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Hannoveraner Förderverein Auszeichnung mit drei Buchstaben

Der Hannoveraner Förderverein zeichnet nun auch die besten Nachwuchspferde mit dem Zusatz FRH aus. Zum Auftakt wurde 47 Tieren auf einen Schlag diese Ehre zuteil.
06.02.2022, 15:44 Uhr
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Von Angelika Siepmann

Seit über vier Jahrzehnten tauchen im Turniersport immer wieder Pferde auf, deren Namen den Zusatz FRH tragen – ein Markenzeichen. Die Abkürzung steht für den 1985 gegründeten Hannoveraner Förderverein, und sie wurde bald durch inzwischen so legendäre Pferde wie den Spring-Star E.T. FRH, das Dressur-Ass Gigolo FRH und den mit Olympia-Gold in der Vielseitigkeit dekorierten Sherry FRH in aller Welt bekannt. In der Weiterentwicklung seines bewährten Konzepts zeichnet der Verein nun auch die besten Nachwuchspferde mit dem Zusatz der drei Buchstaben aus. Zum Auftakt wurde 47 Tieren auf einen Schlag diese Ehre zuteil.

Wichtigstes Ziel des Hannoveraner Fördervereins ist „die Unterstützung aussichtsreicher Pferde und Reiter, vereint mit Züchtern, Besitzern und Sport“. Daran ändert sich auch nichts. Darüber hinaus soll die FRH-Vergabe künftig auch eine reine Auszeichnung darstellen, „Lob und Anerkennung“ zum Ausdruck bringen, wie Vereinsgeschäftsführerin Britta Züngel auf Nachfrage sagte. Besondere Zuchtstuten und Hengste erhielten seit langem Prämien, die ihre Qualität nach außen verdeutlichten. Bei Sportpferden habe so ein sichtbarer Leistungsnachweis bisher gefehlt, so die Verbandsmitarbeiterin in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit.

Zum FRH-Vorstand mit dem Hannoveraner-Präsidenten Hinni Lührs-Behnke an der Spitze zählen neben Britta Züngel auch Verbandsgeschäftsführer Wilken Treu, der ehemalige Vorsitzende des Kreisreiterverbandes Verden, Burkart Fischer, sowie der passionierte Pferdezüchter und Journalist Stefan Aust (Armstorf). Als Spartenleiter sind für die Dressur Hans-Heinrich Meyer zu Strohen (Verden) und für die Vielseitigkeit Claus Erhorn (Luhmühlen) tätig.

Neue Kriterien

Sie haben beschlossen, dass auch erfolgreiche junge Hannoveraner und Rheinländer das Gütesiegel FRH erhalten sollen, und zwar die Medaillenträger (ab fünf Jahren) bei den Verbandschampionaten und den entsprechenden Bundeschampionaten sowie die Platzierten der Weltmeisterschaften, des Finales im Nürnberger Burg-Pokal und beim Louisdor-Preis. Lang ist die Liste der Pferde, die nun zum Auftakt „geadelt“ wurden. Sie reicht von B wie Boa Vista v. Bon Coeur bis V Vanity Fair v. Vivaldi.

Im erlesenen Siebener-Team der Geländepferde befinden sich auch ChinTonic v. Contendro und Peppermint Patty v. Perigueux. Der Wallach ChinTonic, Jahrgang 2015, und gezogen von Wolfgang Lutz (Langwedel-Völkersen), gehörte in den beiden vergangenen Jahren zu den Finalisten beim Bundeschampionat in Warendorf. Im Sattel saß Junioren-Bundestrainerin Julia Krakowski, die im Sommer 2021 bei den Olympischen Spielen in Tokio Einzel-Gold in der Vielseitigkeit gewann (mit Amande B`Neville). Das letztjährige Hannoveraner Geländepferde-Championat der Sechsjährigen war eine sichere Angelegenheit für Peppermint Patty (Züchter Diedrich Meyer, Köhlen, Besitzerin Britta Züngel, Verden).        

E.T. sorgt für Furore

In der Geschichte des Fördervereins, einst in der Ära des Verbandsvorsitzenden Herwart von der Decken als „Verein zur Förderung des Reitsports auf hannoverschen Pferden“ ins Leben gerufen, hat es schon so manchen „Crack“ gegeben, der mit FRH im Anhang international für Furore sorgte. Der mit dem kürzesten und einprägsamsten Namen war der 1987 geborene E.T. FRH. Dass der Espri-Sohn aus der Zucht von Detlef Saul (Bremerhaven) mal ein wahrhaft „Außerirdischer“ im Springparcours werden sollte, war zumindest zu ahnen, als er sich im Januar 1991 in der Verdener Auktionskollektion befand.

Sein damaliger Besitzer, Veterinär und Military-Olympiastarter Jochen Mehrdorf (1941 – 2019), hatte aber schon einen markanten Hinweis auf das mögliche Potenzial des Kandidaten gegeben: Im geschorenen Fell des lütten Fuchswallachs war eine Stelle in Form eines Ausrufungszeichens ausgespart worden. Der gerade Vierjährige mit dem Hingucker sollte fortan noch viel von sich reden machen. In der Niedersachsenhalle war es seine begeisterte Auktionsreiterin Martina Bescher selbst, die ihn kurzerhand ersteigerte – für den Tageshöchstpreis von 33.000 Mark.

Der „Kleine“ entwickelte sich prächtig. Das sprach sich herum und ließ vor allem Hugo Simon nicht ruhen. Der für Österreich reitende Pfälzer wollte Martina Bescher E.T unbedingt abspenstig machen und spannte bei seinen hartnäckigen Bemühungen auch Auktionschef Rainer Kiel ein. Irgendwann war es dann so weit, dass Simon das Ausnahmepferd, mittlerweile sechsjährig, doch ergattert hatte. Um es kurz zu machen: Das Paar legte ab 1995 rund um den Globus eine Erfolgsserie sondergleichen hin. Als E.T. 2004 in Wien aus dem Sport verabschiedet wurde, war er mit rund 3,2 Millionen Euro eines der gewinnreichsten Springpferde der Welt. Acht Jahre in Pension verblieben ihm noch. „Er lebte wie ein König“, wurde Simon nach E.T.s Tod zitiert. Das hatte er auch verdient. "Er hatte ja genug in die Rentenkasse eingezahlt.“  

Zu den unvergessenen Pferden des Fördervereins gehört auch Gigolo FRH (1983 – 2009), mit dem Dressur-Queen Isabell Werth allein bei drei Olympischen Spielen triumphierte, zudem zweimal Weltmeisterin und viermal Europameisterin wurde.

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