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Macht nicht jeder Zwischen Kieswegen und Koikarpfen

Seit über zehn Jahren haben Matthias Biedermann und seine Familie ein besonderes Hobby: Mit viel Schweiß und Handarbeit haben sie auf ihrem Grundstück in Verden-Walle einen Japangarten errichtet.
18.02.2022, 11:22 Uhr
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Zwischen Kieswegen und Koikarpfen
Von Antonia Blome

Auf einem abgelegenen Grundstück in Walle ist im vergangenen Jahrzehnt eine Art Paralleluniversum entstanden. Während im Hintergrund Felder und Wald für typisch norddeutsches Flair sorgen, lädt der Garten von Matthias Biedermann ein, in japanische Welten zu entfliehen. Unter anderem sind auf dem 2000 Quadratmeter großen Grundstück ein Koiteich, eine Yatsuhashi-Brücke und ein Wasserfall zu finden.

Seit vielen Jahren lockt der Ziergarten nicht nur interessierte Besucher, sondern auch das Fernsehen an. 2012 nahmen Matthias Biedermann, seine Ehefrau Stephanie und Schwiegervater Andreas das erste Mal an der Garten-Soap "Ab ins Beet" teil. Bisher war die Verdener Attraktion in acht Staffeln zu sehen. Die Dreharbeiten für den überregional bekannten Japangarten laufen aktuell weiter. "Wir dachten erst, wir machen nur einmal mit, aber daraus sind schnell zehn Jahre geworden", sagt Matthias Biedermann.

Noch länger liegt die Geburtsstunde des Japangartens selbst zurück. "Alles fing 2009 an, als meine Frau und ich mein Elternhaus kauften", blickt der Hobbygärtner zurück. Ursprünglich schwebte dem Ehepaar ein Platz im Grünen mit Schaukel und Sandkiste vor. Das Interesse an der japanischen Kultur setzte sich jedoch durch – nach und nach entstand eine fernöstliche Oase. Zu den kleinen und großen Sehenswürdigkeiten zählen zum Beispiel eine Felswand mit Wasserfall, die acht Meter breit und vier Meter hoch ist. Dazu tummeln sich 28 bunte Koikarpfen in dem 300 Quadratmeter großen Teich. In dem Garten ist laut Matthias Biedermann alles durch Handarbeit entstanden – sowohl die Yatsuhashi-Brücke mit Zick-Zack-Form als auch der Shint?-Schrein, für den das Team lediglich ein Foto als Vorlage benutzte. Ein rot gestrichenes Eingangstor, genannt Torii, markiert den Eingang zu der religiösen Stätte.

Die Bäume in seinem Garten zieht und gestaltet Matthias Biedermann ebenfalls selbst. Niwaki heißt das Stichwort – also eine japanische Technik, Gehölzen einen kunstvollen Formschnitt zu verpassen. Dafür bedient sich der Verdener zum Beispiel an Eiben und bearbeitet sie über Wochen bis zum gewünschten Ergebnis.

Sehr viel schneller entstanden ist ein anderes Kernelement des Japangartens: eine Mönchsfigur, die es sich auf dem Boden neben Teich und Sträuchern bequem gemacht hat. Unter der Betonschicht befindet sich eine Styropor-Konstruktion. "In nur drei Tagen haben wir dieses Kunstwerk mithilfe einer Künstlerin hergestellt", sagt Matthias Biedermann. Spezialzement gemischt mit Glasfasern sei für die Gestaltung der Figur genutzt worden. Obwohl das 2000 Quadratmeter große Grundstück schon reichlich gefüllt ist, soll es das noch nicht gewesen sein. "Wir haben für die Zukunft noch ein paar tolle Projekte im Kopf", kündigt der Familienvater an.

Offene Gartenpforte mit 1000 Besuchern

Sowohl für Verdener als auch für Menschen aus ganz Deutschland hat sich der Japangarten zu einem sehenswerten Ausflugsort entwickelt. Mehrere Brautpaare haben in den vergangenen Jahren in weißem Kleid und Anzug Hochzeitsfotos in dem Garten machen lassen. Viel Aufmerksamkeit konnte die Grünanlage auch im Zuge der Offenen Gartenpforte finden – bei diesen Veranstaltungen öffnen private Gartenbesitzer ihre Türen für Besucher. An einem Wochenende seien teilweise über 1000 Menschen in Walle erschienen. "Die Besucher kamen aus ganz Deutschland und manche nahmen sich sogar extra ein Hotelzimmer", sagt Biedermann.

Einige Stammgäste seien jedes Mal für einige Stunden in dem Waller Garten. Viele würden bei einem Besuch einfach entspannen, die Sonne genießen und die Natur beobachten wollen. "Das sind oft Menschen, die selbst keinen Garten haben oder uns durch die Fernsehsendung kennen." Meist hätten diese Veranstaltungen von April bis zum Spätsommer stattgefunden. "Am Anfang haben wir noch Eintritt und später nur Spenden genommen, um die Strom- und Wasserkosten zu decken", erinnert sich Biedermann.

Pandemie erschwert den Betrieb

Ab 2018 legten die Hobbygärtner eine Pause ein, um den Garten auf Vordermann zu bringen. Über diese Unterbrechung hinaus machte die Corona-Pandemie der Familie einen Strich durch die Rechnung und verhinderte weitere Veranstaltungen. Durch die Zusammenarbeit mit dem Fernsehen kann das Ehepaar sein Hobby ebenfalls nicht finanzieren – für die Dreharbeiten erhalten sie eigenen Angaben nach kein Entgelt. Nach zwei Jahren Pandemie werde es derweil schwieriger, die Kosten für den Betrieb zu begleichen. "Wir hoffen, dass wir zukünftig zum Beispiel mit einem Baumarkt in einer Partnerschaft zusammenarbeiten können", lässt Matthias Biedermann wissen.

Insgesamt schätzt er, um die 50.000 Euro in das Projekt investiert zu haben. "Der Japangarten ist einfach unser größtes Hobby, das uns nach so vielen Jahren noch immer Spaß macht", betont er. Ein besonderes Ziel konnten Matthias Biedermann und seine Familie bisher allerdings noch nicht von ihrer To-do-Liste streichen: "Wenn wir einmal die Chance hätten, würden wir gerne nach Japan reisen."

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