Was ist eigentlich ein Held? Dieser Frage sind im Laufe dieser Woche 14 Kinder aus Verden auf den Grund gegangen. Die gemeinsame Ferienaktion von Domherrenhaus und evangelischem Jugenddienst hat den Jungen und Mädchen sichtlich Spaß gemacht. Doch es gibt auch einen Wermutstropfen: Eine Fortsetzung des Ferienprojekts wird es nach fünf Jahren nicht mehr geben. Und so fiel an diesem Freitag letztmalig für das beliebte Theaterprojekt der Vorhang – vor einem Corona-bedingt kleineren Publikum.
Wie in den vergangenen Jahren haben die Teilnehmenden im Laufe der Woche ein Theaterstück erarbeitet. Doch das Ferienprogramm im Domgemeindezentrum hielt auch Spiele, spannende Geschichten und allerlei andere Aktivitäten für die Kinder bereit. Im zweiten Corona-Jahr hatten die Beteiligten die Hygiene-Auflagen schon bestens verinnerlicht. "Das ist für die Kinder inzwischen wie Zähneputzen", zog Museumspädagogin Julia Nehus den Vergleich. So war es kaum verwunderlich, dass der elfjährige Bix, der bereits 2019 dabei war, keinen Unterschied merkte. "Wenn überhaupt ist es jetzt noch besser", versicherte er.
König muss Buße tun
Für das Theaterstück schlüpfte Bix in die Rolle des Königs Ahab. Seinen Text konnte er schon nach wenigen Tagen auswendig. "Es sind ein paar kurze Sätze und ein etwas längerer", erzählte er. Das sei also nicht so schwer. Das Stück ist an die biblische Geschichte über Nabot angelehnt. Der Israelit war Besitzer eines Weinbergs, den König Ahab ihm abkaufen wollte. Doch Nabot wollte sein Grundstück behalten. Ahabs Frau Isebel plante daraufhin eine Intrige. Der Weinbergbesitzer wurde schließlich der Gotteslästerung beschuldigt und gesteinigt. Der Prophet Elija, den die neunjährige Jule spielte, klärte den Betrug schließlich auf und bewegte den König dazu, Buße zu tun.
"Es gefällt mir richtig gut", sagte auch Jule. Sie hatte zuvor noch nie Theater gespielt. In eine andere Rolle zu schlüpfen, habe ihr jedoch Spaß gemacht. Nur mit dem vielen Text hatte sie zu kämpfen.
Die Kinder beschäftigten sich bei während des Ferienprogramms auch damit, welche Heldentaten sich im Laufe der Jahrhunderte in Verden ereignet hatten. Julia Nehus erzählte ihnen unter anderem von Johann Bornemacher. Der lutherische Theologe machte sich im 16. Jahrhundert bei einem Besuch in Verden gegen den Ablasshandel stark. Da er sich in seinem Protest nicht beirren ließ, wurde er festgenommen und schließlich mit dem Tod bestraft.
Betreut wurden die 14 Kinder nicht nur von der Museumspädagogin Julia Nehus und Claudia Clasen vom evangelischen Jugenddienst. Auch vier Ehrenamtliche vom Jugenddienst hielten die Gruppe in Schach. Im Gegensatz zum vergangenen Sommer galt in diesem Jahr für die Betreuer die 3-G-Regel. So mussten sie stets eine Impfung, einen aktuellen Test oder eine überstandene Corona-Infektion nachweisen können.
Dass es eine Neuauflage des Abenteuers Theater im kommenden Jahr nicht geben wird, liegt daran, dass Clasen sich aus Verden verabschiedet. Sie gehe zwar nur nach Lunsen, der Abstand sei also nicht weit, doch die Ferienbetreuung könne sie dennoch nicht weiter übernehmen, erklärt sie. Und auch in der Stellenbeschreibung ihrer Nachfolgerin sei das Projekt leider nicht vorgesehen. "Das ist natürlich sehr schade", sagte Nehus. Auch ihr habe die Zusammenarbeit immer viel Freude bereitet. Man solle zwar aufhören, wenn es am schönsten ist, aber beide hätten gerne noch weiter gemacht.