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Fridays for Future Aktivisten setzen vor der Bundestagswahl Zeichen für Klimaschutz

Demonstration von Fridays for Future mit 450 Teilnehmern in Verden: Die jungen Aktivisten fordern von der neuen Regierung mehr Einsatz für den Klimaschutz.
24.09.2021, 17:46 Uhr
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Von Andreas Becker und Elina Hoepken

Kurz vor der Bundestagswahl haben etwa 450 Demonstrierende in Verden ein deutliches Zeichen für mehr Klimaschutz gesetzt. Nach einem Zug durch die Innenstadt gab es eine größere Kundgebung mit zwei Reden und Musik vor dem Rathaus. "Wir wollen damit vor der Bundestagswahl betonen, dass es mit der Klimapolitik so nicht weitergehen kann und die neue Regierung mehr tun muss", sagte Paul Priebe von der Verdener Ortsgruppe von Fridays for Future (FFF). Das Team habe sich vor allem darüber gefreut, dass viele Schülerinnen und Schüler dem Aufruf zur Demo gefolgt seien. Bundesweit beteiligten sich insgesamt etwa 620.000 Teilnehmer an mehr als 470 Orten an den Kundgebungen.

Im Landkreis wurde nicht nur in Verden, sondern auch die Stadt Achim demonstriert, wo sich etwa 200 Menschen auf dem Bibliotheksplatz an der Kundgebung beteiligten. Zusammen mit dem Naturschutzbund (Nabu) hatten die FFF-Aktivisten die Veranstaltung angemeldet und auf die Beine gestellt, mit den Achimer "Omas gegen rechts", den Achimer und Kirchlintler Grünen sowie dem Achimer Appell schlossen sich weitere Organisationen der Versammlung an. Kinder und Jugendliche waren auch zum Demonstrieren in die Innenstadt gekommen, im Verhältnis zur Gesamtzahl der Anwesenden machten sie jedoch einen geringen Anteil aus.

Schilder und Infotisch

"Es gibt keinen Planet B" oder auch "Kinder haften für ihre Eltern" war auf manchen der größtenteils selbst gestalteten Schilder zu lesen, darüber hinaus hatten einige Organisationen einen Infotisch mitgebracht. Sabrina Kernhoff vom Achimer Nabu verlas zunächst die Vorgaben der Polizei für die Versammlung und erklärte dann noch das korrekte Verhalten in Zeiten der Corona-Pandemie, sodass diesbezüglich keine Fragen offenblieben. Um eine "bessere und engagierte Klimapolitik" zu forcieren, mögen die Achimer an diesem Sonntag zur Wahl gehen, bat die Nabu-Aktivistin. Und sie machte deutlich, dass der globale Klimawandel durchaus auch vor Ort mit verursacht werde: "Die Glühbirnen wurden zwar gegen LED ausgetauscht, aber die leuchten trotzdem Tag und Nacht alles an und der Strom dafür muss produziert werden."

Bevor die nächste Rednerin die kleine Bühne vor der alten Feuerwache erklimmen konnte, wurde die Achimer Fridays-for-Future-Hymne angestimmt und von zwei Gitarren begleitet. "Achim ach, es ist so traurig, deine Klimapolitik ist schaurig" oder "Bürger wünschen, Bürger fleh'n, bitte lasst die Bäume steh'n" lauten zwei Passagen der Hymne, die auch aus Sabrina Kernhoffs Feder stammt. Verhaltenen Applaus der Zuhörer gab es dann erstmals, nachdem Gastrednerin Maria-Elena Vorrath, Geologin und Klimaforscherin am Alfred-Wegener-Institut, im weißen Laborkittel den Demonstranten generell etwas übers Klima, dessen Wandel und die Beteiligung des Menschen erzählt hatte.

Zwischendurch benutzte sie einige Kraftausdrücke, brachte aber auch auf durchaus unterhaltsame Weise Wissenswertes unters Volk. "Vor 150 Jahren ging die ganze Geschichte los", blickte sie auf die Klimaproblematik zurück. So lange seien so viel CO2-Emissionen verursacht worden, "wie die letzten drei Millionen Jahre nicht – und das, wo die Menschheit erst 300.000 Jahre alt ist". Die globale Erwärmung, die um 1,2 Grad Celsius zugenommen habe, nach ihren Worten selbst in der Tiefsee, wird zum Problem, weil der Meeresspiegel steigt und damit auch der Grundwasserspiegel. Dazu kommen Katastrophen wie die jüngsten Waldbrände weltweit, bei denen in zwei Monaten so viel CO2 freigesetzt worden sei, wie in Deutschland über einen Zeitraum von drei Jahren.

Folgen der Erderwärmung

Extreme Wetterverhältnisse seien weitere Folgen der Erderwärmung, die sich nicht mehr aufhalten, aber sehr wohl verlangsamen lasse. "Um das Pariser Abkommen einhalten zu können, müsste Deutschland aber seine CO2-Emissionen um 90 Prozent senken", sagte Vorrath, die Menschen müssten dafür radikal ihren Lebensstil ändern. Das aber sage kein Politiker ehrlich, ebenso wenig höre die Politik auf die Wissenschaft. "Das macht mich immer noch wütend", merkte die Frau im Kittel an. Themen wie eine Vermeidung von Flächenversiegelungen könnten vor Ort angegangen werden, um sich global positiv aufs Klima auswirken zu können. "Deutschland verursacht zwei Prozent der globalen CO2-Emissionen, stellt aber nur ein Prozent der Weltbevölkerung. Wir nehmen uns also doppelt so viel", hielt sie fest, ehe sich die Achimer "Omas gegen rechts" mit einigen Liedern präsentierten.

Zur Sache

Das Organisationsteam der Verdener Ortsgruppe von Fridays for Future ist für Neuzugänge offen. Treffen sind sonntags um 17 Uhr am Alleruferweg.

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