Es liegt in der Natur des Menschen, dass er lieber über die schönen Dinge berichtet. Das Negative wird lieber verschwiegen, oder zumindest kurz gehalten, wenn es möglich ist. So ist es nun auch Andreas Hehenberger ergangen, der Coach der Bundesliga-Bogenschützen des SV Dauelsen. „Reden wir doch einfach übers Wetter“, schlug Hehenberger schmunzelnd vor, nachdem er sich zum Bundesliga-Finale der Bogenschützen äußern sollte. Zwar ist das Wetter derzeit auch kein sonderlich berauschendes, doch immerhin noch besser als die Leistung der Dauelser in Wiesbaden. Der Meister der Nord-Staffel musste sich bei der Deutschen Meisterschaft nun mit Rang acht von acht Teams abfinden.
Dabei hätten die Vorzeichen nicht besser sein können: Der SV Dauelsen hatte sich in der Nord-Staffel den Titel vor BSC BB Berlin geschnappt, hatte sich schon am dritten Wettkampftag für das Finale qualifiziert und wusste mit Florian Kahllund den besten Schützen der Bundesliga-Vorrunde in seinen Reihen. Kahllund wurde in Wiesbaden vor dem Finale auch für genau diese Leistung geehrt. Sein Ring-Schnitt war mit 9,85 der höchste überhaupt.
Doch nur ein einziger der Dauelser Schützen präsentierte sich beim Höhepunkt der Saison in Normalform. Und das war nicht Kahllund. Dauelsens Eigengewächs Christian Dauel war es, der seinen Schnitt aus der Vorrunde sogar noch überbieten konnte. Doch das genügte nicht, kamen die drei Routiniers doch allesamt nicht an ihre Leistungsgrenze. Kahllund enttäuschte im Finale mit einem Schnitt von 9,69 Ringen, Sebastian Rohrberg mit einem von 9,46 und Holger Rohrbeck rutsche auf 9,06 ab. Das hatte zur Folge, dass der Nord-Meister alle drei Duelle verlor – 1:7 gegen BC Villingen-Schwenningen, 3:7 gegen den SV Querum und 3:7 gegen BSG Ebersberg. Und schon war das Turnier für die Dauelser beendet. Den Titel verteidigte derweil BSG Ebersberg im Finale gegen das Überraschungsteam BC Villingen-Schwenningen.
Somit lautete das Resümee von Dauelsen Trainer Andreas Hehenberger, nachdem er sich doch entschlossen hatte, über Bogenschießen sprechen zu wollen: „Das war ein gebrauchter Tag.“ Und die Begründung für das enttäuschende Abschneiden lieferte er gleich mit. „Der nötige Biss fehlte vollends. Zum Höhepunkt muss man mindestens das Niveau der Vorrunde erreichen oder sogar das ein oder andere Schräubchen anziehen. Das ist uns nicht gelungen.“
Daher war irgendwie alles wie im vergangenen Jahr: Ebersberg holte sich den Titel, Villingen-Schwenningen überraschte (damals Dritter) und Dauelsen enttäuschte (Vorjahressiebter). 2021 soll das dann nicht der Fall sein. „Wir waren uns alle einig, dass uns das nicht ein drittes Mal in Folge passieren darf.“ Für die kommende Saison wünscht sich Hehenberger dann eine Vorrunde mit Spannung bis zum Schluss und einem Happy End für Dauelsen. „In unserer ersten Meistersaison haben wir uns erst am letzten Wettkampftag ganz knapp für die DM qualifiziert und in der zweiten war das ähnlich.“ Verantwortlich sein werden dafür dieselben Protagonisten, die Mannschaft bleibt komplett zusammen.
2021 nicht über das Wetter reden
Andreas Hehenberger verwies auch darauf, dass Mannschaften wie Titelträger Ebersberg über ganz andere Möglichkeiten verfügen würden. „Wir haben noch Eigengewächse und nur einen Nationalkaderschützen, nicht drei wie Ebersberg.“ Das wolle er auch gar nicht. Und fraglich sei auch, ob diese Mannschaften in denselben Konstellationen auch in der nächsten Saison schießen werden. „Für einen Bogenschützen ist Olympia das größte. Viele verschwinden danach, da Bundesliga einen großen Aufwand bedeutet. Warten wir ab, wer dann vor der Saison auf der Meldeliste stehen wird.“ Der SV Dauelsen wird es – und nach dem Finale 2021 will Andreas Hehenberger dann nicht über das Wetter reden.