Das Zelt des Weltzuchtverbandes für Sportpferde ist zünftig möbliert. Wer im kleinen Turnier-Treff des großen Verbandes verweilen möchte, kann gerne auf einer der flachen Bänke aus Strohballen Platz nehmen, das Info-Material studieren und mit den Gastgebern fachsimpeln oder Smalltalk halten. Die bei Wind leicht flatternden Wände aus weißen Planen sind mit zahlreichen schwarz-weißen Pferdefotos dekoriert, die von Eva-Maria Broomer stammen und online zugunsten von „World Horse Welfare“ versteigert werden. Die gebürtige Kölnerin lebt in Großbritannien, ist passionierte Züchterin und Vizepräsidentin des Verbandes.
Dass die 1994 gegründete World Breeding Federation for Sport Horses (WBSFH) mit einem Stand vertreten ist, versteht sich von selbst. „Ihre“ WM der jungen Dressurpferde ist schließlich das Herzstück von „Verden International“ und wird nach mehrjähriger Pause erstmals wieder in der Reiterstadt ausgetragen. Den riesigen Zuschauerzuspruch wie in all den Jahren, in denen die globale Auslese unter den besten fünf-, sechs- und siebenjährigen Pferden fürs Viereck in Verden über die Bühne ging, kann es diesmal pandemiebedingt nicht geben. Die Publikumsplätze sind streng limitiert, einen Showabend gibt es ebenso wenig wie die beliebten „Country Days“.
Attraktive Anlaufstationen
Doch die Besucherinnen und Besucher, die Eintrittskarten ergattert haben, sowie die aktiv an den Wettbewerben und hinter den Kulissen Beteiligten und die „Offiziellen“ finden durchaus einige attraktive Anlaufstationen im nahen Umfeld der beiden Wettbewerbsarenen vor. Die Anzahl der in zwei Reihen platzierten Pagodenzelte ist überschaubar, das dennoch vielfältige Sortiment besonders auf die Branche zugeschnitten. Im Zentrum des Hannoveraner Verbandes, der das Turnier mit seiner pVerd-event GmbH stemmt, darf der Hannoveraner Shop Verden nicht fehlen.
Claudia Bergmann, die ihn seit etwa zwei Jahren betreibt, präsentiert in ihrem Zelt-Geschäft die breite Palette an Produkten, die mehr oder weniger deutlich das typische Markenzeichen tragen, das geschwungene H mit den stilisierten Pferdeköpfen links und rechts. Das umfangreiche Angebot umfasst nicht nur Kleidung, Taschen und Accessoires in allen Variationen, Farben und Größen, sondern beispielsweise auch Boxen- und Stallschilder, die individuell nach Wunsch gestaltet und beschriftet werden, diverse Deko-Gegenstände und sogar Mund-Nasenschutz-Masken mit Hannoveraner-Logo. Und natürlich Krawatten, wie sie nicht zuletzt Hannoveraner-Präsident Hinni Lührs-Behnke zu tragen pflegt.

Hannoveraner-Präsident Hinni Lührs-Behnke trägt Krawatten im Verbands-Design bereits. Claudia Bergmann verkauft an ihrem Stand auch allerlei andere Artikel mit dem markanten H.
Auch Unternehmerin Claudia Bergmann ist froh, dass es wieder Möglichkeiten wie das Sommerturnier gibt, um „live“ vor Ort zu sein. Kürzlich war sie schon bei den Bundeschampionaten in Oldenburg. Ihr eigentlicher Laden im Foyer der Niedersachsenhalle blieb in Ermangelung von Veranstaltungen lange geschlossen, und der Online-Shop sei während des Lockdown auch nicht so stark frequentiert worden wie sonst.
Kein Zelt, sondern ein alter Bus dient Peter Kempkens als Turnier-Filiale seiner bekannten Krefelder Reitstiefel-Manufaktur. Die traditionsreiche Schuhmacherei, 1881 von Kempkens Urgroßvater gegründet, betreibt er mit Ehefrau Nina in vierter Generation. Beide sind auch reitsportlich vom Fach. Dass die nach altbewährter Technik maßgefertigten Lederstiefel beileibe nicht nur „normale“ Fuß- und Beinbekleidung in Schwarz oder Braun sein müssen, beweist schon die Stiefelparade an der Längsseite des Oldtimers: Da stehen auch etliche ausgefallene Exemplare stramm, etwa welche mit Tupfenmotiv, in lieblichem Lila oder in glänzendem Silber mit roter Schnürung.

Vielfältige und ausgefallene Reitstiefel gibt es am Stand von Peter Klempkens aus Krefeld.
Am Stand des WBSFH erzählen die britische Vizepräsidentin Eva-Maria Broomer und Hauptgeschäftsführerin Nadine Brandtner, die aus ihrer Heimat Südafrika vor einigen Jahren nach Belgien umgesiedelt ist, gern von den Strukturen, Zweck und Zielen des Verbandes, dem derzeit 81 Zuchtverbände in 35 Ländern angehören – auf allen Kontinenten bis auf Asien. Doch auch da könnte sich noch etwas tun, meinen die Expertinnen. Verden sei von Beginn an das Symbol für die Jungpferde-WM gewesen. In der Allerstadt war 1997 im Zuge der Dressur-Europameisterschaften schon das Pilotprojekt erfolgreich.
In seinem Grußwort im Programmheft betont denn auch Präsident Jan Pedersen (Dänemark), es sei eine große Freude, „auf das wunderschöne Turniergelände in Verden zurückzukehren“, wo die Veranstalter, der internationale Reitsportverband FEI und die WBSFH eine „enge Tradition“ fortführten.