellen und sich in einem Open Air-Fes­tival der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Viele ehemalige Teilnehmer haben in­zwischen als Berufsmusiker Karriere gemacht, andere sind als Musiklehrer über das ganze Land verteilt. "Man sieht: Unsere Nachwuchsarbeit wirkt nachhal­tig", freut sich Volkmar Koy, Vorsitzender des Jazz- und Blues-Ver­eins. Das findet auch Julia Schley, die 2014 am Domgymnasium Abitur ge­macht hat und gerade ihre Masterprü­fung als Musiklehrerin für Gymnasien in Oldenburg vorbereitet. Dieser Weg sei nicht zuletzt durch ihre Jugend-jazzt-Er­fahrung vorgezeichnet worden, meint die 26-Jährige. Ihre Band Funk Diffusion, die bis heute besteht, hat sich vor vielen Jahren auf einem der Workshops gefun­den. "Mit ihr haben wir im Jahr 2019 den Bandwettbewerb in Olden­burg gewonnen," erzählt die Saxofonis­tin. "Durch Jugend jazzt ist Jazz zu mei­nem großen Steckenpferd gewor­den."

Stiftung bleibt im Boot

Volkmar Koy nimmt sich viel Zeit, um sich für die Förderung des Jazz-Nach­wuchses zu engagieren: "Ohne finan­zielle Unterstützung wären die Workshops mit hochkarätigen Dozenten sowie die gesamte Organisation und Ausstattung des Festivals gar nicht machbar." Gerade hat er einen wichtigen Erfolg erzielt: Auch nach dem Aus­scheiden von Rolf Fellermann als Ge­schäftsstellenleiter in Verden wird die Stiftung der OLB, die das Nachwuchsevent seit 2014 mit jeweils 4000 Euro unterstützt hat, weiter im Boot bleiben. 

Der Termin für Jugend jazzt in diesem Jahr steht bereits fest. Am verkaufsoffenen Sonntag, 25. September, wird das Festival der Jungjazzer wieder den Verdener Rathausplatz rocken.   

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)