In der späteren Bibliothek der Grundschule Walle ist noch Baustelle, aber Benjamin Arslan, Bauleiter der Architekten, macht den Kindern schonmal Lust auf gemütliche Schmökerstunden. "Hier werden später ganz viele Bücher stehen, die ihr in Ruhe lesen könnt", sagte er bei der Besichtigung des gemeinsamen Erweiterungsbaus zwischen Kita und Grundschule Walle. Davon waren die Mädchen und Jungen allerdings weitaus weniger beeindruckt als von dem weißen Fugenspachtel an einer Wand im übernächsten Raum. "Wollt ihr den mal anfassen?", fragte Arslan, und die meisten Kinder wollten.
Die außergewöhnliche Architektur des Baus setzt sich jedenfalls im Inneren fort, davon konnten sich die Besucher um Bürgermeister Lutz Brockmann mit eigenen Augen überzeugen. "Die Decken orientieren sich an den geneigten Dächern und sind entsprechend schräg gestaltet", erläuterte der Bauleiter. Insgesamt sei der Erweiterungsbau durch die außergewöhnliche Gestaltung nicht nur ein Hingucker in Walle, sondern biete auch innen viele Vorteile und sei vor allem kindgerecht. "Die beiden neuen Klassenräume sind groß und geräumig mit hohen Decken und vielen Fenstern", schwärmte Arslan während der Begehung. Außerdem hätten die Architekten festgestellt, dass durch das verbaute Holz eine gute Akustik vorhanden sei. "Hier hallt nichts", betonte er.

Der letzte Bauabschnittes hat begonnen: Bürgermeister Lutz Brockmann (li.), Bauleiter Benjamin Arslan (re.) und Schulleiterin Anne Grotheer (2. v. re.) besichtigten mit Kindern die Räume.
Den positiven Eindruck teilen Brockmann sowie Anne Grotheer, Leiterin der Grundschule Walle, sowie Jennifer Tscharntke von der Kita Walle. "Wir wollten etwas Besonderes haben und hatten deshalb einen Planungswettbewerb gemacht. Einen besonderen Entwurf haben wir bekommen. Mit dem Erweiterungsbau wachsen Kita und Grundschule zusammen", betonte Brockmann. Im Namen der Kinder sagte Anne Grotheer, dass die Mensa und die Klassenräume für sie besonders beeindruckend gewesen seien.
Kostenrahmen wird eingehalten
Projektleiterin Karin Meyer von der Hochbauabteilung der Stadt Verden versicherte, dass zumindest der Krippenbereich bis zum nächsten Krippenjahr im August fertig wird. Der Schultrakt wird nach ihrer Einschätzung etwas später fertig, voraussichtlich im September. Der Wintereinbruch habe hier die Arbeiten verzögert. Baubeginn war im Juli 2020. Der Kostenrahmen von etwa 4,1 Millionen Euro wird laut Verwaltung noch eingehalten.
Brockmann versicherte den Kindern, dass der Bau dank der Konstruktion in Holzrahmenbauweise sowie der Verwendung von Holz als Außenfassade ein Beitrag für den Klimaschutz sei. "Holz wächst nach und speichert Kohlendioxid, ein klimaschädliches Gas", erklärte der Bürgermeister. Zusätzlich sei geplant, auf dem Dach zur Stromerzeugung eine Photovoltaikanlage zu installieren, ergänzte Karin Meyer.

Blick in den Neubau: Der Kitabereich soll im August fertig werden.
Der Raumgewinn durch den Neubau bedeutet für die Grundschule zwei zusätzliche Klassenräume sowie die gemeinsame Mensa. Die Kita erhält dadurch einen vollwertigen Krippenbereich mit je einem Gruppen- und Schlafraum sowie einem neuen Sanitärbereich. "Bisher haben wir nur eine halbe Krippe mit zehn Plätzen. Durch den Anbau kommen fünf hinzu", sagte Jennifer Tscharntke. Ein weiterer Vorteil sei der neue großzügige Eingangsbereich mit Garderobe. "Das ist zurzeit ziemlich eng, wenn alle Kinder zeitgleich gebracht werden." Im neuen Gruppenraum folgt die Decke wiederum dem Dachverlauf und ergibt ein hohes Raumgefühl. Im Gegensatz zum Schlafraum, der eher einen Höhlencharakter ausstrahlt, wie Karin Meyer sagte. "Wir haben uns daran orientiert, dass Kinder ja auch kleiner sind und sich wohl eher geborgen fühlen, wenn die Decke nicht so hoch ist", erklärte Arslan. Je nach Vorliebe können sich die Mädchen und Jungen in Betten oder auf Matratzen ausruhen.
In der Mensa können insgesamt 160 Kinder verköstigt werden, aufgeteilt in zwei Schichten. "Das Essen wird angeliefert, die Küche ist nur für die Ausgabe des Essens vorgesehen", erklärte Karin Meyer. Wie Benjamin Arslan erläuterte, kann die Mensa mit einer mobilen Trennwand in zwei Bereiche getrennt werden. Für Veranstaltungen könne die Trennwand komplett entfernt werden, um einen großen Raum zu schaffen.
Fehlt eigentlich nur eines: eine vernünftige Glocke, die zur Pause und zum Spielen ruft. Aber auch eine solche ist vorgesehen – im sogenannten Glockenturm, der sich über der Schulbibliothek befindet. Und wer macht den Glöckner von Walle? "Ich nicht, ich hoffe sehr, dass wir eine elektrische Glocke bekommen", witzelte Anne Grotheer.