Ladies first, so lautete das Motto zum Auftakt der Verdener Pferdeevent-Woche. Was der gastgebende Verband an jungen hannoverschen und rheinländischen Stuten zu bieten hat, kann sich allemal sehen lassen. Die 60 besten Dreijährigen aus den Bezirksverbänden gelangten bei der Herwart-von-der-Decken-Schau auf dem Turniergelände auf den Laufsteg und fanden bei den fachkundigen Zuschauern durchweg Gefallen. Dasselbe galt für die zehn erlesenen Stutenfamilien, die besonders im Blickpunkt standen. Dass vor allem Züchter Tobias Schult reine Freude empfinden durfte, ist der Staatsprämienstute namens Reine Freude zu verdanken.
Drei Töchter der 15-jährigen Rheinländerin traten im traditionsreichen Familienwettbewerb derart überzeugend auf, dass bei Publikum und Preisrichtern Einigkeit herrschte: Diesem Trio gebührt der Sieg. Quintera v. Quaterback, Amore Mia v. Ampere und Veneno v. Vaiana bildeten ein als ausdrucksvoll und bewegungsstark eingestuftes Team, dem zudem aufgrund der Abstammung auch züchterische Bedeutung zukommt. Gezogen und ausgestellt von Tobias Schult (Hünxe/Kreis Wesel), wurde der Reine Freude-Formation die wertvollste Auszeichnung zuteil, die der Hannoveraner Verband vergibt.
Preisvergabe alle vier Jahre
Um den prestigeträchtigen Herwart-von-der-Decken-Preis, benannt nach dem 2003 verstorbenen langjährigen Verbandsvorsitzenden, geht es bei der Stutenschau nur alle vier Jahre. Die Trophäe ist ebenso wertvoll wie dekorativ: Bei der „Dieta-Statuette“ handelt es sich um eine handliche Miniatur des Dieta-Denkmals, der lebensgroßen Bronzestatue (Mutterstute mit Fohlen), die auf dem „Platz der Tierzucht“ vor der Hannoveraner Zentrale und der Niedersachsenhalle prangt.
Die Entscheidung über Sieger- und Reservefamilie oblag diesmal Astrid von Velsen-Zerweck, ihres Zeichens Landoberstallmeisterin des baden-württembergischen Haupt- und Landgestüts Marbach, Ludwig Christmann, Abteilungsleiter Zucht International beim Verband, sowie Burkard Wahler (Klosterhof Medingen). Auf Rang zwei setzte die Jury drei Stakkato-Töchter der Hannoveraner Stute des Jahres 2017, Sarah v. Sherlock Holmes (Züchter Christa und Adolf Feldmann, Uetze/ Besitzer Georg Brauer, Elze). Man habe unterm Strich „sehr gute Qualität“ gesehen, sagte Wahlers, „viel Licht und ein wenig Schatten“.

Die Stute Saja v. Stolzenberg legte beim Freispringen eine „nahezu perfekte Präsentation“ hin.
Braunschweig, Hannover, Hessen/Süddeutschland, Lüneburg, Nordrhein-Westfalen, Ostfriesland/Oldenburg, Osnabrück/Emsland, Stade und International – diese neun regionalen Bezirksverbände konnten wieder, entsprechend der Anzahl ihrer eingetragenen Zuchtstuten, ihre besten Dreijährigen in der Reiterstadt an den Start schicken. Zahlenmäßig dominierten einmal mehr die Muttertiere mit Dressurpferdepedigree. Insgesamt 49 kamen in fünf Abteilungen auf den Prüfstand. Elf Springstuten komplettierten das Schau-Aufgebot, das von den Präsidiumsmitgliedern Hergen Forkert, Matthias Klatt sowie Verbandszuchtleiter Ulrich Hahne in Etappen begutachtet wurde. Ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hatte als Gastrichter auch ein Experte aus den Niederlanden, der bekannte Züchter und Ausbilder Johann Hamminga.
Eindrucksvoller Auftritt
Das kleine, aber feine Feld der springbegabten Stuten des Jahrgangs 2018 führten am Ende gleich drei Kandidatinnen aus dem Bezirksverband Stade an, dem auch die Züchterinnen und Züchter aus dem Landkreis Verden angehören. Ganz an die Spitze schaffte es die Schimmelstute Saja v. Stolzenberg (Zucht- und Reiterhof Münch, Homberg/ ZG Schmidinger, Stade). Beim Freispringen, dem ersten Programmabschnitt der Veranstaltung, wurde Saja eine „nahezu perfekte Präsentation“ attestiert. Es war quasi die Fortsetzung ihres bereits eindrucksvollen Auftritts beim hannoverschen Freispringwettbewerb im Frühjahr in der Niedersachsenhalle.
Mit der Bewertung 1b und damit dem Vize-Titel wurde Cornelie v. Cornet Obolensky bedacht. Züchter und Besitzer ist der Journalist Stefan Aust, der in Armstorf bei Bremervörde seiner Pferdepassion nachgeht. An Position C stand im Ranking schließlich Carol v. Caroly, aufgezogen und ausgestellt von Gerald Wiese (Ottersberg) vor Big Lady v. Big Star (ZG Eggerking, Brinkum). Zur besten Halbblutstute wurde Butt’s Lemontree v. Asagao xx (Volker Steinkraus, Hanstedt) gekürt.
Aus der starken Konkurrenz der Dressurdamen ging als Siegerin Va Pensiera v. Vitalis vom Zuchthof Düvel (Katlenburg-Lindau/Kreis Northeim) hervor. Die „ganggewaltige“ Vollschwester des 2020er Bundeschampions Va Pensiero ließ die Mitbewerberinnen als fünfletzte Starterin hinter sich. So auch knapp Flavienne v. Fürst Romancier (Dierk Hachmann, Bevern/ Gestüt Greim, Bärnau). Die braune Flavienne war von den Bayern auf der Verdener Fohlenauktion entdeckt worden. Das Gestüt hatte im vergangenen Jahr mit Romy v. Revolution die Siegerstute gestellt. Donna Knispel v. Don Martillo (Jochen Dittmer KG, Kirchlinteln-Lehringen) wurde Vierte der zweiten Dressur-Abteilung, Ihre Hoheit v. Ibiza (Heinrich Behrmann, Stedebergen) landete in der vierten Gruppe auf Platz drei.