Noch vor etwa fünf Jahren wurde das Parkhaus Brückstraße aufwendig saniert. Aus dem düsteren Bauwerk wurde ein deutlich helleres, saubereres und freundlicheres Gebäude mit modernen LED-Leuchten und einem frischen Anstrich. Das war vergleichsweise einfach zu bewerkstelligen, denn die Sanierungsarbeiten, die aktuell an dem Parkhaus notwendig sind, sind mit einem flotten Pinsel, einer hellen Beleuchtung und ein paar baulichen Verschönerungen nicht zu schaffen. Denn sie betreffen die Substanz, wie Stadtkämmerer Andreas Schreiber bestätigt. "Im Frühjahr hatten sich Teile der Fassade gelöst, und wir haben festgestellt, dass der Stahl darunter verrostet ist." Die Riemchen der Fassade hätten sich bereits teilweise bauchig nach außen gewölbt. Dazu gibt es Schäden im Innenbereich des Parkhauses. Der Weiterbetrieb sei jedoch aktuell nicht gefährdet, betont Schreiber.
Verwaltungsausschuss ist unterrichtet
Im Mai wurde dann zeitnah der Verwaltungsausschuss des Stadtrats über die Schäden unterrichtet. Um sich ein umfassendes Bild der Fassadenschäden machen zu können, wurde die Verkleidung der Fassade komplett abgebaut. Mittlerweile liegt nach Angaben der Stadt eine Bestandsaufnahme des beauftragten Büros Bauplanung Nord, Oldenburg, vor. Die Fassaden, bei denen sämtliche Riemchen gelöst und entfernt wurden, weisen freiliegende Bewehrungsmatten, abgeplatzte Fugen und sichtbare Bewehrungen auf. "Die Metall-Bewehrungen sind bereits korrodiert", beschreibt Schreiber die Schäden. Der Innenbereich des Parkhauses ist ebenfalls untersucht worden. An Unterzügen konnten Längsrisse und Betonabplatzungen festgestellt werden. Auch Innenwände, Stützen und Deckenträger sind betroffen.
Zudem haben Untersuchungen von Proben erhöhte Chloridwerte ergeben, heißt es in der Bericht. Damit sei von einer Korrosion der Bewehrung auszugehen. "Die Bohrproben im Bereich der Fugen der Decken weisen einen hohen Chloridgehalt auf. An diesen Stellen konnte bereits eine starke Korrosion der Bewehrung festgestellt werden. Die Unterzüge weisen einen geringen Chloridgehalt auf. Die Schädigungen an den Unterzügen wurden durch Chloride, als auch durch Carbonatisierung ausgelöst, insbesondere durch die im Winter bei Eis und Glätte verwendeten Tausalze, die Chloride enthalten", stellen die Experten fest. Noch nicht untersucht werden konnte, ob unterhalb des Asphalts die Betondecken Schädigungen aufweisen. Zu diesem Zweck sollen im zeitigen Frühjahr 2022 Teilbereiche der Asphaltoberfläche geöffnet werden, um verlässliche Aussagen bezüglich dieser Decken und der Verkehrssicherheit treffen zu können. "Diese Untersuchungen können nur bei wärmerem Wetter gemacht werden", sagt Schreiber.
Grobe Kostenschätzung
Nach einer Grobkostenschätzung aus diesem Jahr geht die Stadt davon aus, dass eine umfassende Sanierung des Parkhauses mit einer vollständigen Erneuerung der Fassaden bis zu 1,5 Millionen Euro kosten könnte. "Letztlich können wir aber erst im nächsten Frühjahr absehen, wie teuer eine Sanierung wird. Dann haben wir erst einen umfassenden Überblick", betont der Kämmerer. Denn die Schäden unterhalb des Asphalts sind bei der Schätzung noch nicht berücksichtigt.
Das Parkhaus Brückstraße wurde Ende der 1970er-Jahre erbaut. Nach Angaben der Kämmerei weist es bilanziell noch einen Restwert von etwa 500.000 Euro aus. Aufgrund des hohen Sanierungsaufwands hat die Verwaltung vorgeschlagen, das Parkhaus zunächst ohne größeren Sanierungsaufwand in dem vorhandenen Zustand weiter zu betreiben. Das fachkundige Büro habe bestätigt, dass an der Außenfassade kurzfristig keine Arbeiten, wie etwa Anbringen eines Korrosionsschutzes, erforderlich seien. Es sei lediglich erforderlich, das Gebäude in regelmäßigen Zeitabständen zu überprüfen, ob sich beispielsweise neuer Beton löst, der dann entfernt werden muss. Die Schäden im Inneren des Parkhauses müssten ebenfalls regelmäßig von einem Sachverständigen untersucht werden, um sicherzustellen, dass weiterhin die Verkehrssicherheit gegeben sei. "Die politischen Gremien müssen dann im Frühjahr entscheiden, wie mit dem Parkhaus weiter verfahren wird", erklärt Andreas Schreiber. Er sei jedenfalls froh, dass das Parkhaus nicht geschlossen werden müsse. "In der aktuellen Situation brauchen wir diese Stellplätze, denn auch beim Bau der Nordbrücke werden welche wegfallen."