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Hannoveraner Verband Vorsitzende kritisiert mangelnde Transparenz

Die Aufsichtsrat-Vorsitzende des Hannoveraner Verbandes Ernestine Zwingmann wird für die Wiederwahl im Januar 2022 nicht antreten. Sie kritisiert unter anderem einen Mangel an Transparenz.
11.11.2021, 16:02 Uhr
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Von Angelika Siepmann

Als Teil seiner lange vorbereiteten Neuaufstellung mit der vielzitierten Strukturreform hatte der Hannoveraner Verband im August 2020 auch erstmals einen Aufsichtsrat gewählt. Zur Vorsitzenden des fünfköpfigen Gremiums wurde Ernestine Zwingmann (Lindwedel/Heidekreis) gewählt. Wenn Ende Januar die nächste Delegiertenversammlung stattfindet, wird sie sich nicht erneut zur Wahl stellen. Die Gründe dafür hat sie jetzt öffentlich gemacht. Im Wesentlichen vermisst Zwingmann das, wofür sie seinerzeit so vehement geworben hatte: einen „Richtungswechsel hin zu Transparenz und ehrlicher Zusammenarbeit“.

Dies sei „in der aktuellen Konstellation“ mit dem Präsidium sowie der Mehrheit des Aufsichtsrats nicht möglich. Die Mitteilung mit der ausführlichen Erläuterung ihrer Entscheidung hat der Verband inzwischen auf seiner Homepage veröffentlicht. Vorangestellt ist dem Schreiben die knappe Info, dass Zwingmann angekündigt habe, nicht wieder zu kandidieren. Darunter folgt eine kurze „Stellungnahme“ der übrigen Ratsmitglieder. Verbandspräsident Hinni Lührs-Behnke sagt auf Nachfrage, für ihn seien die von Zwingmann erhobenen Vorwürfe „nicht nachvollziehbar“.

Viele Gedanken gemacht

Sie habe sich in den vergangenen Wochen sehr oft mit dem Gedanken befasst, wie sie sich zu einer Wiederwahl bei der kommenden Delegiertenversammlung äußern und verhalten solle, schreibt Ernestine Zwingmann. Dabei sei es ihr wichtig gewesen, sich die Gründe vor Augen zu führen, „weshalb ich dieses Amt übernommen habe“. Zum erwähnten angestrebten Richtungswechsel betont sie unter anderem: „In der Funktion als Vorsitzende des Aufsichtsrats habe ich im vergangenen Jahr bei der Abarbeitung von wesentlichen, risikobehafteten Vorgängen die Transparenz in der Zusammenarbeit mit dem Präsidium leider nicht erfahren.“

Der Aufsichtsrat solle das Präsidium und das Hauptamt beaufsichtigen und beraten. Dies sei aber „im Sinne der gewünschten Gremienstruktur“ und „aufgrund der zwar eingeforderten, aber nicht gewährten Einbindung in die Prozesse“ nicht möglich gewesen. Und weiter: „Auskünfte über Grundlagen, die zu Arbeitsergebnissen geführt haben, wurden mir trotz mehrfacher Anforderung von den zuständigen Präsidiumsmitgliedern nicht gegeben. Ich habe eher empfunden, dass man mich hier unter Druck setzen wollte.“

Notwendiges Vertrauen fehlt

Leider seien ihre „Einforderungen von Informationen zu Vorgängen des Präsidiums auch nicht von der Mehrheit des Aufsichtsrats mitgetragen worden“. Dies habe der Aufsichtsrat durch die Ablehnung ihrer entsprechenden Anträge bestätigt: „Die Bearbeitung der Beschlüsse wurde vollumfänglich abgelehnt.“ Ihre „kritische Grundhaltung“, so Zwingmann, werde von der Mehrheit der Aufsichtsratsmitglieder „als Misstrauen und als ein zerrüttetes Verhältnis gegenüber dem Präsidium bewertet“. Für sie schließe sich damit der Kreis. Es sehe danach aus, dass sie das „notwendige Vertrauen“ im Aufsichtsrat nicht mehr genieße.

Man respektiere und akzeptiere die Entscheidung der Vorsitzenden, sich nicht wieder zur Wahl zu stellen, heißt es in der Stellungnahme des Aufsichtsrats, und bedanke sich für ihre geleistete Arbeit. „Den Mitgliedern des Verbandes sichern wir an dieser Stelle geschlossen ein konstruktives und vertrauensvolles Arbeiten in und zwischen den Gremien zu“. Den Aufsichtsrat bilden neben Zwingmann der stellvertretende Vorsitzender Hendrik Hüsker (Syke-Wachendorf), Matthias Bug (Petersberg), Achim Schacke (Wittingen) und Matthias Gruppe (Groß Sisbeck). 

Präsident ist überrascht

Präsident Hinni Lührs-Behnke (Verden-Borstel) erklärte am Donnerstag auf Nachfrage, die Inhalte der Pressemitteilung Zwingmanns hätten ihn „sehr überrascht“. Im Aufsichtsrat herrschten offenbar unterschiedliche Auffassungen darüber, wie weit die Aufsichtsfunktion reiche und wo die „Grenze zum operativen Geschäft“ liege. Es werde demnächst ein Treffen zwischen Präsidium und Aufsichtsrat geben, um eine Klärung herbeizuführen. Man sei „nicht an einer dauerhaften Schlammschlacht interessiert“. Schließlich wolle jeder „das Richtige für den Verband“.        

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