Die hippologische Bibliothek des Deutschen Pferdemuseums birgt zahlreiche Schätze. Der Bestand, der in den Räumlichkeiten der einstigen Kavalleriekaserne am Holzmarkt untergebracht ist, beläuft sich mittlerweile auf mehr als 20.000 Medieneinheiten (Bücher und Zeitschriften) und reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Einige der historischen Bücher, die bereits seit mehreren Jahrhunderten durch die Hände wissbegieriger Pferdefreunde gegangen sind, sind in ihrem Bestand gefährdet. Zwei dieser seltenen Werke konnten in diesem Jahr erfolgreich restauriert werden.

Restauriertes Buch: Dieses Anatomie-Werk stammt aus dem Jahr 1664.
Es handelt sich zum einen um eine Ausgabe von Carlo Ruinis „Anatomia et medicina equorum nova“, die 1603 erschien. Der Italiener Ruini setzte im 16. Jahrhundert mit seinen Werken zur Anatomie des Pferdes Meilensteine in der Geschichte der Veterinärmedizin. Das andere Werk stammt aus der Feder von Johann Christoph Pinter von der Au. Die Ausgabe seines „Vollkommener ergäntzter Pferdt-Schatz“ erschien 1664. Pinter von der Au beschäftigte sich in mehreren Werken ausgiebig mit allen Themen rund um die Pferdehaltung und -nutzung.
Haltung und Ausbildung
"Das Buch von Ruini ist die erste anatomische Untersuchung beim Pferd. Es stammt aus der Zeit, als auch begonnen wurde, die Anatomie des Menschen zu erforschen", sagt Christine Rüppell, wissenschaftliche Leiterin im Deutschen Pferdemuseum. Es sei erst nach dem Tod Ruinis veröffentlicht worden, dabei handele es sich dabei aus heutiger Sicht um einen Meilenstein der Veterinärmedizin. Das zweite Buch, aus der Feder von der Aus, enthalte zwar auch anatomische Angaben, der Fokus liege aber auf der Haltung und Ausbildung von Pferden. "Beide Werke sind Bücher ihrer Zeit. Solche alten Quellen sind durchaus für Forscher interessant und werden auch nachgefragt", erzählt Christine Rüppell.
Nur waren beide Bücher, die durch Schenkungen im Pferdemuseum gelandet sind, in sehr schlechtem Zustand und deshalb nicht nutzbar. „Die Bücher sind 357 und 418 Jahre alt und somit besondere Highlights in unserer Sammlung. Aufgrund ihres schlechten Zustandes konnten sie bisher weder ausgestellt noch eingesehen werden“, erklärt Rüppell. Einige Seiten waren nicht mehr komplett und mussten mit entsprechendem Papier ergänzt werden. Die Bücher wurden zudem neu gefasst, außerdem musste jede Seite gereinigt werden. Ein aufwendiges Verfahren, mit dem eine Restauratorin für Bücher und Papier in Hamburg beauftragt wurde. "Das hat insgesamt vier Monate gedauert, bis alles fertig war", sagt Christine Rüppell. Im Mai hatte die Restauratorin die beiden Bücher in Verden abgeholt, im September bekam das Museum sie wieder zurück. Die Vorbesitzerin des Ruini-Werkes, eine Frau aus dem Rheinland, reiste jüngst übrigens eigens nach Verden, um sich selbst ein Bild von der Restaurierung zu verschaffen.
Förderung des Landschaftsverbandes
Die Kosten für eine derartige fachgerechte Wiederherstellung sind naturgemäß nicht gering. Etwa 7500 Euro hat nach Angaben von Christine Rüppell die Restaurierung gekostet, allerdings muss das Pferdemuseum nur ein Drittel dieser Summe aus dem eigenen Etat bezahlen. Den Rest übernimmt der Landschaftsverband Stade mit Mitteln des Landes Niedersachsen. Bereits seit 1991 leistet der Landschaftsverband Stade mit seinem Förderprogramm „Bewahrung von Museumsbeständen“ einen wichtigen Beitrag für die Erhaltung von Museumsgütern im Elbe-Weser-Dreieck. „Ohne das großartige Förderprogramm des Landschaftsverbandes Stade hätten wir diese wichtigen Bücher nicht restaurieren lassen können“, freut sich Christine Rüppell über die finanzielle Hilfe.
Das Förderprogramm wird jedes Jahr erneut aufgelegt. Wie die wissenschaftliche Leiterin erzählt, versucht das Pferdemuseum, jedes Jahr ein paar seiner betagten Schätze zu restaurieren und damit für die Zukunft zu bewahren. "Wir haben noch einige Bücher, bei denen sich eine Restaurierung lohnen würde", sagt Christine Rüppell. Denn an historischen, teilweise mehrere Jahrhunderte alten Veröffentlichungen hat die hippologische Bibliothek einige zu bieten. Das älteste Werk im Bestand stammt ebenfalls aus Italien und wurde im 16. Jahrhundert veröffentlicht.
Wer einen Eindruck von dem Ergebnis der Restaurierung erlangen möchte, hat dazu bis Sonntag, 31. Oktober, Gelegenheit. Bis dahin sind die beiden Bücher in der Dauerausstellung des Deutschen Pferdemuseums ausgestellt und von Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr, zu bestaunen.