Zahlreiche Bauprojekte hat sich der Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung für das kommende Jahr vorgenommen. Neben der Modernisierung der Kläranlage sind auch etliche Arbeiten an der städtischen Infrastruktur geplant. Zu den größten Vorhaben gehören die Erneuerung der Regenwasserkanalisation im Bereich der neuen Stadtkante sowie umfangreiche Kanalbauarbeiten in der Max-Planck-Straße. Die Planungen für beide Vorhaben wurden in der jüngsten Sitzung des Betriebsausschusses vorgestellt. Die Sachbeschlüsse für die Projekte fassten die Ausschussmitglieder einstimmig.
Bei der Stadtkante handelt es sich um das Gelände der ehemaligen Kaufhalle. Dort soll die Kanalisation erneuert und die vorhandene Lücke im Kanalnetz zu Reeperbahn und Allerpark geschlossen werden. Aktuell wird das Regenwasser ungereinigt und ungedrosselt an zwei Stellen in die Aller geleitet. Laut Planungsbüro "nicht Stand der Technik". Das gelte auch für den Regenüberlauf an der Ecke Reeperbahn/Blumenwisch. Bei einer Untersuchung der bestehenden Kanalisation habe sich laut Planungsbüro gezeigt, dass diese Risse, Rohrbrüche und verschobene Verbindungen aufwiesen. "Im gesamten Bereich gibt es zahlreiche Schäden", lautet die Schlussfolgerung der Experten.
Neues Regenbecken geplant
Geplant ist der Bau eines Regenbeckens mit etwa 500 Kubikmeter Fassungsvermögen, auch ein neuer Regenüberlauf soll entstehen, allerdings an anderer Stelle. Dazu soll es eine gemeinsame Entlastungsleitung geben. Das Regenwasser wird im Becken vorgereinigt und künftig nur noch an einer Stelle in die Aller geleitet. Die Einleitung im Bereich der Nordbrücke soll entfallen. Neu gebaut wird auch der Hauptkanal.
Die Kostenschätzung des Planungsbüros beläuft sich auf etwa fünf Millionen Euro. Allerdings berge diese Zahl noch etliche Unsicherheiten, hieß es. So sei die Abdichtung der Baugrube noch ungeklärt, ebenso wie die Kosten für den Bodenaustausch und die Entsorgung des Bodenaushubs. "Wenn der Boden stärker belastet ist, was wir zurzeit einfach nicht wissen, dann wird es teurer", so der Planer. Außerdem könnten höhere Aufwendungen für Wasserhaltung, Pumpen sowie durch die allgemeine Steigerung von Material- und Personalkosten entstehen. Nach dem aktuellen Zeitplan sollen die Arbeiten im kommenden Frühsommer starten und etwa ein Jahr, also bis Sommer 2023, dauern.
Wie bereits berichtet, plant die Stadt den Umbau der Max-Planck-Straße zwischen Berliner Ring und Borsteler Chaussee. Im Zuge dieser Arbeiten soll auch das Kanalnetz in Teilen erneuert werden. Eine Überprüfung durch den Eigenbetrieb habe bereits ergeben, dass der Schmutzwasserkanal in Ordnung sei. "Es bestehen damit für die Zukunft ausreichende Leistungsreserven. Eine Sanierung der Schmutzwasserkanäle ist deshalb aus hydraulischer Sicht nicht erforderlich", teilt die Verwaltung mit. Anders sieht es beim Regenwasserkanal aus. Insbesondere zwischen Otto-Hahn-Straße und Albert-Einstein-Straße ist der Regenwasserkanal in der Max-Planck-Straße stark ausgelastet. Zudem sind Schächte in den Nebenstraßen überlastet. "Damit wird eine Optimierung des Regenwasserkanals notwendig", so Uwe Gerdes, Betriebsleiter des Eigenbetriebs Abwasserbeseitigung. Diese Entlastung werde durch einen Kanalneubau mit größerem Kanalquerschnitt zwischen Otto-Hahn-Straße und Peter-Henlein-Straße erreicht.
Probleme werden beseitigt
Parallel zur Kanalsanierung werden Probleme mit der Abwasserableitung der Firma Badenhop in der Röntgenstraße beseitigt. Druckrohrleitung und Pumpwerk für das Badenhop-Abwasser müssen erneuert werden, denn die vorhandene Druckrohrleitung entlang der Max-Planck-Straße ist für die aktuellen und zukünftigen Abwassermengen der Firma zu gering dimensioniert, wie Gerdes erläuterte. Bislang pumpt das Unternehmen das Abwasser in eine Druckrohrleitung bis zum Berliner Ring, wo das Abwasser dann in die Druckrohrleitung vom Pumpwerk Eitzer Straße zur Kläranlage eingespeist wird.
Mit dem Pumpwerksneubau am Wendehammer in der Röntgenstraße werde auch die Zugänglichkeit und die Arbeitssicherheit für das Kläranlagenpersonal verbessert. "Zusätzlich ermöglicht das neue Pumpwerk dem Eigenbetrieb, Einfluss auf die Abwasserförderung zu nehmen, was zu einer Erhöhung der Betriebssicherheit im Leitungssystem führt", so der Betriebsleiter. Denn in der bestehenden unterdimensionierten Druckrohrleitung zwischen der Pumpe bei Badenhop und der Druckleitung Berliner Ring bilden sich aufgrund der besonderen Beschaffenheit des Produktionsabwassers regelmäßig Ablagerungen, die kontinuierlich beseitigt werden müssen. Um die Gefährdung durch Ablagerungen zu verringern und um Kapazitäten für die zukünftigen Abwassermengen der Firma zu schaffen, wird die vorhandene Druckrohrleitung durch eine neue Leitung mit größerem Durchmesser ersetzt.
Die Gesamtkosten belaufen sich auf etwa 1,2 Millionen Euro. Anja König (CDU) wollte wissen, warum die Stadt für Badenhop ein Pumpwerk baue. Gerdes argumentierte, dass der Eigenbetrieb sonst keine Kontrolle über die Abwässer und über die notwendige Reinigung des Leitungssystems hätte.