Mit vielen Vorschusslorbeeren hatte die Verdener SPD ihn als ihre Nachwuchshoffnung vorgestellt, da verabschiedet sich Benedikt Pape schon wieder. Vor einem knappen Jahr wurde der heute 25-Jährige zum Vorsitzenden der Partei gewählt. Nun zieht es ihn zu neuen Ufern. Von der Aller geht es für ihn an die Spree. Allerdings nicht in politischer Mission. Denn bei der Delegiertenwahl im Februar konnte er sich nicht gegen Michael Harjes durchsetzen, der nun hofft, für den Wahlbezirk Osterholz-Verden in den Bundestag einziehen zu können. Stattdessen sind es persönliche Gründe, die Pape zu einem Neuanfang bewegen. Der Umzug ist allerdings erst für Oktober geplant. Im Wahlkampf werde er sich für die Verdener Sozialdemokraten noch einmal ins Zeug legen – allerdings aus zweiter Reihe, sagt Pape. Die Führung der Partei habe er bereits vor einigen Wochen an Eva Hibbeler abgeben, die sie kommissarisch übernimmt.
Im August 2020 hatte die SPD Pape zum Nachfolger des langjährigen Vorsitzenden Gerard-Otto Dyck gewählt. Einige Monate zuvor war der damals 24-Jährige für Jutta Sodys in den Verdener Stadtrat nachgerückt. Gemeinsam mit Kira Georg saß er zudem den Kreisverdener Jusos vor. Seit 2014 hat er sein Parteibuch, das ihn auch nach Berlin begleiten wird. Der Abschied aus seinen Verdener Ämtern sei keineswegs ein Abschied von den Sozialdemokraten, versichert er.
Wunsch nach Neuanfang
"Ich möchte noch einmal neu anfangen", begründet Pape seine Entscheidung. Mit 25 Jahren habe er das Gefühl, es sei der beste Zeitpunkt, noch einmal etwas Neues zu wagen. In Berlin werde er sich dennoch erstmal aufs Ankommen im neuen Job konzentrieren. Der gelernte Hörgeräteakustiker hat dort eine Anstellung bei einem Familienunternehmen gefunden, das ihm Fortbildungsmöglichkeiten in Aussicht stellt. So werde er mit seinem Arbeitsbeginn im Oktober eine Fortbildung zum Pädakustiker, einem Spezialisten für Kinderohren, beginnen. Danach wolle er vielleicht noch einen Meister draufsetzen. "Mein Herzensthema ist die Ausbildung", erzählt der Verdener, der vor seiner Ausbildung als Lehramtsstudent eingeschrieben war.
Aus seiner Zeit als Vorsitzender der SPD nehme er viel für sich mit. Die Arbeit habe ihm unter anderem gezeigt, wie wichtig breite Kommunikation sei. "Wenn es da hakt, hat das Folgen." In den vergangenen Monaten habe er die Wahlvorbereitungen intensiv mit begleitet. Er lud unter anderem Interessierte dazu ein, sich an kommunalpolitischen Ideencamps zu beteiligen. Die Treffen dienten unter anderem dem Gedankenaustausch und bildeten mit den dabei entstandenen Ideen den Grundstock für das Wahlprogramm der SPD.
Nachdem sein Traum vom Einzug in den Bundestag frühzeitig geplatzt sei, unterstütze er nun den SPD-Kandidaten Michael Hartje mit aller Kraft. "Es bringt nichts, jetzt die beleidigte Leberwust zu spielen", findet er. Die gegenseitige Unterstützung hätten die beiden Kandidaten sich bereits vor der Abstimmung zugesichert. Für den Wahlkampf habe er sich ohnehin freigenommen, sagt Pape. Die Zeit nutze er nun unter anderem für seinen Einsatz in der Geschäftsstelle der SPD.
Politik bleibt weiter Thema
Für seine Zeit in Berlin habe er noch keine großen Pläne. Erst einmal wolle er an seinem neuen Wohn- und Arbeitsort ankommen. "Es geht aber ziemlich sicher politisch weiter", ist er überzeugt. Freunde hätten ihm schon prophezeit, dass er es keinesfalls länger als zwei Monate ohne Politik aushalten werde. Die nötigen Kontakte in der Großstadt habe er dank der Arbeit bei den Jusos bereits.
Mit Benedikt Pape geht allerdings nur ein Teil der jungen Hoffnung der SPD. Denn auf den Listen der Partei gebe es auch weitere junge Kandidaten, erklärt Pape. Darunter sind Leon Baier, der bereits politische Erfahrungen als stellvertretender Vorsitzender der Jusos gesammelt hat, und Özge Kadah. Beide kandidieren für den Stadtrat und den Kreistag. Es sei wichtig, auch jungen Menschen eine Chance zu geben, betont der baldige Wahl-Berliner.
Wie es in Zukunft mit dem Vorsitz der Verdener SPD weitergehen wird, ist noch unklar. Über die Besetzung des Postens soll nach den Wahlen im September entschieden werden.