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Renaturierung Startschuss für die Aller-Vielfalt

Die Renaturierung der Aller kann beginnen. Theoretisch zumindest, denn der erste Förderbescheid in Höhe von 5,1 Millionen Euro für das Projekt Aller-Vielfalt wurde nun übergeben.
14.01.2022, 16:50 Uhr
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Startschuss für die Aller-Vielfalt
Von Marie Lührs

"Naturschutz braucht Kooperationen", findet Sabine Riewenherm, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN). Bei der Übergabe des Förderbescheids für das Projekt Aller-Vielfalt am Donnerstagnachmittag. Das Vorhaben lobte sie als "hervorragendes Beispiel" dafür. "Die Aller ist die Lebensader für die Landschaft", ihre Renaturierung sei eine "wichtige Investition in die Zukunft".

Rund fünf Millionen Euro wurden nun als Startschuss an Landkreis, Naturschutzbund (Nabu) und Wasserstraßen- und Schiffahrtsamt (WSA) übergeben. Der erste Projektabschnitt soll bis 2025 abgeschlossen sein. Das vom Nabu initiierte Vorhaben soll an der Allerniederung auf einem Projektgebiet von 2350 Hektar naturnahe Strukturen schaffen. Im Blick stehen dabei neben dem Naturschutz auch die Interessen von Landwirtschaft und Freizeitnutzung. Flutrinnen, Kleingewässer und Altarme wie die Alte Aller sollen wieder an den Flusslauf angebunden und Deiche rückverlegt werden. 

Ufer- und Auenlebensräume aufwerten

Im Projekt werden Auenbiotope wie Auengehölze, artenreiches Grünland und Gewässerrandsteifen entwickelt, mit dem Ziel, die Ufer- und Auenlebensräume aufzuwerten. "Im Dialog mit allen Flächeneigentümerinnen und -eigentümern und Nutzenden in der Allerniederung werden gemeinsam fachlich sinnvolle und gleichzeitig sozialverträgliche Maßnahmen identifiziert und umgesetzt", heißt es seitens des Nabus.

"Die Landwirte waren zunächst sehr besorgt", erinnert sich Rocco Buchta vom Nabu-Institut für Fluss- und Auenökologie an die Anfänge der Projektplanung. Doch es habe sich ausgezahlt, sie gleich mit ins Boot zu holen. Nach ähnlichem Muster war der Nabu bereits an der Renaturierung der Havel beteiligt. Dorf erfreuen sich die Menschen nun unter anderem an sauberem Wasser, Zuwachs bei der Fischpopulation und Rotmilanen.

Artenreich, aber gefährdet

"Auen sind einer der artenreichsten, aber auch gefährdetsten Lebensräume Deutschlands", betont Riewenherm. "Gewässer- und Auenrenaturierungen, wie sie im Projekt Aller-Vielfalt Verden geplant sind, können zudem einen natürlichen Hochwasserschutz bieten und die Wasserqualität der Flüsse verbessern." Daher müsse es ein gemeinsames Anliegen sein, diese Lebensräume langfristig naturnah zu entwickeln und zu erhalten – nicht nur an der Aller. 

Das Projekt Aller-Vielfalt biete die Chance, an einer weiteren Bundeswasserstraße Naturschutz umzusetzen und so die Biodiversität in der Allerniederung nachhaltig zu stärken, ergänzt Leif Miller, Bundesgeschäftsführer des Nabu. "Hier fließen unsere langjährigen Erfahrungen aus dem Havel-Projekt – Europas größtem Flussrenaturierungsvorhaben – ein." Der Zusammenschluss von Landkreis, WSA und Nabu "bündelt dabei verschiedenste Kompetenzen für eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Biotopverbundes entlang der Aller".

Biotopverbund von nationaler Bedeutung

"Mit dem jetzt gestarteten Projekt wird an der Aller, dem wichtigsten Verbindungsgewässer zwischen Nordsee und Harz, ein Biotopverbund von nationaler Bedeutung entwickelt", gibt der Naturschutzbund Einblick in das Projekt. Dafür ist bis 2031 ein Gesamtbudget von rund 17 Millionen Euro vorgesehen. 

Große Projekte, wie sie nun an der Aller bevorstehen, kennt Thomas Arkenau, Leiter der Abteilung Naturschutz beim Landkreis Verden, zur Genüge. Er wird die Projektleitung übernehmen. Auch bei der Renaturierung der Fischerhuder Wümmeniederung war er bereits führend eingespannt. "Heute sind die Zeiten allerdings anders als bei der Wümme", zieht er den Vergleich. "Die Flächen an der Wümme waren für die Landwirtschaft nicht viel wert." Das Projekt an der Aller sei zudem nicht in zehn Jahren erledigt. "Es ist eine Generationsaufgabe", ist Arkenau überzeugt. „Knapp 20 Jahre nach dem Abschluss des Naturschutzprojektes Fischerhuder Wümmeniederung ergreift der Landkreis mit dem Projekt Aller-Vielfalt das zweite Mal die Chance einer national bedeutenden Renaturierung einer seiner Flussläufe", ergänzt Verdens Landrat Peter Bohlmann.

Projektbüro im Ökozentrum

Die Umsetzung liegt in der Hand des WSA Weser, die Arbeiten in der Aue übernehmen Naturschutzbund und der Landkreis. Für das operative Geschäft mit der fachlichen Betreuung wird ein Nabu-Projektbüro beim Ökozentrum in Verden eingerichtet. 

Das Projekt gilt als das größte Vorhaben im Förderprogramm "Blaues Band Deutschland" für Auen. "Es wird zunächst bis Ende 2025 mit 5,1 Millionen Euro gefördert", heißt es in einer Mitteilung des Nabu. Zusätzlich zu den rund 4,2 Millionen Euro an Bundesmitteln aus dem Förderprogramm Auen steuert das Land Niedersachsen in der ersten Förderphase weitere 900.000 Euro bei. Ausgelegt ist das Projekt zunächst auf zehn Jahre. Das Areal umfasst 2350 Hektar und 30 Flusskilometer. 

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