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Konzertbericht Swing-Konzert mit Salonatmosphäre

Es war das erste und vielleicht auch letzte Weihnachtskonzert für das Benny-Grenz-Trio in diesem Jahr. Und doch war die Freude der Musiker über ihren Auftritt in Verden deutlich zu spüren.
28.11.2021, 14:24 Uhr
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Von Susanne Ehrlich

Die siebten "swingenden Weihnachten" mit dem Benny-Grenz-Trio waren etwas anders. Wie immer erlebte das Publikum jede Menge gute Laune, inspirierte Virtuosität der drei Musiker und die warme, lebendige Stimme von Sängerin Gabriela Koch. Doch Corona hatte der kleinen Swing-Formation, die rappelvolle Säle gewöhnt ist, ein recht überschaubares Publikum beschert.

Doch die Menschen, die an runden Tischen in gemütlicher Salonatmosphäre den Abend genossen, machten ebenso wie das Trio und seine Sängerin das Beste daraus. Jeder im Publikum applaudierte und jubelte für drei, und dass auch die Musiker ihren Auftritt aus vollem Herzen genossen, war in jedem Moment zu hören und zu spüren.

"Ich freue mich ganz außerordentlich, dass Sie alle da sind", rief Stadthallen-Chefin Silvia Voige den Anwesenden zu. Sie hatte sich zuvor sehr für das Zustandekommen des Konzerts engagiert. "Es ist so schön, dass man hier endlich mal den Kopf Kopf sein lassen und seine Gefühle einfach in Herz und Bauch fließen lassen kann." Sie freue sich auch, dass das Projekt Aller-Kultur zur finanziellen Absicherung des Abends beitrage.

Weihnachtliche Evergreens

Mit einer empfindsamen "Christmas ouverture" flochten die Musiker um den Fischerhuder Jazzpianisten Benny Grenz zum Auftakt eine Folge weihnachtlicher Evergreen-Themen ineinander. Da flossen Klänge von "I wish you a merry christmas" in ein paar Takte "Joy to the world" und "O du fröhliche" und am Ende tönten die Glöckchen von "Jingle bells", alles liebevoll miteinander arrangiert und in den zarten Übergängen immer wieder Neugier auf das Nächste weckend.

"Ich freue mich so, dass das hier trotz aller Widrigkeiten stattfinden kann", erklärte Grenz und erinnerte daran, dass hier in der Verdener Stadthalle vor genau zehn Jahren das erste "Xmas swingt"-Konzert stattgefunden habe.

Mit "Have yourself a merry little christmas" sang sich die Detmolder Jazzgesangs-Dozentin Gabriela Koch einmal mehr in die Herzen des Publikums, zärtlich, ausdrucksstark und bei aller Sentimentalität des Songs unwiderstehlich fröhlich. Zwischen den Strophen schuf das Trio, das mit Drummer Julian Nicolaus komplett ist, immer neue, kleine Jazz-Sinfonien, deren fantasievolle Variationen den Musikern ein virtuoses Solo nach dem anderen entlockten.

Auch die Sängerin freute sich spürbar, an diesem Abend das tun zu können, was sie am liebsten tut. "Ich fürchte, dass das für dieses Jahr unser letztes Weihnachtskonzert sein wird – und es ist ja außerdem das erste", sagte sie ganz ohne Resignation: Fast zwei Jahre Corona haben wohl die meisten Kulturschaffenden gelehrt, die Dinge so zu nehmen, wie sie sind.

Große Fangemeinde

Ebenso wie Benny Grenz und Bassist Mario Emde ist Gabriela Koch seit vielen Jahren regelmäßig bei den "Jugend jazzt"-Workshops im Verdener Domgymnasium dabei und besitzt inzwischen eine große Fan-Gemeinde in der Allerstadt. "Für diese unglaublich schöne Stimme könnte ich sie heiraten", schwärmte eine Zuhörerin in der Pause.

All die swingenden Evergreens wie "Winter wonderland", "Santa Claus is coming to town" oder "Let it snow" verbreiteten eine Atmosphäre von Intimität, Nostalgie und der genau richtigen Portion Sentimentalität.

Im schwedischen Traditional "Det stralar en stjärna" spielte Koch zwischen den Strophen ihre Flöte, ebenso warm, beweglich und lebendig wie sie sang, und die zarten Kantilenen erzählten eine berührende Geschichte, in der jeder Zuhörer seine eigene Rolle spielen konnte. Eartha Kitts lasziv knisterndes "Santa Baby", das dem Weihnachtsmann eine bescheidene Wunschliste von Kabriolett und Yacht bis zur "Besitzurkunde für eine Platin-Mine" präsentiert, ergänzte die Sängerin voll augenzwinkerndem Humor noch um den "Weltfrieden" – darüber konnte man in einer Zeit, in der die größte Sorge vieler Menschen in verzögerten Lieferzeiten und drohenden Zugangsbeschränkungen zum weihnachtlichen Konsumrausch besteht, eine Weile nachdenken.

Kostbare Momente

Immer wieder begeisterten die meisterhaft geführte Flöte und die im Jubel des Publikums ausklingenden Soli an Piano, Bass und Drums. Mit Mariah Careys zärtlichem "All I want for christmas" und dem Evergreen "Ding dong merrily on high", in dem die Sängerin das "Gloria in excelsis deo" mit Leidenschaft  zelebrierte, entstanden weitere kostbare Momente.

Mit einem besonders fröhlichen "Jingle Bell Rock" sollte das Konzert enden. Doch das wollte das Publikum nicht dulden. Die Zugabe "När juldagsmorgon glimmar" überraschte mit einer sehr bekannten Melodie: Aus der heimlichen deutschen Nationalhymne der Nachkriegszeit "Ich hab mich ergeben" hatte man in Schweden ein romantisches Weihnachtslied gemacht. Und mit diesem besonderen Weihnachtscocktail aus Romantik, Swing, Groove und jener besonderen Nähe zwischen Musikern und Publikum wurden alle, die sich her getraut hatten, in eine etwas andere Adventszeit eingestimmt, aus der auch sie nun das Beste machen können. 

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