Bei Sonne, Sand und guter Laune hat sich die erste der beiden Mitmach-Aktionen im Zuge des "Kunstlabors 2021" als voller Erfolg erwiesen. Große Sandquader luden auf dem Rathausplatz junge und alte "temporäre Bildhauer" dazu ein, sich auszuprobieren. Das Ergebnis beeindruckte nicht nur die Organisatoren, sondern auch die vielen Zaungäste, von denen einige sogar spontan Lust bekamen, selbst mitzumachen.
An fünfzehn Sonnenschirm-überdachten Arbeitsplätzen stehen die frisch gestampften, feuchten Quader auf Baumstämmen in verschiedenen Höhen. Mit kleinen Meißeln oder Spachteln können sie beschnitten, ausgehöhlt, graviert oder abgeschabt werden. Auch das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite: warm und sonnig, aber nicht zu heiß. "Besser kann es nicht sein", freut sich Jörg Wießmann, Inhaber der Event- und Marketingagentur "Wiesel Events", der dieses Angebot entworfen hat und an verschiedensten öffentlichen und privaten Orten anbietet.
"Dazu bin ich über das Eis gekommen", erklärt er. Aus Eisblöcken nämlich waren auf Weihnachtsmärkten die ersten Skulpturen entstanden. Es folgte die Überlegung, welches andere Material sich für solche Aktionen eigenen könnte. "So kam ich auf den Glockengießer-Sand. Der lässt sich in Form pressen und bleibt über längere Zeit stabil."
Einfach ein großer Spaß
Aber nur, wenn man ihn vorsichtig behandelt. "Eigentlich sollte es ein Haus werden", erzählt die elfjährige Louise Heuver, die sich mit ihrem gleichaltrigen Schulfreund Bix Härthe angemeldet hatte. "Aber es bricht immer was ab." Ihre Freundin Hannah Flethe, die ganz spontan auf ihrem Stadtbummel dazugestoßen ist, meint: "Wir improvisieren halt die ganze Zeit." Für Bix ist es einfach ein großer Spaß: "Endlich können wir wieder solche Attraktionen machen. Die Corona-Zeit war einfach fürchterlich langweilig." Und Louise ergänzt: "Das ist für uns ein kleiner Ersatz für die Domweih."
Auch Berit Härthe, deren kleine Tochter sich an einem Block direkt neben dem munteren Trio versucht, ist begeistert. "Ich finde es besonders gut, dass die Kinder sich hier mal an ganz neuen Werkstoffen ausprobieren können." Als sie den Flyer gesehen hat, hat sie deshalb sofort zwei Blocks reservieren lassen.
Jörg Wießmann ist eigentlich Anwalt für Wirtschaftsrecht. Aber er hat gemerkt, dass er kreative Arbeit sehr viel lieber mag als Prozesse vor Gericht. "Ich liebe es, Projekte zu entwerfen, mit denen man 'Nicht-Künstler' an die Kunst führen kann." Mit Kindern macht ihm das besonders viel Spaß: "Die machen einfach drauflos", weiß er. "Erwachsene meinen dagegen oft, etwas zeigen zu müssen, und sind deshalb viel befangener. "
Auch für Lorenzo de Martin (10) und Cousine Alessia Paquelin (9) ist es eine ganz neue Erfahrung; mit Feuereifer sind die Kinder dabei und besprengen ihren Block mit Wasser, damit er nicht so bröselt. Was hier entsteht, ist unverkennbar: "Ein italienisches Schloss an der Küste." Ganz exakt haben die Kinder den Charakter der typisch mediterranen hellen Bauwerke getroffen. Lorenzo ist sichtlich froh darüber, "dass man jetzt endlich wieder überall hingehen kann, wo man möchte." Die Corona-Zeit ohne die Schule und seine Freunde war für ihn "sehr schlimm. Das war für mich der beste Tag, als wir wieder alle zusammen waren."
Ab Montag auf dem Podest
Opa Marino de Martin ist mit den Kindern ganz spontan gekommen. Er findet es sehr gut, dass die Stadt Verden solche Aktionen anbietet. "Und diese hier ist besonders interessant." Auch Susanne Reinhardt, Kulturbeauftragte der Stadt Verden, ist rundum zufrieden. "Einige sind auch noch ganz spontan gekommen, das freut mich besonders." Sie freut sich darüber, dass die kleinen Kunstwerke noch einige Zeit zu besichtigen sind: "Am Montag werden sie auf das Podest vor dem Rathaus umziehen und dort hoffentlich eine Weile standhalten."
Inzwischen hat Wiesel Event-Mitarbeiter Moritz Rotté deshalb weitere Blocks kurzerhand auf Planen am Boden gestellt – ideal für kleinere Kinder. "Ein bisschen Strand-Feeling", findet Susanne Reinhardt. Und Rotté freut sich: "Ich finde es Klasse, dass hier Alt und Jung zusammenkommen und sich alles so bunt mischt." Helene Hoffmann und Mads Rethmeier (beide zehn Jahre) bauen das Rathaus nach. Mutter Kristin Hoffmann stützt vorsichtig den Turm der fragilen Skulptur. Tochter Helene ist ganz in ihrem Element: "Ich liebe es, etwas mit Kunst zu machen." Und ihre Mutter genießt es, "endlich mal wieder in die Stadt und unter Leute zu kommen."