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Kultur Musikalische Zeitreise und der Spirit des Jazz

Das kleine Bandfestival in der City erinnerte ein wenig an die Kneipennacht. Auf dem Rathausplatz präsentierte sich hingegen der Jazz.-Nachwuchs.
26.09.2021, 19:21 Uhr
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Von Susanne Ehrlich

Der Verein Verdener Jazz- und Blues­tage scheint einen Deal mit Petrus zu haben: Die zahlreichen Open-Air-Veranstaltungen dieser Saison gingen stets bei Wärme und Sonnenschein über die Bühne. Beim kleinen Bandfestival in der Innenstadt herrschte am Sonnabend die schönste Spätsommeratmosphäre, und auch bei "Jugend jazzt'" vor dem Rathaus musste am Sonntagnachmittag niemand frieren.

Wobei das bei dem heißen Sound, den die Bigband unter Janning Trumann als Opening des Abschluss­konzertes präsentierte, ohnehin nicht in­ Frage kam. Anlässlich des 20. Jahrestags von "Jugend jazzt" hatte sich in dieser Band das Who is Who der Verdener Jazzta­lente versammelt. Die ältesten von ihnen hatten 2004 und 2005 erstmals an den Workshops teilgenommen, einige von ihnen sind bereits Berufsmusiker, spie­len in Bands oder studieren noch Musik, um bald selbst für frischen Jazz-Nachwuchs zu sorgen. Mit einem fast einstündigen Programm voller Bigband-Höhepunkte von "Birdland" bis "Oye Como Va" und einem rundum professio­nellen, mit Soli gespickten Sound begeisterten die jungen Musiker das Publikum, das im Stehen mitgroovte, an den Tischen der umgebenden Gastrono­mie oder auch einfach auf dem warmen Pflaster vor der Bühne Platz genommen hatte.

Hauptfiguren im Interview

Barbara Kreuzer und Kay Reinhardt wechselten sich in der Moderation ab, informierten über Musiker und interes­sante Details der Auftritte und inter­viewten neben Landrat Peter Bohlmann und Bürgermeister Lutz Brockmann die Hauptfiguren des zwanzig Jahre alten und ewig jungen Jazz-Events.

Peter Bohlmanns Dank galt dabei Michael Spöring und Volkmar Koy, die "Jugend Jazzt" seiner­zeit aus der Taufe gehoben hatten. "Ich bin sehr froh darüber", ergänzte er, "dass auch alle Workshop-Dozenten, die ja eine besonders schwere Zeit hinter sich haben, 'Jugend jazzt' die Stange gehalten haben." Brockmann ergänzte: "Alle haben Sehnsucht nach Gemein­schaft und Kultur." Allerdings müsse man sich erst wieder  trauen, etwas zu erleben.

Vier sechs- bis achtköpfige Workshop-Bands in verschiedenen Besetzungen zeigten gemeinsam mit ihren Dozenten und Dozentinnen Mario Emde, Frank Schöttl, Christian Suter, Daniel Gaser Hauke Schlüter, Joanna Jablonski, Gab­riela Koch, Benny Grenz und Stefan Ul­rich, was sie an einem langen und inten­siven Wochenende miteinander erarbei­tet hatten. Mehr als 30 junge Leute hat­ten an den Workshops teilgenommen, einige erst gerade dem Grundschulalter entwachsen und zum ersten Mal dabei, andere alte Hasen bei "Jugend jazzt" und entsprechend selbstbewusst in ihrer mu­sikalischen Präsentation. Wie zum Bei­piel Finn Jakob Schwedhelm mit einem Drum-Solo und das Bläser-Team derselben Combo in Duke Ellingtons "Caravan"  oder die Bremerin Lucy Trollope im Jazz-Klassi­ker "Moanin", deren Stimme für den Jazz wie ge­schaffen ist.

Michael Spöring und Axel Hartig sind beide von Anfang an bei der Organisa­tion und pädagogischen Umsetzung  von "Jugend jazzt" aktiv. Spöring emp­fand die Treue der Jungjazzer zu dem Event als großes Highlight: "Die kom­men immer wieder hierher zurück." Hartig betonte, dass es ihm eine besondere Freude sei, so viele Jugendliche für den besonderen Spirit des Jazz zu begeistern.

Janning Trumann, der das Konzert nicht nur als Bandleader eröffnete, sondern auch mit seinem eigenen professionellen Jazztrio beschloss, erinnerte sich gerne: In Verden hatte er 2004 seinen ersten Workshop besucht.

Erinnerungen an die Kneipennacht

Beim kleinen Bandfestival am Vortag kam sich das Publikum ein bisschen vor wie in einer Zeit­maschine. Alles fühlte sich genauso an wie ein ganz normales Jazz- und Blues-Wochen­ende: Tolle Bands an jeder Ecke, gut gelaunte Menschen  auf der Straße, in den Kneipen und Lokalen. Jeder hatte viel Zeit für einen Klön­schnack und fürs Lauschen auf relaxten Dixieland, groovenden Blues und jungen Rock-Mix mitgebracht, und die ganze Stadt war voller Jazz- und Bluesfans.  

Die Old Virginny Jazz Band unterhielt die Gäste mit Dixieland, gefühlvol­len Jazz-Balladen und Ausflügen in Blues, Tango und Evergreen. Martin Saschek, beim Jazz- und Bluesverein im Technik-Team aktiv, genoss den  Tag mit seiner Frau Anne. "Toll dass es endlich wieder losgeht." Froh ist er, dass künftig der 2G-Modus auch den Veranstaltungen des Vereins mehr Planungssicherheit geben wird.

Gleich zweimal Blues from the roots gab es an der Ecke Nagelschmiedestraße und gleich dahinter an der Ecke Brückstraße. Hier wetteiferten die Duos Nomi & Mac sowie Natural Facts um den heißesten Sound, die coolsten Blues-Oldies und den fettesten Groove. Nach der Begeisterung der Zuhörer zu urteilen, waren beide Bands die Gewinner.

Die Sängerin von Nomi und Mac, Fe­dern und Blumen auf dem Hut, verkör­perte mit ihrer lebendigen, rauchigen Stimme und begleitet von Macs differenzierter, klangvoller Gitarre und Bluesharp eine lebens­bejahende und ansteckende Art von Blues-Feeling und begeisterte nicht nur den Emtinghausener Olaf Dahme. Der war eigens zum kleinen Festival nach Verden gekommen: "Klar fehlt mir die Kneipennacht. Aber das hier macht auch riesig Spaß." Unwiderstehlich war hingegen der Groove der bodenständigen Old School-Bluessongs von Natural Facts.

Auf dem Rathausvorplatz herrschte indes Partystimmung. "Heavy" ja, "Silence" nein, so musste das Fazit über den Sound der fünfköpfigen Akustik-Cover-Band Heavy Silence lauten. Die fünf Jungs, die von Natur aus vor allem punkig-grungig daherkommen, covern alles, was cool ist, von Deutschrock bis Brit­pop, viel Mainstream, aber auch alte Rock-Legenden wie Queen oder Neil Young.

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