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Comedy in der Stadthalle Alte Kalauer und persönliche Geschichten

So richtig mitreißend war er nicht, der Auftritt von Lisa Feller in Verden. Während ihre Wortspiele bereits etwas abgehangen sind, sind es die Geschichten aus dem Alltag, mit denen sie Sympathien weckt.
13.09.2021, 17:12 Uhr
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Von Susanne Ehrlich

Lisa, das kannst du besser! Ein bisschen konfus, ein bisschen uninspiriert wirkte die Comedy-Lady bei ihrem Auftritt in der Verdener Stadthalle mit dem aktuellen Programm "Ich komm jetzt öfter". Man plauderte nett miteinander, die Frauen in den ersten Reihen wurden ihre kleinen Einwürfe los, doch die Stimmung blieb den ganzen Abend über auf freundlichem Amüsier-Niveau. Die richtigen Kracher blieben aus. 

Zu viel Zeit verging mit der Erklärung ihres Programmtitels. Das Thema "Kommen" wurde von allen Seiten beleuchtet, bis man dachte "Ja doch, komm zum Punkt". Klar, man lacht, wenn eine Freundin die andere fragt "Schreit dein Mann auch immer so laut, wenn er kommt?" und die antwortet: "Nee, der hat 'nen Schlüssel". Aber genauso klar ist auch, dass all diese Wortspiele, Witze, Assoziationen sich längst in den Gebrauchtwaren-Fächern der Comedy stapeln und wenig Überraschendes haben. Fellers Geschichten aus dem Alltag einer berufstätigen Alleinerziehenden dagegen sind sehr persönlich und beherzt ehrlich, das ist ein großes Plus ihrer Selbstpräsentation. Dabei spielt sie mit ihrer ganzen Körpersprache und liefert ganz nebenbei Karikaturen von allen möglichen Frauentypen zwischen Superweib und penetranter Besserwisserin. Ihre Zuhörerinnen erkennen sich wieder in dieser stets gestressten Frau, die ihre Balance zwischen familiärer Verantwortung und eigener Bedürfnisbefriedigung sucht und plötzlich feststellt, dass ihre beste Zeit vorbei ist, die tapfer versucht, sich die dennoch verfügbaren Vertreter der Männlichkeit schön zu denken, und sich mit ihren Freundinnen, die sie mal beneidet und mal bedauert, ihre heimlichen Konkurrenz-Sticheleien liefert.  

Mutter stets auf Standby geschaltet

Da ruft der kleine Sohn seine stets auf Standby geschaltete Mutter mitten im entscheidenden Augenblick an, sodass sie zu ihrem Lover sagen muss: "Ich muss da rangehen, mach mal solange allein weiter". Die heimtückische Rechtschreibkontrolle bringt sie ein anderes Mal in höchste Verlegenheit, weil sie in einer Nachricht an den Lehrer ihre Kindes aus dem Wort "nachts" das Wort "nackt" macht: "Diese Whatsapp habe ich nackt geschrieben". Da hört sie zwei junge Männer hinter sich rufen, dreht sich geschmeichelt um, geht ein paar Schritte zurück und stellt fest, dass die beiden gerade ein Auto einwinken. Einer von ihnen sagt zum Fahrer: "Stopp, lass erst mal eben die Oma durch". 

Amüsant sind die Schilderungen von den Mitbringseln aus Kindergarten und Grundschule, wo man sagt "Oh, das ist ja toll, da freut die Mutti sich" und denkt "Na, da warst du wohl zu faul, zum Papierkorb zu gehen". Ewig komisches Thema sind auch die hochbegabten Kinder anderer Mütter, mit deren genialen Leistungen sich Frauen ebenso scharf duellieren können wie Männer mit Pistole und Degen.

Wettrüsten bei Geburtstagen

Dass im vergangenen Jahr sämtliche Geburtstagsfeiern ausfallen mussten, sei das Beste an Corona, findet die gestresste Mama. Aus den netten Einladungen von früher sei ein echtes Wettrüsten geworden: Spaßbad, Zoo, mit Delfinen schwimmen – sie habe bereits überlegt, mal bei der ISS anzurufen: "Machen Sie eigentlich auch Kindergeburtstage?".

Endlich kann man wieder mit den Kindern rausgehen, zum Beispiel in den Zoo. Schön sei es ja, dass die Tiere immer größere Gehege bekämen. "Die haben jetzt richtig viel Platz. Nur – man sieht sie nicht mehr." Mit den Kids habe sie die Tiere vor Ort gegoogelt: "So wäre der Nasenbär gewesen".

Oder man geht ins Spaßbad: 35 Euro Eintritt für zwei Stunden, in der Familien-Umkleide müffelt "Familie Bär" vor sich hin, die Schwimmbrille entlarvt, was da außer Haaren und Pflastern noch alles rumschwimmt, und das Bahnenschwimmen wird durch den Paarungstanz der werdenden Männlichkeit auf und unter dem Dreimeterbrett gestört.

Gedanken an Christian Lindner

Da helfe dann nur noch eines: sich nicht ärgern, sondern die Situation lustig sehen. "Ich muss dann immer an Christian Lindner denken", verrät Feller und erzählt von der Begegnung bei der Verleihung des Ordens "Wider den tierischen Ernst". Ihr Beitrag habe der hochentwickelten und bis ins Detail ausgeklügelten Strategie des Mannes bei der Befüllung und Entleerung der Geschirrspülmaschine gegolten. In der ersten Reihe habe Lindner mit seiner damaligen Frau gesessen, die sich vor Lachen kaum habe halten können. Er dagegen habe ein versteinertes Gesicht gezeigt und das gar nicht komisch gefunden. 

Das Publikum in der Stadthalle fand zwar einiges ziemlich komisch blieb jedoch insgesamt recht verhalten. Immer wieder kam es vor, dass Feller eine Weile einhalten musste, bis der erwartete Applaus kam, und am Ende reichte es doch nur zu einem "ganz nett".

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