Vor zwei Jahren war er noch in seinem Amt als zweiter Vorsitzender bestätigt worden, nun musste Hinni Lührs-Behnke den Posten nach insgesamt elf Jahren räumen. Nicht, weil man ihn in der Führungsequipe des traditionsreichen, im Juni anno 1921 gegründeten Pferdezuchtvereins (PZV) Verden nicht mehr haben wollte, sondern wegen seines zwischenzeitlich erfolgten Aufstiegs: Lührs-Behnke ist seit vergangenem August bekanntlich Präsident des Hannoveraner Verbandes. Zum neuen Stellvertreter des langjährigen PZV-Chefs Jörg Clasen wurde jetzt auf der Mitgliederversammlung im Hotel „Niedersachsenhof“ einstimmig Marc Hahne gewählt.
Sein Aufrücken in den Vorstand des derzeit knapp 200 Mitglieder zählenden Vereins hatte gleichzeitig das Ausscheiden aus dem Beirat zur Folge. Für Marc Hahne (Kirchlinteln), der in der Verdener Geschäftsstelle des Zuchtverbandes für deutsche Pferde (ZfdP) tätig ist, und den aus Zeitgründen nicht mehr zur Verfügung stehenden Dörverdener Tierarzt Jörg Paeper, ließen sich mühelos ambitionierte Nachrücker in den Beirat finden: Silvia Zeyn (Völkersen) und Dirk Radeke (Kirchlinteln). In dem Gremium verblieben sind Stefanie Heemke-Wischer, Gudrun Luttmann, Philipp Baumgart, Cord Badenhoop-Clausen, Harm Clüver sowie Jochen Dittmer.
Ein Gemälde als Preis
Der neue Beirätler Radeke war 2020 zum „Züchter des Jahres“ gekürt worden. Diesmal wurde die Ehre einem Mann zuteil, der im Laufe seiner jahrzehntelangen Aktivitäten in der Pferdezucht schon so manche hohe Auszeichnung erhalten hat. Erst im letzten Jahr hatte Heinrich Behrmann (Stedebergen) zum zweiten Mal nach 2009 den Fritz von der Decken-Preis in Empfang genommen, den der Hannoveraner Verband jeweils dem erfolgreichsten Hengstaufzüchter der zurückliegenden zehn Jahre zukommen lässt. Der Preis in Form eines Ölgemäldes des bekannten Pferdemalers Manfred Busemann zeigt ein fulminantes Fuchshengst-Trio aus Behrmannscher Zucht: neben D’Avie und Belafonte auch Don Henrico, dessen sportliche Meriten nun zur Ehrung als „Züchter des Jahres“ im PZV führten.
Mit dem 2003 geborenen Don Henrico v. Don Frederico, Prämienhengst auf der Verdener Hengstkörung 2005, hat der brasilianische Para-Dressurreiter Rodolpho Riskalla (36) seit 2017 eine Vielzahl von Erfolgen erzielt. So auch vor drei Jahren bei den Weltreiterspielen in Tryon/USA jeweils den WM-Vizetitel in Pflicht und Kür. In jüngster Zeit standen unter anderem Siege und Platzierungen bei in internationalen Turnieren in Doha sowie in Hagen am Teutoburger Wald („Horse & Dreams meet Japan“).
Don Henrico befindet sich zwar längst im Besitz von Ann-Kathrin Linsenhoff, der Team-Olympiasiegerin von 1988, Behrmann verfolgt den Karriereweg aber mit ungebrochener Aufmerksamkeit. Von der Ehrung beim PZV zeigte sich der 78-Jährige zunächst „ein bisschen überrascht“. Er kenne nämlich die Kriterien dafür nicht. Vom Vorsitzenden rasch darüber aufgeklärt, nahm er die neue Auszeichnung erfreut entgegen.
Blick nach Tokio
Die olympischen Reiterspiele in Tokio werden zumindest zwei weitere Mitglieder des Vereins mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgen. Zum US-amerikanischen Springteam gehört mit Laura Kraut eine Reiterin, die mit dem elfjährigen Hannoveraner Baloutinue v. Balou de Rouet aus der Zucht von Heinrich Meyer (Langwedel) antritt. Bei den Paralympics Ende August/Anfang September wird auch die 66-jährige Dressurreiterin Heidemarie Dresing (Rheda-Wiedenbrück) dabei sein. Sie startet mit ihrem bewährten Hannoveraner La Boum v. Londontime, gezogen von Radeke.
Seit etlicher Zeit besteht eine enge Kooperation des Hannoveraner Verbandes mit dem Rheinischen Pferdestammbuch; 2013 erfolgte die Fusion. Für die Teilnehmer der Jahreshauptversammlung des PZV verstand es sich von selbst, Hilfe für die von der Flut betroffenen Pferdezüchter im Bereich des Partnerverbandes zu leisten. Der Beschluss, 5000 Euro zu spenden, fiel ohne Wenn und Aber. In einem spontan aufgestellten Sammelbehälter kam auch noch einiges zusammen. Das Geld soll über den Verband, der ebenfalls schon Unterstützungsmaßnahmen getroffen hat, weitergeleitet werden.
Die Corona-Pandemie hat so manche Planungen über den Haufen geworfen und auch dazu geführt, dass der PZV lange nicht absehen konnte, wann und wie er sein bedeutendes Jubiläum begehen könnte. Mit einer Feier zum exakten Termin der Gründung vor 100 Jahren (25. Juni) ist es nichts geworden. Mittlerweile hat man den 10. September ins Auge gefasst und als Ort des Geschehens das Forum der Niedersachsenhalle, von vornherein mit einer gebotenen Begrenzung der Gästezahl. Ob und wie dies letztlich zu realisieren ist, bleibt mit Blick auf die Corona-Entwicklung abzuwarten. Ein eigens gebildeter Festausschuss beschäftigt sich jedenfalls bereits mit der Gestaltung des Events, bei dem auch mittels einer „Mediashow“ Rückschau gehalten werden soll.