Verdener müssen sich in diesem Jahr auf einen weiteren Abschied einstellen: Die Filiale des Schuhhauses Rose in der Innenstadt schließt. Auffällige Plakate in den Schaufenstern machen seit vergangener Woche auf den Räumungsverkauf aufmerksam. Die Filiale im Herzen der Reiterstadt existiert seit nunmehr 33 Jahren. "Wir hatten viele gute Jahre und eine schöne Zeit in Verden", sagt Geschäftsführer Hans Rose. Vor allem der Online-Versand mache dem Unternehmen zu schaffen und habe in den vergangenen Jahren für immer mehr Verluste gesorgt.
Dennoch betont Hans Rose: "Wir gehen ohne Groll und haben akzeptiert, dass sich das Kaufverhalten der Menschen geändert hat und man diese Entwicklung nicht zurückdrehen kann." 40 Prozent der Schuhe in Deutschland werden dem Kaufmann zufolge im Internet gekauft. Ältere Kunden würden das Geschäft an der Großen Straße zwar noch aufsuchen, junge Menschen seien aber hauptsächlich im Netz unterwegs.
Monatsumsatz an einem Tag
Im Zuge des Räumungsverkaufs gibt es Rabatte auf die Schuhe. Viele Menschen verschlug es seit vergangener Woche in das Schuhgeschäft: Normalerweise habe der Laden pro Tag zehn kaufende Kunden empfangen. In der ersten Woche des Räumungsverkaufs seien es um die 280 gewesen. "Wir haben am ersten Tag einen Monatsumsatz gemacht", sagt Hans Rose. Insgesamt 4500 Paar Schuhe wurden ihm zufolge vergangene Woche verkauft. Die Kundschaft sei gemischt gewesen, sowohl Stammkunden als auch neue Gesichter habe es in das Geschäft verschlagen. "Wir überlegen derzeit, die Bestände in den Filialen hin- und herzuschieben, um die Verdener Kunden weiterhin vernünftig bedienen zu können", informiert Rose.
Der Mietvertrag in Verden läuft zum Ende des Jahres aus. "Wenn wir weiterhin so gute Geschäfte machen, kann es aber auch sein, dass wir in vier Wochen schließen." Petra Warnke, die seit über 30 Jahren die Leiterin der Verdener Filiale ist, bleibe dem Geschäft in jedem Fall bis zum Ende treu.
Viele Kunden fänden es schade, dass die Filiale schließt. "In Verden war das Geschäft sonst immer lukrativ", sagt Rose. Allerdings versetzte die Pandemie dem Unternehmen einen weiteren Schlag. Die Verdener Filiale blieb fünf Monate geschlossen und der Trend, Schuhe im Internet zu kaufen, verstärkte sich seinen Angaben nach. "Die Zeit des erfolgreichen Einzelhandels wird innerhalb der nächsten Jahre vorbei sein und es wird viele Leerstände geben", prognostiziert der 60-Jährige.
Dabei blickt das Schuhhaus Rose auf eine lange Geschichte zurück: Im Jahr 1889 gründete Hans Roses Urgroßvater und Schuhmachermeister August Rose in Bad Münder ein Maß-Schuhgeschäft. Sein Sohn übernahm den Betrieb 40 Jahre später und bewirkte die Aufnahme konfektionierter Schuhe. "Wir sind ein uralt eingesessener Betrieb, der seit 132 Jahren existiert", resümiert Hans Rose. Er führt das Unternehmen gemeinsam mit Torsten Haake in vierter Generation. Die Firma beschäftigt aktuell etwa 25 Mitarbeiter. Vor fünf Jahren beschlossen sie, den Betrieb zu verkleinern und einige Filialen zu schließen. "Wir sind die letzte Generation, die das Unternehmen führt, denn es gibt keine Nachfolger", sagt Rose.
Bis vor fünf Jahren hatte die Firma noch 15 Geschäfte. Nun gibt es neben dem Standort in Verden noch Geschäfte in Springe, Bad Münder und Salzgitter. "Drei davon, darunter das Verdener, werden bis zum Ende des Jahres geschlossen", kündigt Hans Rose an. Die Filiale in Springe wird im Juni 2022 aufgegeben, davor sollen dort die Restbestände verkauft werden.