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Pop-up-Stores Töpferkunst im Apothekenschrank

Mit Corinna Möller hat eine weitere Kunsthandwerkerin in Verden einen Pop-up-Store eröffnet. Für viele ihrer Vorgängerinnen war das Geschäft auf Zeit ein Sprungbrett für eine feste Adresse.
04.11.2021, 17:15 Uhr
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Töpferkunst im Apothekenschrank
Von Marie Lührs

Den Versuch der Stadt Verden, mit Pop-up-Stores die Fußgängerzone zu beleben, hat sich als Erfolgsgeschichte entpuppt. Seit einem Jahr öffnen entlang der Großen Straße immer neue Geschäftsprojekte ihre Türen. Die Hoffnung der Wirtschaftsförderung: Möglichst viele von ihnen sollen nach der Probezeit ein festes Quartier beziehen. Und der Plan geht auf.

Während einige ihrer Vorgängerinnen bereits einen festen Standort gefunden haben, hat für Corinna Möller die Versuchsphase gerade erst begonnen. Seit Montag zeigt sie an der Großen Straße 60 ihre Tonarbeiten. Dass die Kirchlintlerin nun ausgerechnet in einer ehemaligen Apotheke gastiert, hat eine gewisse Komik. Denn die Kunsthandwerkerin ist gelernte Pharmazeutisch Technische Assistentin (PTA). Entsprechend fachkundig kann sie nicht nur durch ihre Produktauswahl führen, sondern auch die historische Einrichtung erläutern, die nach Auszug der Apotheke in den Räumen blieb. An den Beschriftungen der Fächer lässt sich beispielsweise erkennen, wo einst Arsen, Quecksilber und andere Gifte aufbewahrt wurden. 

Workshops und Kurse

Chemie spielt auch bei ihrer Arbeit mit dem Ton eine Rolle. Denn die Glasuren mischt Möller selbst zusammen. In ihrem Pop-up-Store können Interessierte nicht nur fertige Produkte erstehen, sondern auch den Weg vom Tonblock bis zum fertigen Objekt verfolgen. Mitsamt ihrer Werkstatt ist die Künstlerin an die Große Straße gezogen. Nur der Brennofen steht weiter bei ihr zu Hause. Wer möchte, kann sich auch selbst künstlerisch betätigen und an Kursen sowie Workshops teilnehmen. 

Neben den Töpferartikeln gibt es in Möllers Geschäft unter anderem auch Webwaren von Elisabeth Almgard. Töpferei und Webkunst, zwei sehr alte Techniken, passen wunderbar zusammen, findet Möller. Bilder sollen künftig zeigen, wie die farbenfrohen Schals in einem riesigen Webrahmen entstehen. Das neue Arbeitsumfeld in der Verdener Innenstadt mit Publikumsverkehr sei noch sehr ungewohnt, sagt Möller, mache ihr allerdings Freude. Ob sie im Anschluss an die Testphase nach einem festen Standort in Verden suchen wird, lässt sie noch offen. 

Vorgängerin eröffnet Geschäft

Eine, die bereits eine feste Bleibe gefunden hat, ist Beate Hillwig. An diesem Sonnabend, 6. November, eröffnet sie ihr Geschäft an der Großen Straße 37. Sie war eine der ersten, die an dem Projekt der Stadt teilgenommen hatte. Im vergangenen Oktober eröffnete sie gemeinsam mit der Künstlerin Katja Priebe im ehemaligen Fisch Bremer ihren Pop-up-Store. Während Priebe dort ihre Zeichnungen vertrieb und künstlerisch tätig war, erfreute Hillwig ihre Kundschaft mit Kleidung und Accessoires aus Alpakahaar. Die wärmenden Stücke spielen in ihrem neuen Geschäft nun die Hauptrolle. Im kommenden Jahr sollen Schmuck und Handtaschen aus Kolumbien das Sortiment erweitern.

Nur acht Wochen lang sei ihr Pop-up-Store geöffnet gewesen, erinnert sich Hillwig. Denn der Corona-Lockdown bremste das Projekt bereits im Dezember aus. Und doch waren die Erfahrungen so positiv, dass sie sich für den nächsten großen Schritt entschied. Die Suche nach einer geeigneten Immobilie gestaltete sich allerdings als schwieriger als gedacht. "Leer steht genug", sagt Hillwig, doch nicht jedes Gebäude war geeignet. 

Auch ihre Store-Kollegin Katja Priebe hat nach der Versuchsphase mit etwas Geduld einen festen Standort gefunden und musste sie kurze Zeit später wegen eines Wasserschadens wieder verlassen. Ihre Bilder konnte sie retten, und auch neue Räume hat sie bereits bezogen. "Sie sind wirklich sehr hell und schön mit viel Tageslicht", schwärmt Priebe. Feste Öffnungszeiten gebe es noch nicht.

Umzug vom Holzmarkt

Ebenfalls im einstigen Fischladen hat Künstlerin Ingrid Prill sich versucht. Bald wird sie in die Große Straße zurückkehren. "Der Mietvertrag ist bereits unterschrieben", freut sie sich. In einem ehemaligen Friseursalon mit der Hausnummer 96 wird sie ihr kleines Atelier eröffnen. Im kommenden Monat soll es soweit sein, damit sie noch das Weihnachtsgeschäft mitnehmen kann. Ihr großes Atelier am Holzmarkt, in dem sie auch Kurse anbot, muss sie nach einer Kündigung im kommenden Jahr aufgeben.

Spätestens im Dezember eröffnet mit Sylvia Venema eine weitere Projekt-Teilnehmerin ihr eigenes Geschäft. Für ihren Modeladen "Beautiful life" hat sie direkt gegenüber ihrer ursprünglichen Wirkungsstätte an der Großen Straße 81 geeignete Räume gefunden. "Es lief wirklich mega gut", blickt sie auf die Pop-up-Phase zurück. Der Umbau in ihrem künftigen Geschäft läuft auf Hochtouren. "Sobald es nicht mehr staubt, mache ich auf", kündigt Venema an.

Für Nico Holtkamp und Stefan Radtke, die mit ihrer Firma Mapdid ebenfalls zu den Pop-up-Pionieren gehörten, geht es nur online weiter. In der verhältnismäßig kurzen Zeit und mit den Corona-bedingten Einschränkungen sei es ihnen nicht gelungen, als stationärer Betrieb Fuß zu fassen, erklärt Holtkamp. Die Gestaltung von individuellen Landkarten laufe aber im Internet weiter und soll wachsen. Statt nach einer leerstehenden Immobilie sucht das Duo nun nach Investoren, um sich im Online-Marketing besser aufstellen zu können.

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